Mönchengladbach Betrüger zocken Trauernde ab

Mönchengladbach · Der Wickrather Helmuth Langenberg sollte über 300 Euro für einen Gen-Test zahlen. Den hatte seine verstorbene Mutter angeblich vor ihrem Tod machen lassen. Mit der dreisten Masche wollen Kriminelle Geld machen.

 Die Polizei sucht den Täter mit Phantombild. In Stuttgart mietete er unter dem Namen Ulrich Engelhardt ein Appartement.

Die Polizei sucht den Täter mit Phantombild. In Stuttgart mietete er unter dem Namen Ulrich Engelhardt ein Appartement.

Foto: Polizei

Auf den ersten Blick wirkte das Schreiben völlig seriös: Das Gen-Labor "genetic reserch" eines Dr. Engelhardt aus Köln schickte eine Rechnung über 330 Euro für einen Gen-Test. Angeblich hatte die 86-jährige Mutter von Helmut Langenberg diesen Test machen lassen. Doch die Dame war kürzlich verstorben. Das Schreiben ging nach dem Tod der Wickratherin im Altenheim ein, in dem die 86-Jährige gelebt hatte.

"Uns war schnell klar, dass das nicht sein konnte", sagt der Wickrather. Als ehemaliger Polizist war ihm schnell klar: Dreiste Betrüger wollen mit dieser Masche Hinterbliebene von Verstorbenen abzocken. "Wir haben Anzeige erstattet und wollen andere Opfer warnen, auf den Trick hereinzufallen", sagt Langenberg. Denn er ist nicht das einzige Opfer des angeblichen Gen-Labors. In Mönchengladbach meldeten sich bei der Polizei und der Verbraucherzentrale in den vergangenen Monaten zahlreiche Hinterbliebene, die eine Rechnung des angeblichen Gen-Labors bekommen hatten.

Die Gauner suchen sich als Opfer bewusst Trauernde aus, die kürzlich einen Angehörigen verloren haben. Die Adressen bekommen die Betrüger vermutlich sogar über die Todesanzeigen. Die Verstorbenen sollen noch zu Lebzeiten einen DNA-Test haben machen lassen, die Hinterbliebenen sollen nun dafür zahlen. In den Schreiben drohen die Betrüger bereits mit einem gerichtlichen Mahnverfahren, wenn die Rechnung über mehr als 300 Euro nicht innerhalb von zehn Tagen bezahlt wird.

Als Helmut Langenberg das Schreiben in den Händen hielt, dachte er im ersten Moment noch an eine Namensverwechslung. "Optisch war der Geschäftsbriefbogen sehr solide gemacht." Doch als er unter der angegebenen Telefonnummer anrief, um den vermeintlichen Irrtum aufzuklären, kam nur eine ausweichende Bandansage.

Das passt zu den Ermittlungen der Kölner Polizei: Der Täter nutzte einen gefälschten Personalausweis, eröffnete bei einer Bank in Essen ein Konto und gab eine Adresse in der Kölner Innenstadt als Sitz des Gen-Labors an — eine reine Briefkastenfirma. Bundesweit gingen mehr als 900 Anzeigen ein. Auf keinen Fall sollten sich Betroffene von dem offiziell aussehenden Schreiben einschüchtern lassen oder den geforderten Betrag bezahlen, raten Polizei und Verbraucherzentrale. "Wer einen solchen Brief bekommt, sollte Anzeige erstatten", rät Polizeisprecher Willy Theveßen.

(RP)
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