Mönchengladbach Busfahrer sucht mutmaßlichen Schläger über Facebook

Mönchengladbach · Ein Aufruf eines Busfahrers aus Mönchengladbach bewegt das Netz: Er suchte einen Fahrgast, der ihn im Bus geschlagen haben soll. In dem Facebook-Post hatte er zwei Bilder von dem mutmaßlichen Täter veröffentlicht. Dann erklärte er, den Verdächtigen gefunden zu haben.

"Hallo Leute. Bin heute morgen um 11.25 Uhr in Mönchengladbach, Haltestelle Bismarckplatz, bei meiner Arbeit als Busfahrer (...) brutal ins Gesicht geschlagen worden." So begann der Facebook-Post des Nutzers, der seit Donnerstagabend in dem sozialen Netzwerk etliche Reaktionen hervorgerufen hatte. Über 31.300 Mal wurde der Beitrag geteilt, bevor der Verfasser ihn am Freitagmittag löschte. Vermutlich aus datenschutzrechtlichen Gründen.

Er habe einen Fahrgast nach seinem Fahrschein gefragt, schilderte der Mönchengladbacher Busfahrer in seinem Beitrag weiter. Doch der habe nicht bezahlen wollen - und sei ausfallend geworden. Der Busfahrer habe den Mann daraufhin gebeten, den Bus zu verlassen. Andernfalls wolle er die Polizei rufen. Weil der Mann keine Anstalten gemacht habe zu gehen, habe der Fahrer den Notruf gewählt. Da habe der Mann ihm ins Gesicht geschlagen.

Als der Busfahrer daraufhin ein Foto von dem Mann machte, das er später der Polizei zeigen wollte, habe der Mann wieder zugeschlagen. "Er hat mir eine Platzwunde zugefügt", schreibt der Busfahrer bei Facebook. Bevor die Polizei den Tatort erreicht habe, sei der Mann geflohen.

Die Polizei bestätigt, dass der Vorfall bekannt sei und eine Anzeige vorliege. "Wir waren vor Ort, der Busfahrer wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht", sagte Sprecherin Cornelia Weber unserer Redaktion. Die Ermittlungen dauern an.

Unterdessen sammelten sich unter dem Facebook-Post des Busfahrers zahlreiche Kommentare. Neben Genesungswünschen für den Busfahrer fanden sich Beleidigungen und Anfeindungen in Richtung des mutmaßlichen Schlägers, darunter auch Aufrufe zur Selbstjustiz.

Wenige Stunden nach dem ersten Beitrag verkündete der Busfahrer dann, er habe den mutmaßlichen Täter bereits gefunden. Bei Facebook veröffentlichte er einen Screenshot von dessen Profil auf der Plattform.

Zu der Frage, was die Polizei davon halte, dass der Busfahrer auf Facebook selbst nach dem mutmaßlichen Schläger suche und Fotos von ihm veröffentliche, wollte Polizeisprecherin Weber sich nicht äußern. Die Polizei verwies an das NRW-Innenministerium.

"Wir raten dringend davon ab, sich selber auf die Suche nach dem Täter zu machen. Dafür gibt es Profis. Und das sind Polizisten", sagte Ministeriumssprecher Wolfgang Beus. Wer privat nach einem Täter fahnde, setze sich möglicherweise selbst ins Unrecht. Persönlichkeitsrechte seien sehr hoch anzusetzen. "Was ist zum Beispiel, wenn die gezeigten Bilder vom mutmaßlichen Täter jemand anderem ähnlich sehen?", gibt Beus zu Bedenken. Er rät, alle möglichen Beweismittel nach einer Straftat der Polizei zu übergeben.

Am Freitagmittag löschte der Busfahrer alle Beiträge zu dem Thema, einschließlich der Fotos von dem mutmaßlichen Schläger und des Links auf dessen Facebook-Profil. Das Profil des Beschuldigten ist mittlerweile ebenfalls offline.

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen können wir das Foto des mutmaßlichen Täters bzw. den Facebook-Beitrag, der im Artikel genannt wird, nicht zeigen.

(gap/lsa)
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