Max Bahr in Mönchengladbach Baumarkt-Mitarbeiter kämpfen um Jobs

Mönchengladbach · In Eigenregie versuchen die Max-Bahr-Angestellten, einen Investor für ihren Markt zu finden. Ihre Mitgliedschaft bei Verdi kündigen sie – aus Enttäuschung. Doch ihre Zukunft hängt nicht zuletzt von der Entscheidung über die City Ost ab.

 In ihrem Kündigungsschreiben an die Gewerkschaft Verdi, das viele Max-Bahr-Mitarbeiter gestern unterzeichneten, bedanken sie sich süffisant für die "tolle" und "umfangreiche" Unterstützung.

In ihrem Kündigungsschreiben an die Gewerkschaft Verdi, das viele Max-Bahr-Mitarbeiter gestern unterzeichneten, bedanken sie sich süffisant für die "tolle" und "umfangreiche" Unterstützung.

Foto: Detlef Ilgner

In Eigenregie versuchen die Max-Bahr-Angestellten, einen Investor für ihren Markt zu finden. Ihre Mitgliedschaft bei Verdi kündigen sie — aus Enttäuschung. Doch ihre Zukunft hängt nicht zuletzt von der Entscheidung über die City Ost ab.

Mitten im Gespräch bricht Mersida Basic-Neikes in Tränen aus. "Das hier ist meine Familie, die haben mir alles beigebracht. Das kann doch alles nicht wahr sein", sagt die Max-Bahr-Mitarbeiterin und blickt traurig-verbittert in die Verkaufshalle des Baumarkts an der Lürriper Straße. Kollegin Sandra Gattermann nimmt sie in den Arm und führt sie aus dem Raum. Soeben hat ein gutes Drittel der verbleibenden 40-köpfigen Belegschaft die Verdi-Mitgliedschaft gekündigt. "Keinerlei Unterstützung" seitens der Gewerkschaft habe es gegeben, sagt Betriebsratsvorsitzender Gerd Smeets.

In dem Markt der insolventen Baumarktkette kann man einerseits einem Schiff beim Sinken zusehen — und andererseits einem wackeren Team dabei, wie es sich gegen den Untergang stemmt. "Ich habe mittlerweile selbst sämtliche Baumarktketten angeschrieben, ob sie nicht doch Interesse haben, den Markt und die Mitarbeiter zu übernehmen", sagt Smeets' Stellvertreter Jürgen Wolf. Es gebe einige lose Kontakte. Wolf steht der Frust ins Gesicht geschrieben. Das Wort "Fachberater" auf seinem Namensschild hat er geschwärzt. "Ich bin nur noch Abverkäufer", sagt er.

Je näher der Schließungstermin im Januar rückt, desto bedrohlicher wird die Lage für die 40 Mitarbeiter. Anschlussverträge haben bisher nur eine Mitarbeiterin und ein Azubi, der Rest geht für maximal sechs Monate in eine Transfergesellschaft. "Die Geschäftsführung ist seit Wochen nicht mehr zu erreichen", sagt Smeets. Zunehmend würden die Kunden rabiater, "es gab sogar schon einen tätlichen Angriff", sagt Sandra Gattermann. Immer dreister würden die Diebstähle. Just als sie dies sagt, geht ein Polizeibeamter in voller Montur vorbei. Vor kurzem hat Drekopf sogar die Abfallcontainer abgeholt. "Das kann ich ihnen nicht verdenken — Max Bahr hat seit langem keine Rechnungen mehr beglichen", sagt Gerd Smeets.

Der einst florierende Praktiker-Markt, der vor Jahresfrist für einen Millionenbetrag renoviert und auf Max Bahr umgeflaggt wurde, ist übrigens kein Bestandteil der auf Bundesebene geführten Debatte über die mögliche Übernahme von 73 Filialen. Denn dabei geht es nur um die Bestandsmärkte. 54 weitere ehemalige Praktiker-Märkte, die umgeflaggt wurden, gehören einer anderen Gesellschaft an. "Für uns gibt es nur noch Hoffnung, wenn sich ein Einzelinvestor findet, der diesen Markt übernimmt — idealerweise mit Mitarbeitern", so Smeets. "Das wäre das schönste Weihnachtsgeschenk." Viele der Angestellten sind seit 20 Jahren dabei, die Arbeitsagentur will sie an Logistikunternehmen vermitteln. "Einzelhandel ist gerade schlecht", sagt Smeets.

Mit Oberbürgermeister Norbert Bude sei man in Kontakt, sagt Wolf, in gutem und regem Kontakt übrigens. Doch Bude weiß wie Wolf: Wohl und Wehe des Max-Bahr-Marktes hängt nicht zuletzt von der Entscheidung über die City Ost ab, die kommenden Mittwoch im Hauptausschuss fällt. "Wenn entschieden wird, dass dort der riesige Hornbach-Markt gebaut wird, wird kein Investor der Welt in direkter Nachbarschaft mehr unseren Markt übernehmen wollen", sagt Wolf.

(RP)
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