Mönchengladbach Betrüger versprechen Koffer voller Geld

Mönchengladbach · Zuerst wirkt das Schreiben seriös: Ein angebliches Notarbüro kündigt einen Gewinn von 65 000 Euro an. Doch bevor der Geldkoffer aus der Schweiz geliefert werden könne, werde eine Zollgebühr fällig, heißt es. Alles Abzocke, sagt die Polizei.

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Die Maschen der Trickbetrüger

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Albert Arenz erhielt den Brief vor einigen Tagen: "Wir möchten Ihnen hiermit mitteilen, dass Sie bei der jährlichen Verlosung der Versand- und Verlagshäuser den Hauptpreis und damit 65 000 Euro gewonnen haben", las er. Auf den ersten Blick sieht das Schreiben seriös aus.

Im Briefkopf stehen der Kanzlei-Name "Panagiotis & Becker", fünf Namen von Rechtsanwälten und Notaren und das Hamburger Wappen. Albert Arenz, so steht in dem Brief, sei bei einem der Veranstalter als Kunde gespeichert und systembedingt in die Verlosung miteinbezogen worden. Ein auf seinem Namen versiegelter Koffer werde aus der Schweiz von einem europaweit tätigen Wertwarentransportunternehmen zu ihm nach Hause gebracht, wo die Übergabe des Geldes unter Aufsicht eines Notars stattfinde.

Albert Arenz war von Anfang an skeptisch. Als er dann noch las, dass er für die Zollgebühr einen Anteil 788 Euro mit Hilfe des sich im Anhang befindenden SEPA-Überweisungsscheines übermitteln soll, war sich der Senior sicher: "Das ist reine Abzocke." Und damit sollte er recht behalten.

In Bayern hat die Polizei bereits vor diesen Schreiben gewarnt. Auch in Hessen tauchten die Briefe mehrfach auf. Fakt ist: Die Kanzlei "Panagiotis & Becker" existiert nicht in Hamburg. An der angegebenen Adresse gibt es Balkan-Spezialitäten, die Aids-Hilfe und etwas weiter einen Bio-Laden, aber keine Kanzlei. Die im Schreiben mit Namen genannten Notare und Rechtsanwälte sind weder bei der Notarkammer in Hamburg, noch im Anwaltsverzeichnis zu finden. Bei der Mönchengladbacher Polizei gibt es zwar noch keine Anzeigen wegen der vermeintlichen Gewinnbriefe, aber auch hier wird gewarnt. Polizeisprecher Jürgen Lützen rät, den Brief sofort in den Abfalleimer zu werfen.

Im Internet lässt sich schnell recherchieren, dass die Betrüger es bundesweit mit dieser Masche versuchen. Einige, die darauf reinfielen, und die Überweisungsscheine ausfüllten, sahen ihr Geld nie wieder.

Die Betrüger verschicken ihre "Gewinnbriefe" nicht nur unter dem Kanzleinamen "Panagiotis & Becker", sondern auch unter "Reuter & Koch", "Lehmann & Becker" und "Dorst & Weber". Mal ist ihr Sitz Hamburg, mal Berlin. "Dorst & Weber" verlangte von den Angeschriebenen sogar 3250 Euro Transportkosten.

Die angegebenen Telefonnummern, unter denen sich die Gewinner melden sollen, wenn sie die Überweisung getätigt haben, und unter der ein Übergabetermin vereinbart werden soll, sind übrigens auch falsch. In einem Fall gehörte die Telefonnummer zu einem Privatanschluss, auf dem wochenlang Anrufe wildfremder Menschen eingingen.

Albert Arenz rief die angegebene Telefonnummer nicht an. "Da kann man doch dran fühlen, dass da etwas faul dran ist", sagt er. Dennoch will er andere vor der neuen Masche warnen.

(RP)
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