Mönchengladbach Bauern satteln aufs Pferd um

Mönchengladbach · In diesem Frühjahr hat Landwirt Johannes Zenzes seine Kühe abgeschafft. Die Milchproduktion lohnte sich nicht mehr, wie er sagt. Statt einen neuen Kuhstall zu bauen, erweiterte er die Pferdehaltung auf seinem Hof.

Genholland/WOOF Die Melodie war Jahrzehnte lang dieselbe. "Muh, Muuh, Muuuh!" schallte es über den Hof der Familie Zenzes. Dann, 2002, gesellte sich ein erstes zartes Wiehern dazu – und seit diesem Frühjahr wiehert es nur noch in Genholland. Landwirt Johannes Zenzes hat seine 25 Kühe abgeschafft. "Weil sich die Milchproduktion einfach nicht mehr lohnte", sagt er. Stattdessen konzentriert sich Zenzes neben etwa Getreide- und Rübenanbau nun auf die Pferdehaltung.

Vollpension für Vierbeiner

Mit 30 Boxen hatte er 2002 angefangen: "Das war unser zweites Standbein." Jetzt stehen rund 70 Tiere in seinen Pensions-Boxen und sind seine Haupteinnahmequelle. Auch Bauer Hans Küppers hat in diesem Jahr seine Kühe vom Hof in Woof verbannt und auf Pferdehaltung umgesattelt. "Bei der Preisentwicklung der vergangenen zwei bis drei Jahre hat sich die Sache einfach nicht mehr rentiert", sagt er.

Die Pferde machten weniger Arbeit, und er verdiene ungefähr genau so viel wie vorher mit den Kühen. Familie Küppers hat zwar schon seit rund 15 Jahren Weiden und Pferdeboxen, in denen Selbstversorger ihre Vierbeiner unterbringen. "Aber das waren nur ein paar." Jetzt strebt der Landwirt an, irgendwann 25 bis 30 Boxen mit befestigtem Auslauf anzubieten. Doch er ist vorsichtig: Es gebe viele Bauern, die nun auf die Pferdehaltung setzten, sagt er. "Man muss die Marktentwicklung abwarten und mit Bedacht an die ganze Sache rangehen." Leicht fiel Familie Küppers, die nebenbei noch die rheinische Fruchtfolge anbaut, der Abschied von den Kühen nicht.

Im Gegensatz zu den Zenzes: "Nach so vielen Jahren war es jetzt auch gut", sagt Johannes Zenzes. 2002 stand er vor der Entscheidung, einen neuen Kuhstall oder einen Pferdestall zu bauen – und entschied sich für letzteres. 2004 und 2006 vergrößerte er die Pferdehaltung, legte noch eine Longierhalle und einen Reitplatz an. Jetzt ist viel Raum für 70 Tiere. Weniger Arbeit als vorher mit den Kühen habe er eigentlich nicht, sagt der Landwirt. Denn er bietet auch Vollpension und nicht nur Selbstversorgung an. Zenzes geht aber davon aus, dass die Pferdehaltung etwas ertragreicher sein wird. Das ist nicht der Grund, aus dem Johannes Jörißen seine Pferdehaltung erweitert hat: Der Landwirt wollte vor zwei Jahren ein neues Wohnhaus bauen, sollte die Genehmigung dafür aber nur bekommen, wenn er daraus einen Bauernhof machte. "Irgendetwas musste ich also bauen", sagt Jörißen.

Er entschied sich für eine Reithalle und einen Außenbereich für Pferde, schließlich hat er seit den Siebziger Jahren sowieso schon Boxen für Selbstversorger. Auch Kühe hält er, die Pferde seien aber pflegeleichter, sagt der Landwirt. Außerdem seien sie bei vielen Nachbarn beliebter.

(RP)
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