Mönchengladbach Berufsorientierung an Förderschule

Mönchengladbach · Nein, zum Friseur wollte Kevin (17) nicht. Auch nicht zum Gärtner oder Floristen, sondern lieber zum Bäcker. "Ich würde später gerne beruflich etwas mit Lebensmitteln zu tun haben", sagt der Zehntklässler. Deshalb nutzte er in der ersten Berufsorientierungswoche der Förderschule Rheydt die Gelegenheit und sah gemeinsam mit acht Mitschülern hinter die Kulissen der Bäckerei Tetz Backes in Giesenkirchen.

Engagement ist wichtig

Mehr als 30 Mönchengladbacher Unternehmen beteiligten sich an der Orientierungswoche. Sie gewährten Neunt- und Zehntklässlern Einblicke in ihre Betriebe, oder schickten Abgesandte als Ansprechpartner auch für die Achtklässler in die Schule. "Wir wollten, dass die Schüler verschiedene Berufe kennen lernen und Kontakte knüpfen können", sagt der Koordinator für Studien- und Berufsorientierung, Michael Hoppe. Er plant, ab jetzt jedes Jahr so eine Woche zu organisieren. Während jeweils rund fünf bis zehn Schüler einem Tischler, Malermeister oder Elektriker über die Schulter schauten, sah sich Kevin neugierig in der Backstube um.

Der 17-Jährige war nicht der einzige in seiner Gruppe, der einem Arbeitsalltag als Bäcker nicht abgeneigt ist: "Ich könnte mir das vorstellen, ich backe gerne", meinte Merve (16). Von Bäcker Max Tetz wollte sie sich Informationen über die Ausbildung holen, die Schüler hatten extra einen Fragebogen vorbereitet – so wie auch die Gruppen in den anderen Betrieben. Doch bevor der Bäckermeister sich von seinen Gästen löchern ließ, führte er sie durch die Backstube. Tetz zeigte Kevin, Merve, Dominique, Seda (beide 16) und den anderen, wie bei ihm der Weizen gemahlen wird. Er ließ sie einen Blick in die Öfen werfen und formte mit ihnen gemeinsam Weckmänner aus Hefeteig. Währenddessen war einer seiner Mitarbeiter abseits der Gruppe damit beschäftigt, Muzen in Fett auszubacken.

In der ganzen Stube roch es süßlich, Nebelschwaden stiegen zur Decke. "Es ist ganz schön warm hier", meinte Merve und fächelte sich Luft zu. Nach dem Rundgang konnte sie dann ihre Fragen stellen, "wie lang dauert denn die Ausbildung?", wollte sie wissen. "Man hat drei Jahre Lehrzeit", sagte Tetz. Welchen Abschluss man brauche, erkundigte sich Dominique. Der Bäcker überlegte kurz, dann antwortete er "Hauptschulabschluss, aber eigentlich ist das wichtigste, dass jemand engagiert ist". Kevin hakte gleich nach: "Geht auch Förderschulabschluss?". Tetz nickte und der 17-Jährige freute sich. Er würde gerne ein Praktikum in der Bäckerei machen, erzählte Kevin. Bei Max Tetz hat er gute Chancen, denn der nimmt gerne Praktikanten – "solange alles über die Schule läuft, auch wegen der Versicherung", sagte er.

(RP)
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