Mönchengladbach Berufung aus heiterem Himmel

Mönchengladbach · Der Mönchengladbacher Dennis Rokitta wird am Samstag in Aachen zum Priester geweiht. Am Pfingstsonntag feiert er seine erste Messe in Herz Jesu in Bettrath, dem Ort, in dem er aufwuchs und einen "Impuls" spürte.

 Bei der Primiz von Dennis Rokitta in der Kirche Herz Jesu werden viele seiner Amtsbrüder dabei sein.

Bei der Primiz von Dennis Rokitta in der Kirche Herz Jesu werden viele seiner Amtsbrüder dabei sein.

Foto: Detlef Ilgner

Er war ein Durchschnittskatholik, so sagt er selbst. Ist zur Erstkommunion gegangen, in die Schulgottesdienste, dann vielleicht zweimal im Jahr in die Kirche. Dann fiel "aus heiterem Himmel" nach einem Fernsehabend mit einer der großen samstäglichen TV-Shows der Entschluss, am nächsten Tag die Messe zu besuchen. An einem Sonntag widersteht er, am nächsten - nach exakt dem gleichen Impuls - geht er in die Kirche. Da ist er fünfzehn. "Es war wie nach Hause zu kommen", sagt Dennis Rokitta. Jetzt - fast zwanzig Jahre später - wird er im Hohen Dom zu Aachen zum Priester geweiht.

Das klingt wie ein gerader Weg vom Impuls, die Messe zu besuchen bis zur Berufswahl, ist es aber nicht. Der Mönchengladbacher, in Bettrath aufgewachsen, hat erst Chemie studiert, in diesem Fach auch promoviert, bis er doch seiner eigentlichen Berufung folgte und mit dem Theologiestudium begann.

Doch der Reihe nach: Als er an jenem Sonntag in die Messe kommt und die Eucharistiefeier erlebt, merkt er, dass ihm etwas gefehlt hatte, ohne dass er es wusste. Das Geheimnis der Eucharistie ergreift ihn. "Die Eucharistie hat dort auf mich gewartet", sagt Rokitta. Von da an ist er nicht nur sonntags im Gottesdienst und lässt sich firmen, er engagiert sich auch in der Gemeinde, ist im Pfarrgemeinderat, im Jugendliturgiekreis in der Firmvorbereitung aktiv. "Ich wollte auch damals schon Priester werden", sagt er. "Die Eucharistie selber zu feiern, das war eine fantastische Vorstellung." Aber praktische Erwägungen lassen ihn Abstand nehmen. "Meine Freundin war auch dagegen", sagt er und lacht. Also entscheidet er sich für das Chemiestudium, promoviert und arbeitet in der Pharmakologie. "Das war auch richtig, ich habe keinen Tag bereut", meint er. Doch es bleiben Fragen - drängend und nagend. Ein Loch in seinem Leben, das er nicht zuschütten kann, so sehr er sich auch bemüht. Also doch Theologie studieren und Priester werden? Kommt er mit der Lebensform, dem Zölibat und dem Gehorsam zurecht? "Ich habe mich dann entschlossen, es zu versuchen", sagt Rokitta. "Ich habe mich auf den Weg gemacht und mit jedem Tag gemerkt, dass es gut und richtig ist." Gab es Probleme? "Ich bin nicht so der Typ für Gehorsam", meint er augenzwinkernd. "Mich daran zu gewöhnen, war schwieriger als an den Zölibat." Parallel zum Studium findet die Ausbildung im Priesterseminar statt - mit regelmäßigen Gebetszeiten, Meditationen, der persönlichen Auseinandersetzung mit Themen wie dem Begriff des Priestertums oder der Heiligenverehrung. 2017 wird er zum Diakon geweiht und unterrichtet im Rahmen des Schulpraktikums ein Jahr an einer Grundschule in Würselen.

Jetzt folgt der letzte, der entscheidenden Schritt seines Weges: Am Samstag vor Pfingsten wird ihn der Bischof in Aachen zusammen mit zwei weiteren Kandidaten zum Priester weihen. Am Pfingstsonntag feiert er die Primiz, die erste Messe eines neu geweihten Priesters, in seiner Heimatkirche, in Herz Jesu Bettrath. Das sei "eine normale Messe mit Besonderheiten", erklärt er. Zum einen werden als Zeichen der Verbundenheit viele seiner Amtsbrüder dabei sein. Zum anderen gibt es eine Primiz-Predigt, gehalten von Prof. Reinhard Feiter, Träger des Deutschen Predigtpreises und sein Lehrer an der Uni Münster. Nach einem Empfang im Jugendheim steht noch um 15 Uhr ein weiterer Höhepunkt an: die Dankandacht mit Primizsegen, der als Einzelsegen den Anwesenden erteilt wird und von dem ein Sprichwort sagt, es lohne sich, dafür ein paar Schuhsohlen durchzulaufen.

(RP)
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