"Diese Geste war für mich der Schlusspunkt unter ein ganz düsteres Kapitel deutscher Geschichte", sagt Hommers. "Er verneigte sich für das gesamte deutsche Volk und bat um Vergebung. Das fand ich gut."

Denn obwohl Hommers den Zweiten Weltkrieg nicht miterlebte, so war die Zeit des Nationalsozialismus ihm in diesem Jahr mehr im Gedächtnis als jemals zuvor. "Während des Krieges lebte mein Vater Herbert als Waise bei einer Familie in der Nähe von Bad Tölz." Im Sommer 1970 war Hommers junior, damals in der Lehre zum Elektro-Installateur, für zehn Tage zu Gast bei den Bücherls, um bei ihnen Urlaub in Bayern zu machen. "Zusammen sind wir zum Konzentrationslager nach Dachau gefahren", erinnert er sich. "Dort zu stehen, wo Menschen gequält und getötet worden sind, hat mich sehr mitgenommen. Es war ein beklemmendes Gefühl."

Doch der Besuch hat ihn geprägt. "Ich habe einiges über deutsche Geschichte gelernt, was in keinem Schulbuch stand", sagt Hommers. Und das nicht nur durch die Erfahrung im Konzentrationslager, sondern auch die Erzählungen seiner Gastgeber. "Sie sind sehr unverkrampft mit dem Thema Nationalsozialismus umgegangen und haben mir viel aus dieser Zeit erzählt."

Was nach dem Kniefall im Dezember folgte, war inmitten des Kalten Kriegs eine weitere Annäherung Deutschlands an die Staaten in Osteuropa. "Willy Brandts Geste von Stärke und menschlicher Größe, ob sie nun geplant war oder nicht, passte genau in diese Zeit", sagt Horst Hommers. "Für mich war sie ein Abschluss mit der Vergangenheit und der Start in eine neue Politik, die mit Beharrlichkeit zur Wiedervereinigung der Bundesrepublik und der DDR führte."