Mönchengladbach Beerdigungs-Farce in Hockstein

Mönchengladbach · Vor zehn Tagen starb Horst Potz. Der Fähnrich der St. Margareten-Bruderschaft war evangelisch wie seine Frau Gisela. Die muss konvertieren, damit ihr Mann auf dem katholischen Friedhof beigesetzt werden darf.

Gisela Potz ist in tiefer Trauer. Vor zehn Tagen ist ihr Mann Horst gestorben. Der Fähnrich der St. Margareten-Bruderschaft Hockstein erlag am Kirmessonntag im Alter von 66 Jahren einem Krebsleiden. Am Freitag soll er auf dem katholischen Friedhof hinter der Hocksteiner Pfarrkirche beerdigt werden. Doch damit er dort seine letzte Ruhe finden kann, muss seine Ehefrau konvertieren. Horst Potz war evangelisch, Gisela Potz ist es ebenfalls. Ab morgen wird sie katholisch sein, damit der Friedhofssatzung der Kirchengemeinde Hockstein Genüge getan wird. Die besagt nämlich, dass der Verstorbene mindestens zehn Jahre im Ort gelebt und der katholischen Gemeinde angehört haben muss. Ausnahme: Wenn der Partner katholisch ist, darf der evangelische Verstorbene katholisch bestattet werden, damit sie im Tode nicht auseinander gerissen werden.

"Die Voraussetzungen müssen erfüllt werden", sagt Michael Klein vom Kirchenvorstand, "unsere Satzung schreibt nun mal verbindliche Regeln fest." Deshalb hält er die Konversion von Gisela Potz für unabdingbar für die katholische Bestattung ihres Mannes. Das ist ein Weg, den Gisela Potz notgedrungen geht, denn am Tag nach dem Ableben ihres Mannes hatte der Kirchenvorstand die Beerdigung des Fähnrichs auf dem katholischen Friedhof kategorisch abgelehnt.

"Gisela hatte überhaupt keine andere Wahl, aber jetzt sieht das so aus, als würden die Entscheidungsträger der Gemeinde der Witwe auch noch einen mächtigen Gefallen tun", heißt es voller Empörung aus Schützenkreisen. Dabei sei Horst Potz als engagierter Bruderschaftler und Fähnrich doch im besten Sinne auch "katholisch aktiv" gewesen.

Im Gegensatz zur Stadt, die verpflichtet ist, die Toten auf ihren Friedhöfen zu beerdigen, haben die kirchlichen Träger ihre individuellen Satzungen. Sie dürfen die Beisetzung auf ihrem Gottesacker durchaus verweigern. "Aber da werden immer mal wieder auch Ausnahmen von den Regeln zugelassen", heißt es aus der katholischen Kirchenführung, die sich nicht in den Streit einmischen will. In Hockstein hat seit dem Weggang von Pfarrer Harald Josephs der Kirchenvorstand das Sagen. Und zwar solange, bis Pfarrer Michael Schicks im September seinen Dienst in St. Margareta antritt.

Jürgen Lenz, Vorsitzender der St. Margareten-Schützen steht der Familie Potz in diesen schweren Tagen zur Seite. "Wir haben uns bemüht, eine Lösung für das Problem zu finden. Schließlich geht es um einen von uns." Und vor allem auch darum, den Hinterbliebenen Kraft zu geben. Denn Gisela Potz und ihre Kinder seien nicht nur in Trauer, sondern verständlicherweise auch in Rage. "Wir möchten einfach eine würdige Beerdigung für Horst", sagt Jürgen Lenz.

(RP)
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