Mönchengladbach Bis an die Grenzen - und weit darüber hinaus
Mönchengladbach · "Wenn du nicht mehr kannst, bist du erst bei 50 Prozent." - Diesen Leitsatz auf der Homepage des Mönchengladbacher Rad-Mannschaft Team RAAM Maxmo müssen alle Beteiligten tief verinnerlicht haben. Ansonsten wären die schier unglaublichen Leistungen der Extrem-Sportler wohl nicht möglich gewesen. Beim "Race Across America", einem der härtesten Radrennen der Welt, belegte das Team um Chef Oliver Dienst unter 27 Vier-Mann-Teams den zweiten Rang.
Die Leistungsdaten geben Aufschluss über die extremen Anstrengungen der vier Fahrer Oliver Dienst, Norbert Nusselein, Sven Imhoff und Willi Verleysdonk. Die Gesamtdistanz von 4800 Kilometern zwischen West- und Ostküste der Vereinigten Staaten wurde in einer Zeit von sechs Tagen, drei Stunden und zehn Minuten absolviert. Ruhe- und Schlafpausen konnten von den Teams individuell festgelegt werden. Zwei Fahrer wechselten sich nach jeweils zwanzigminütigen Intervallen ab, bis das zweite Duo des Teams sie nach sechs Stunden ablöste. Die geringe Regenerationszeit verbrachten die Sportler im Wohnmobil, das die Radler während der gesamten Distanz begleitete.
"Eine der größten Herausforderungen war es, die gesamte Begleitmannschaft gemäß des Rennverlaufs in Bewegung zu halten", sagt Teamchef Oliver Dienst. Denn neben den sportlichen Leistungen vollbrachte das Team auch logistisch eine Meisterleistung. So waren Physiotherapeuten, Mechaniker und Ärzte Teil des Trosses und versorgten die Sportler rund um die Uhr. Neben Betreuung durch den Sportwissenschaftler Christian Manunzio war in Dr. Ursula Hildebrandt auch eine Sportmedizinerin ständig vor Ort. "Wir hatten durch die Verfügbarkeit eines Ultraschall-Gerätes immer Informationen über die körperliche Verfassung der Sportler und hätten sie bei schlechten Daten direkt von der Strecke holen können", so Dr. Hildebrandt.
Auf der Strecke hatten die Fahrer zeitweise mit Temperaturen von über 40 Grad oder eiskalten Nächten in den Rocky Mountains zu kämpfen. Auch drei Pässe, deren Gipfel rund 3300 Meter über dem Meeresspiegel liegen, standen auf dem Streckenplan. Für Sven Imhoff war die Fahrt durch den Bundesstaat Missouri besonders schmerzhaft. "Es war, wie durch ein Gewächshaus zu fahren und dort stundenlang bleiben zu müssen. Nach den sechs Stunden ist man dann einfach nur froh, wenn man für einige Zeit wieder im Wohnmobil sitzen kann." Wesentliche Motivationsstütze für die Radler war der karitative Gedanke hinter der Tour. Durch eine große Sponsoren-Initiative konnten insgesamt rund 30 000 Euro für das Palliativteam der Uni-Klinik Düsseldorf "Sternenboot" gesammelt werden. Ein Stern auf allen Fahrzeugen erinnerte die Fahrer dabei an die Bekanntschaft mit der zwölfjährigen Jaël, die an der Krankheit Trisomie 18 starb. "Unsere Motivation war es, ihr das Rennen zu widmen", so Oliver Dienst. Dafür gibt man dann auch mehr als hundert Prozent, auch wenn man nicht mehr kann.