Feuerwehr in Mönchengladbach Der harte Sommer der Feuerwehr

Mönchengladbach · Feuerwehrleute, die helfen wollen, werden oft beschimpft. Bei Bränden in Broich und Rönneter war das ganz anders. Dort servierten Bürger den Rettern Getränke und Brötchen.

 Bei der anhaltenden Hitze sind die Einsätze der Feuerwehr noch anstrengender als sonst. Sie brauchen mehr Personal, können maximal 30 Minuten arbeiten und sind auf Getränke angewiesen, so wie hier bei einem Brand an der Venner Straße.

Bei der anhaltenden Hitze sind die Einsätze der Feuerwehr noch anstrengender als sonst. Sie brauchen mehr Personal, können maximal 30 Minuten arbeiten und sind auf Getränke angewiesen, so wie hier bei einem Brand an der Venner Straße.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Sie werden beschimpft, beleidigt und angegriffen, wenn sie nicht zulassen, dass Gaffer Verletzte fotografieren oder schwere Brände mit Smartphones filmen. Auf Fahrten zum Einsatz fliegen Steine gegen die Fahrzeuge. Bei Facebook und Instagram kommt es immer wieder zu Schmähungen aus der untersten Schublade, wenn es darum geht, gegen Feuerwehrleute zu wettern. Dabei haben sie genau das Gegenteil verdient. Bürger aus Broich und Rönneter setzten Ende vergangener Woche bei einem Dachstuhlbrand und einem Flächenbrand ein Zeichen. Sie strömten zu den Einsatzstellen und versorgten die Feuerwehrleute mit Getränken und Speisen. Auf der Facebookseite der Mönchengladbacher Feuerwehr gab es zusätzlich jede Menge Lob.

„Durch die anhaltende Hitze sind die körperlichen Reserven unserer Kameraden am Anschlag. Man kann nicht richtig schlafen, kommt nicht zur Ruhe, und der Körper kühlt kaum ab. Das macht sich bei Einsätzen bemerkbar“, sagt Feuerwehrchef Jörg Lampe. Auf den Wachen stehen jedem Feuerwehrmann daher täglich zwei Liter Wasser zur Verfügung. „Bei Einsätzen tragen wir dreilagige Hosen und eine 25 Kilogramm schwere Ausrüstung. Durch die Hitze ist die Einsatzdauer pro Feuerwehrmann auf 20, maximal 30 Minuten begrenzt. Dann müssen wir austauschen“, sagt Lampe. Das bedeutet, dass bei jedem Einsatz mehr Wehrleute benötigt werden als üblich – und das bei vermehrten Alarmierungen. Daher ist die Berufsfeuerwehr aktuell noch stärker als sonst auf die Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr angewiesen, wie sich auch bei Einsätzen am Donnerstag zeigte. „Wir sind froh, dass viele Kameraden nicht in Urlaub gefahren sind. Das hilft uns sehr“, sagt Lampe.

 Erschöpfte Feuerwehrleute beim Einsatz an einem brennenden Dach einer Bauruine in Rheydt am 23. Juli.

Erschöpfte Feuerwehrleute beim Einsatz an einem brennenden Dach einer Bauruine in Rheydt am 23. Juli.

Foto: Feuerwehr Mönchengladbach

Doch ganz gleich, ob Berufsfeuerwehr oder freiwillige Einheiten: Am Einsatzort ist die Belastung enorm hoch, und die Wehrleute gehen über ihre Grenzen. „Es ist schön, zu erfahren, wenn Bürger uns helfen, so wie es in Broich und Rönneter passiert ist“, sagt Lampe. Eine solche Wertschätzung zu erfahren, sei für die Mentalität von hoher Bedeutung. „In Broich brachten uns die Bürger Wasserkästen, Kaffee, belegte Brötchen, Kuchen und Eis“, erzählt der Feuerwehrchef. Peter Schmitz, der stellvertretende Einheitsführer der Freiwilligen Feuerwehr Broich, beschreibt die Hilfe als ergreifend. „Was die Bürger dort getan haben, ist kaum zu beschreiben. Sie haben uns nicht nur Getränke gebracht. Sie öffneten ihre Häuser, damit wir uns im Kühlen ausruhen können, und stellten ihre Toiletten zur Verfügung“, erzählt Schmitz. Beim Flächenbrand in Rönneter gab es ähnliche Bilder der Unterstützung durch Bürger.

„Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Respektlosigkeit, hat die Bevölkerung eindrucksvoll bewiesen, dass es auch ganz anders geht. Die Hilfsbereitschaft und Unterstützung sind ein wichtiges Zeichen des menschlichen Umgangs“, schrieb Feuerwehrchef Jörg Lampe bei Facebook. Respektlosigkeit, Egoismus und eine gewisse Grundaggressivität gegen Mitmenschen sind an vielen Stellen leider Alltag und man kann das Gefühl bekommen, dass der Zustand zunimmt. Feuerwehrleute erleben das täglich. „Was wir bei diesen beiden Einsätzen erfahren durften, war die absolute Kehrtwende“, sagt Lampe und hofft, dass das Beispiel Schule macht.

Bei Facebook schrieben Bürger: „Respekt vor der Leistung der Feuerwehr“ und „Ihr macht eine hervorragende Arbeit!“. Letztlich solle jeder daran denken, dass er selber einmal auf die Hilfe der Feuerwehr angewiesen sein könnte. „Eine Gesellschaft, in der nicht jeder nur an sich denkt, in der man hilfsbereit und respektvoll miteinander umgeht, ist einfach lebenswert.“

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