Baustellen und neue Häuser So lief der Tag der Architektur in Mönchengladbach

Mönchengladbach · Mönchengladbachs Baukunst ist vielfältig. Davon konnten sich Besucher bei dem Aktionstag überzeugen. Welche Objekte dabei im Fokus standen.

  Die Kita Bettrather Straße sieht noch frisch und neu aus. Sie wurde erst 2020 in Betrieb genommen.

Die Kita Bettrather Straße sieht noch frisch und neu aus. Sie wurde erst 2020 in Betrieb genommen.

Foto: Katja Mehring

Einmal im Jahr dürfen Besucher durch fremde Wohnzimmer stromern, Studentenwohnheime oder Kitas erkunden, Neu-, Um- und Ausbauten begutachten: am Tag der Architektur. In Mönchengladbach kam zu den Besichtigungsobjekten eine Aktion der Architektenschaft Mönchengladbach auf der Baustelle der Stadtbibliothek hinzu. Die Vorsitzende der Architektenschaft, Katharina Wechselberger, stellte die Ausstellung vor.

Dort, wo sich die Literatur bald ihren Platz zurückerobern wird, wurden Ideen für die Neu- und Umnutzung von Gebäuden in Mönchengladbach unter dem Motto „Re-Use“ gezeigt. Die Bibliothek selbst ist ein gutes Beispiel dafür: Das alte Gebäude wird durch Umbau und Sanierung zu einem Haus, das modernen Ansprüchen entspricht. In der kleinen Ausstellung sieht man die Ergebnisse der Auseinandersetzung von Studierenden mit Gebäudearealen, die möglicherweise einer Umnutzung entgegensehen.

Nach ihren Ideen könnte aus dem Bekleidungsgeschäft P&C ein Kulturhaus oder aus dem alten Polizeigebäude ein Wohnhochhaus werden. Parallel zur Ausstellung in der Bibliothek hatte die Architektenschaft zu einem Workshop im Café Kontor eingeladen. Auf dem Tisch vor der Architektin Annette Bonin lagen die Pläne des Verwaltungsgebäudes an der Aachener Straße. Mit den Passanten, die meisten vom Fach, aber auch einigen Laien, diskutierte sie die Möglichkeiten, aus dem soliden Gebäude eine Senioren-Wohngemeinschaft mit Kindertagesstätte und Bar auf dem Dach zu machen. Auf Papier und im Kopf ist alles möglich und oftmals kann daraus neue Wirklichkeit werden.

In der Kindertagesstätte (Kita) Liebfrauen auf der Bettrather Straße 18 sah alles noch schick und brandneu aus, schließlich wurde sie erst im Sommer 2020 in Betrieb genommen. Das Gebäude ist ein Ersatzbau für die Liebfrauenkindertagesstätte, die sich vorher am gleichen Standort befand. Bauherr ist die Wohnbau Mönchengladbach.

Als erstes fällt die dynamische Form des Gebäudes auf. Das Dach steigt auf und wieder ab. Die graue Verklinkerung stellt einen Bezug zu der historischen Lohmühle her, die in einer Sichtachse mit der Kita liegt. Dort wurde die Rinde der Birke zu Lohe verarbeitet. Das Grün der Außenwände und des Sichtschutzes symbolisiert die Blätter der Bäume. Ein großzügiger Eingangsbereich dient zugleich als Ausgangspunkt zu den Gruppenräumen und dem Bewegungssaal als auch als gemeinsamer Essbereich mit halb-offener Küche. Alle Räume sind großzügig geschnitten und mit großen Fensterflächen versehen, in die reichliches Licht fällt.

Die Topografie des Außenbereichs, so erklärte die zuständige Architektin, Katja Mehring vom Architekturbüro Bolzen & Mehring, wurde ausgenutzt, um ein Atrium und einen stufenförmigen Abenteuerspielplatz zu schaffen. Auch ein Privathaus öffnete sich den interessierten Besuchern. Johanna und Michael Breuning wohnen seit wenigen Monaten in einer Wohnung, die durch die Aufstockung eines Einfamilienhauses aus den 1960er-Jahren auf der Sandkaule geschaffen wurde. Das freistehende Haus besaß ursprünglich ein flach geneigtes Dach, das als Speicher diente. Die Architektin Annette Bonin, Verfechterin von Nachhaltigkeit in der Architektur, die sich in Anbauten und Aufstockungen widerspiegeln kann, entwickelte den Entwurf. Das Dach wurde abgebrochen und in gleicher Form, aber erhöht, wieder neu errichtet. Nur acht Monate Bauzeit brauchte es, da sich Bonin und die Bauherren für einen Holzrahmenfertigbau entschieden hatten. Es entstand eine 145 Quadratmeter große Wohnung mit vier Zimmern. Die Dämmung und die Wärmepumpe, an die auch der ursprüngliche Bau angeschlossen wurde, sorgen dafür, dass das Haus einem KfW-40-plus-Standard entspricht.

  Die Baustelle Alte Gärtnerei an der Hephataallee 33 konnte beim Tag der Architektur nicht besichtigt werden.

Die Baustelle Alte Gärtnerei an der Hephataallee 33 konnte beim Tag der Architektur nicht besichtigt werden.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Auf der Hephataallee 33 drängten sich viele Menschen um die Stellwand, auf der die Grundrisse der 50 Mietwohnungen aufgehängt waren, die in etwa einem Jahr auf dem Gebiet der alten Gärtnerei bezugsfertig sein werden. Die Baustelle konnte nicht besichtigt werden. Sabine Alef, Architektin der Bauherrin – die Stiftung Hephata –, stellte dafür das Richtfest im August in Aussicht. An diesem Standort befanden sich über viele Jahre die Gewächshäuser der alten Gärtnerei der Hephata-Stiftung. Nun stehen dort zwei Wohnhäuser im Rohbau. Die Wohnungen werden auf 63 bis 75 Quadratmeter zweieinhalb Zimmer haben. Alle sind von einer Tiefgarage aus barrierefrei zu erreichen. Die Gebäude entsprechen dem KfW-40-Standard. Der Entwurf stammt von Architekt Burkhard Schrammen vom Büro Schrammen Architekten.

Jedem Mieter wird angeboten werden, ein Gartengrundstück mitzumieten. Außerdem, so erklärt Alef, wird in Erinnerung an das ursprüngliche Gewächshaus ein Glasgewächshaus im Zentrum errichtet. Hier sollen weniger Tomaten als Kontakte wachsen und gedeihen: Ein Treffpunkt für die Mieter entsteht.

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