Mönchengladbach Beim Wies'nfest ging es zünftig zu

Mönchengladbach · Nach der Premiere im vergangenen Jahr hat sich das Wies'nfest im Nordpark etabliert. 2300 Gäste kamen, um zwei Tage lang in typisch bayerischer Tracht zünftig zu feiern. Der Bierpreis war derselbe wie beim Münchener Original.

Es ist das größte Festzelt, das es in der Stadt bislang gab. 25 Meter breit und 50 Meter lang steht es auf der Wiese am Konrad-Zuse-Ring. Davor warten viele fesche Damen in schmucken Dirndln und Herren in krachledernden Hosen auf Einlass. Es ist warm, deshalb ist das Anstehen nicht schlimm. Als das Innere des Festzeltes endlich erreicht ist, bietet das Ambiente einen überwältigenden Eindruck. Blau und weiß ist das Zelt geschmückt, und es duftet nach Bier und köstlichen Schmankerln. Der Geruch kommt aus der Küche. Das Team von Koch Wolfgang Eickes bereitet Hendl, Hax'n und Leberkäs zu.

An einem der Tische sitzt Ralf Grewe. Er ist einer von 2300 Gästen, die den Weg zum Wies'nfest fanden. "Ich habe davon gehört, dass das Fest im vergangenen Jahr ein Erfolg war. Darum bin ich heute mit zwölf Freunden hier", sagt er. Gekleidet ist er in typisch bayerischer Tracht. "Die habe ich aber nicht extra für heute gekauft", erzählt er. Vor einigen Jahren war er auch schon einmal beim Oktoberfest in München. "Das sind natürlich ganz andere Dimensionen. Aber es ist toll, dass es ein solches Oktoberfest hier in der Stadt gibt", sagt Ralf Grewe und beißt in eine von Hunderten Brezeln, die an diesem Abend verspeist werden.

Dann ertönt Blasmusik. Vom Eingang her bahnen sich Schützen den Weg ins Festzelt. Nein, das Stadtschützenfest ist vorbei – die Bruderschaftler sind der Geleitzug für die Mitglieder des Initiativkreises Nordpark, der das Fest ausrichtet. Mit dabei haben sie Oberbürgermeister Norbert Bude. Er ist nicht gerade festlich gekleidet. Die beige Hose und das grün-weiß karierte Hemd komplettiert ein Seppelhut. Wie sein Münchener Amtskollege Christian Ude schreitet er zum Weißbierfass und zapft es an. Acht Schläge braucht er, ehe der Hahn richtig sitzt. Danach heißt es: "O'zapft is!" Nach einem kräftigen Schluck aus den ersten Maß Bier betritt Bude zusammen mit den Organisatoren die Bühne. "Im vergangenen Jahr war es eine Premiere. Wenn es nächstes Jahr wieder stattfindet, ist es eine Tradition. Wollt ihr das?", fragt er in die Menge, die mit einem lauten "Ja!" antwortet.

Dann geht es richtig los. Die Kapelle auf der Bühne spielt das erste "Prosit der Gemütlichkeit" und die Trachtler stoßen an. "Ich bin mit meinen Arbeitskollegen hier", erzählt Stephan Schumann. Er ist einer der Gäste, die nicht zu übersehen sind. Neben einer Lederhose trägt er nämlich noch ein ganz besonderes Utensil: einen schwarz-weiß gefleckten Seppelhut mit Hörnern, an dem lange blonde Haare befestigt sind. "Den habe ich mir in München beim Oktoberfest mitgebracht. Da war ich schon viermal", berichtet er. Zwar sei in München alles größer, aber die Stimmung sei genauso wie beim richtigen Oktoberfest. Größer soll das Fest im Nordpark auch werden. "Wir werden überlegen, ob wir nächstes Jahr ein noch größeres Zelt bauen. Da würden dann 1700 Leute pro Abend reinpassen", sagt Zeltbauer Hans-Dieter Möller. Bekräftigt wird er von Ralf Maibaum vom Initiativkreis. "Wir hätten doppelt so viele Karten verkaufen können", erklärt er.

Wie auf der Wies'n in München gibt es neben üppigen Schmankerlplatten auch Kleinigkeiten wie Brezeln, Pfefferbeißerl und Pflaumenkuchen. Die Maß Bier kostet 9,50 Euro. Das ist ein Preis, wie man ihn in diesem Jahr auch in München in der Hax'nbraterei zahlen muss. Ansonsten schwankt der Bierpreis in München zwischen 9,40 Euro und 9,85 Euro. Je länger der Abend beim Wies'nfest dauert, desto ausgelassene wird die Stimmung. Als die Kapelle "Sierra madre" anstimmt, gibt es kein Halten mehr. Kaum jemand sitzt noch auf seinem Platz und fast alle singen lautstark mit. Bei Walzermelodien kommt das Zelt in Bewegung, und die Gäste beginnen zu schunkeln. Während die Besucher feiern, leisten die Bedienungen in ihren bayerisch-blauen Schürzen Höchstarbeit. Sie tragen bis zu zehn Maß gleichzeitig und verschütten dabei keinen Tropfen.

An einem der Tische hat es sich inzwischen auch Ralf Maibaum bequem gemacht. Er ist zufrieden. "Es läuft prima", sagt er und denkt schon an das kommende Jahr. Dann soll es nämlich am Abend vor dem Wies'nfest eine große Disconacht im Festzelt geben. "Das wird so, wie man es von früher her noch kennt", schwärmt Maibaum und stimmt das nächste "Sierra madre" an.

(cli)
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