Ermittlungen wegen Volksverhetzung Behörden nehmen nach Halle-Attentat zwei Männer aus Mönchengladbach ins Visier

Mönchengladbach · Einsatzkräfte haben am Mittwoch eine Wohnung in Mönchengladbach durchsucht. Im Fokus der Ermittler stehen zwei Männer. Sie sollen das „Manifest“ des Halle-Attentäters im Netz verbreitet haben.

 Ein Polizeiwagen steht in Halle nach dem rechtsextremistischen Anschlag nahe des Eingangs zur Synagoge, vor der Menschen Kerzen und Blumen niederlegen (Archivbild).

Ein Polizeiwagen steht in Halle nach dem rechtsextremistischen Anschlag nahe des Eingangs zur Synagoge, vor der Menschen Kerzen und Blumen niederlegen (Archivbild).

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Zwei Männer aus Mönchengladbach sollen das perfide „Manifest“ des mutmaßlichen Attentäters von Halle im Internet verbreitet haben. Die Wohnung der Beschuldigten sei am Mittwoch durchsucht worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, Jan Steils, am Mittwoch auf dpa-Anfrage. Es bestehe der Verdacht, dass sie „vom Attentäter herrührende“ Dokumente mit volksverhetzendem Inhalt „zeitnah zum Attentat von Halle“ verbreitet hätten. Auf die Frage, ob es sich dabei um das „Manifest“ des Attentäters handele, sagte Steils, das treffe zu. Gegen die 26 und 28 Jahre alten Männer werde wegen Volksverhetzung ermittelt. Sie leben im Stadtteil Rheydt-Bonnenbroich und sind nach Informationen unserer Redaktion Brüder. Die beiden Männer galten als weitgehend unbescholten, auch bei der Polizei.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte zuvor online - nach gemeinsamen Recherchen mit WDR und NDR - von einer verdächtigten Person aus Mönchengladbach berichtet. Diese stehe im Verdacht, mit dem Attentäter in Verbindung gestanden und über die geplante Tat informiert gewesen zu sein. Dazu äußerte sich die Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft nicht - unter Hinweis auf laufende Ermittlungen. Steils betonte, es handele sich bei den Untersuchungen in Mönchengladbach um ein „separates Verfahren“.

Der mutmaßliche Rechtsterrorist hatte sein „Manifest“ voller antisemitischer Begriffe und mit detaillierter Beschreibung seines Waffenarsenals vor dem Anschlag im Internet veröffentlicht. Der geständige Stephan B. soll vor einer Woche schwer bewaffnet versucht haben, in die Synagoge in Halle einzudringen, in der rund 50 Gläubige den wichtigsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Als der Plan misslang, erschoss der 27-Jährige den Ermittlungen zufolge eine 40 Jahre alte Passantin und einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Imbiss.

Beamte des NRW-Landeskriminalamtes durchsuchten die Wohnung der zwei Männer Mittwochfrüh und stellten „zahlreiche elektronische Geräte und Speichermedien“ sicher. Das berichteten sie in einer gemeinsamen Erklärung mit der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft. Diese würden nun ausgewertet.

Die Spur nach Mönchengladbach ergab sich dem „SZ“-Bericht zufolge nach einem Hinweis auf eine Computer-IP-Adresse, die das Bundeskriminalamt von US-Behörden erhalten habe. Das BKA in Wiesbaden und die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach äußerten sich dazu nicht.

Die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag verlangte von der NRW-Regierung Aufklärung über die neuen Ermittlungen. Für die Innenausschuss-Sitzung am 7. November solle die Regierung berichten, welche Bezüge nach NRW es im Zusammenhang mit der Tat in Halle gebe und ob der Attentäter Kontakte zu Personen in Nordrhein-Westfalen unterhalten habe. Außerdem will die Oppositionsfraktion wissen, welche konkreten Maßnahmen nach dem Attentat zum Schutz jüdischer Einrichtungen in NRW ergriffen wurden.

(gap/dpa)
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