Mönchengladbach Bienensterben: Weniger Gladbacher Honig

Mönchengladbach · Durch den langen Winter sind ganze Bienen-Völker verhungert. Für Imker in Mönchengladbach bedeutet das weniger Honig und somit große finanzielle Einbußen. Auch reiner Sortenhonig ist im Moment schwer zu bekommen.

 Helmut Theißen hat drei seiner Bienenstöcke verloren.

Helmut Theißen hat drei seiner Bienenstöcke verloren.

Foto: Hans Peter reichartz

Helmut Theißen war beim Anblick seiner Bienenstöcke geschockt: Durch den langen Winter und den plötzlichen Kälteeinbruch waren drei seiner Stöcke kaputt gegangen. Mit den Stöcken waren gleich drei ganze Bienenvölker auf einen Schlag zerstört — insgesamt fast 200 000 Bienen. "Aber am schlimmsten ist der Tod der Königinnen — wenn die sterben ist das ganze Volk verloren, dann ist nichts mehr zu retten", erklärt Theißen, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Wickrath. So wie ihm geht es vielen seiner Kollegen in Mönchengladbach: Durch den langen und harten Winter, in dem es zahlreiche Temperaturschwankungen gab, werden die Bienenstöcke und damit ganze Völker zerstört. "In dem Ausmaß habe ich das noch nicht erlebt — gerade in unserer Gegend. Alle meine Kollegen haben Völker verloren", sagt Helmut Theißen.

Der Grund für den Tod der Bienenvölker: Bei milderen Temperaturen löst die Traube sich im Kasten und geht auseinander. Doch bei einem plötzlichen Kälteeinbruch schaffen es die Bienen dann nicht mehr schnell genug zu ihrem Futter zurück. Durch die Kälte zerbricht der Stock in mehrere Teile und die Völker sind mit einem Schlag vom Futter abgerissen — so dass sie schließlich verhungern.

Weniger Bienen bedeutet für die Imker auch weniger Honig. "Dadurch, dass drei Völker gestorben sind, werde ich insgesamt 75 Kilogramm weniger Honig haben", sagt Theißen. Er wird nun drei Völker von einem Züchter zukaufen und 150 Euro investieren müssen. "Aber die Preise für den Honig müssen wir Imker trotzdem konstant halten", erklärt er und fügt hinzu: "Viele Leute kennen den Unterschied zwischen Supermarkt- und Imkerhonig nicht. Das Naturprodukt ist vielen Verbrauchern nicht mehr wert. Wir werden also auf den Kosten sitzen bleiben."

Für Johann van den Bongard kommen noch weitere Probleme durch den langen Winter hinzu: "Gerade fallen alle Blütezeiten zusammen — wir können die Sorten nicht mehr unterscheiden. Ich kann in diesem Jahr keinen reinen Sortenhonig produzieren", erklärt der Imker, der auch für den Nabu als Berater tätig ist. Die Kunden, die reinen Akazien- oder Rapshonig haben möchten, kann der Imker somit nicht bedienen. "Ich habe jetzt nur Mischhonig — das ist eine Katastrophe für mich. Den muss ich natürlich auch günstiger verkaufen", erklärt van den Bongard, der in einer Spontanaktion auch seine Bienenstöcke zu einer Obstplantage zum Bestäuben bringen musste. "Da fehlt dieses Jahr für uns Imker völlig die Kontinuität."

Helmut Theißen stellt sich schon jetzt auf weitere harte Zeiten ein: Nach dem langen Winter befürchtet er nun auch noch im Frühling Pestizide aus der Landwirtschaft als große Gefahr für seine Völker. Schon seit Jahren klagen Imker über ein rätselhaftes Bienensterben. Allein 2012 überlebten in Deutschland 300 000 Bienenvölker nicht den Winter. Neben den hartnäckigen Varroa-Milben gelten in der Landwirtschaft versprühte Pestizide als Grund. Die Pflanzenschutzmittel sollen zwar Getreide und andere Nutzpflanzen vor Schädlingen bewahren, werden aber auch von den Bienen aufgenommen. Die Gifte stören ihren Orientierungssinn, was für die Bienen tödlich ist: Denn sie sind stets auf den Rückweg zu ihrem Volk angewiesen.

(RP/ac)
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