Mönchengladbach Bernd Gothe regiert Mönchengladbach

Mönchengladbach · Das neue Stadtoberhaupt geht mit gutem Beispiel voran: Mit einem Elektrofahrrad erschien der frisch gewählte Oberbürgermeister Bernd Gothe (CDU) gestern um Punkt acht Uhr früh im Rathaus Abtei.

 Oberbürgermeister Bernd Gothe mit seinem Referenten Norbert Bude. Gothe war mit einem Elektrofahrrad zum Rathaus gefahren. Im Vorjahr hatte Bude im Blaumann in Gothes Edelstahlfirma gebuckelt.

Oberbürgermeister Bernd Gothe mit seinem Referenten Norbert Bude. Gothe war mit einem Elektrofahrrad zum Rathaus gefahren. Im Vorjahr hatte Bude im Blaumann in Gothes Edelstahlfirma gebuckelt.

Foto: Detlef Ilgner (2), Markus Rick

Dass Nachhaltigkeit eines der zentralen Anliegen seiner Amtszeit sein wird, legte der 71-Jährige wenig später in seiner elf Punkte umfassenden Regierungserklärung dar. Und auch die Entschuldung der Stadt ging er umgehend und gewohnt hemdsärmlig an: Eines seiner ersten Telefonate im Amt führte Gothe mit Volksbank-Chef Lothar Erbers. "Wenn jeder Bürger 3000 Euro beiträgt, haben wir die Finanzmisere schnell im Griff", sagte Gothe. "Ich habe Herrn Erbers vorgeschlagen, das zu finanzieren."

Gewonnen oder verloren?

So oder so ähnlich würde dieser Artikel anfangen, und so oder so ähnlich würde er auch weitergehen. Wenn, ja wenn das Ganze nicht eigentlich nur ein großer Spaß wäre. Denn Bernd Gothe bleibt selbstverständlich bei seinen Leisten: oberster Karnevalist der Stadt, Chef einer Edelstahl-Fertigungsfirma, Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Sein Wechsel an den Schreibtisch im Amtszimmer des Oberbürgermeisters war lediglich temporärer Natur und die Einlösung einer Wettschuld: Beim Rathaussturm im Februar hatte Gothe einen Tag an der Spitze der Verwaltung gewonnen (oder verloren?). Im Vorjahr war es andersherum gewesen; Norbert Bude buckelte damals einen Tag lang im Blaumann in Gothes Firma.

Dieser Norbert Bude war es nun gestern, der als persönlicher Referent seinen Chef-für-einen-Tag in Empfang nahm. Und ihn sofort mit Kaffee belieferte (Gothe: "zu schwach"), ihm Aktenstapel vorlegte ("Förderung junger Menschen? Das ist mir besonders wichtig!"), ihm den prall gefüllten Terminkalender für den Vormittag vortrug. Bude hatte Gothe zudem aus Schabernack eine Ampel hinter den Schreibtisch gestellt, die zu putzen er sich sofort bereiterklärte. "Ich konzentriere mich mal auf das grüne Licht", sagte der SPD-Politiker grinsend. "Die schwarze Halterung ermöglicht ja erst, dass eine Ampel überhaupt rot, gelb und grün zeigen kann", konterte Gothe.

Ein Referent sei immer auch eine "Erziehungsfrage", befand er über seinen Zuarbeiter Bude, dem er jedoch — und das dann durchaus im Ernst — bescheinigte, für höhere, nämlich Minister-Aufgaben, befähigt zu sein. Und, Herr Bude, wie fühlt es sich an im zweiten Glied? "Es macht sehr viel Spaß — aber auch nur für einen Tag." Und, Herr Gothe, bleiben Sie in der Politik? "Ich hatte eine politische Karriere, war mal Bundestagskandidat. Dann habe ich mich für meine Firma entschieden. Und mal ehrlich — ich habe keine Lust, dauerhaft mit nur einer Stimme Mehrheit zu regieren." Sprach's, stieg aufs E-Bike und radelte von dannen.

(RP/rl)
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