Mönchengladbach Bäder hatten 2011 weniger Besucher

Mönchengladbach · Bis zu zehn Euro muss die Stadt für jeden Schwimmer zuschießen, um die Bäder-Kosten auszugleichen. Deshalb stellt sich die Frage: Kann sich die klamme Stadt ihre Bäder noch leisten? Vor diesem Hintergrund ist die 3,8 Millionen Euro teure Sanierung des Rheindahlener Bades umstritten.

Freibäder rund um Mönchengladbach
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Foto: Ilgner

Sonnenschirme sind eingeklappt, Strandkörbe abgebaut, Liegen eingelagert: Seit Montag ist Schwimmen im Volksbad nicht mehr möglich, die Freibad-Saison ist beendet. Anlage und Schwimmbecken werden nun von Mitarbeitern der NEW winterfest gemacht. Mit 86 000 Badegästen fällt die Freibad-Bilanz von Rolf Heithausen, Abteilungsleiter Bäder der NEW, positiv aus. "Vor allem wegen der Rekordbesucherzahlen der vergangenen Wochen hat sich die Gästezahl im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. 2011 kamen rund 48 000 Badegäste ins Volksbad", sagte Heithausen. Der Rekord: 10 850 Badegäste am 19. August, dem heißesten Tag des Jahres in NRW. So viele Besucher an einem Tag hatte das Volksbad in den vergangenen zehn Jahren nicht.

Und noch einen Hoffnungsschimmer gibt es: Im Pahlkebad, das in den ersten Monaten nach der Sanierung miese Besucherzahlen meldete, ziehen jetzt auch mehr Schwimmer ihre Bahnen. Statt 100 täglich, wie noch vor einigen Wochen, waren es im Juli und August 200 und mehr. Die NEW hat kurzfristig noch mehrere Schwimmkurse ins Pahlkebad verlegt, um die Attraktivität zu erhöhen. "Das hat sich positiv ausgewirkt", berichtete jetzt NEW-Bäderexperte Armin Marx im Sportausschuss. Als er die Gesamtbesucherzahl 2011 für alle sechs städtischen Bäder und die beiden NEW-Bäder erläuterte, musste er im Vergleich zu 2010 ein Minus von rund 26 000 Badegästen vermelden — im Wesentlichen hervorgerufen durch den schlechten Freibad-Sommer 2011.

Doch ob 40 000 Besucher mehr oder weniger — Bäder sind und bleiben ein riesiges Zuschussgeschäft. Eine Summe von acht bis zehn Euro schießen Stadt und NEW in jedem Jahr pro Besucher zu, um die Bilanz auszugleichen. Pro Badegast gibt es, so die NEW-Rechnung, nur zwei Euro Erlös: Dies liegt daran, weil Schulen und Vereine nichts zahlen, Kinder bis sechs Jahre kostenfrei ins Bad kommen und Jugendliche weniger Entgelt entrichten müssen. Und noch etwas macht den Badeexperten Sorgen: Jugendliche, in früheren Jahren immer eine Bank bei den Besucherzahlen, bleiben zunehmend weg — das breitere Angebot in den Ganztagsschulen wird dafür verantwortlich gemacht.

Die Kosten für die eigentliche Betriebsführung der städtischen Bäder summierten sich 2011 auf insgesamt rund 4,3 Millionen Euro. Da die NEW aber gut wirtschaftete, bekam die Stadt am Ende Geld zurück: Weil die Abschlagszahlungen höher ausfielen, darf Kämmerer Bernd Kuckels rund 1,34 Millionen Euro netto in seinem Etatentwurf verbuchen. Geld, das die Sportler gerne für ihren Bereich hätten: Da es aber keinen eigenen Sportetat gibt, geht die Summe in den gesamtstädtischen Haushaltsplan. Und das ist auch richtig so, denn ein Defizit bei Sportstätten wird auch immer nur dank der städtischen Gesamteinnahmen wieder annähernd ausgeglichen.

Die Einnahmen bei den städtischen Bädern lagen 2011 bei rund 692 000 Euro — das sind rund 10 000 Euro mehr als 2010. Der Anstieg ist auf höhere Entgelte im Vitusbad zurückzuführen, deren Gesamthöhe aber nicht den Stand von 2009 erreichte. Die Einnahmen aus Kursgebühren beliefen sich im Vorjahr wie schon 2010 auf fast 77 000 Euro. Das ist, so NEW-Experte Marx, ein sehr hohes Niveau. Für dieses Jahr ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen, da die Einnahmen beim Stadtbad Rheydt (Pahlkebad) in den vergangenen Jahren wegen des Umbaus bei null lagen — und das Bad inzwischen komplett saniert und geöffnet ist. Das Hallenbad Rheindahlen, das bis Mitte 2013 für 3,8 Millionen Euro renoviert wird, fällt bei den Einnahmen nicht so ins Gewicht: Hier ist fast ausschließlich Schul- und Vereinsschwimmen.

Und wer bei dem guten Wetter noch einmal unbedingt ins Freibad will: Das Außenbecken des Schlossbades in Wickrath schließt erst Mitte September. Obwohl für das Wochenende noch einmal sehr gutes Badewetter vorhergesagt wird, muss das Volksbad dagegen zu bleiben. Der Grund: Hier ist der Start und das Ziel des NEW-Volksbad-Laufs mit weit mehr als 1000 Läufern und Nordic Walkern sowie vielen Zuschauern. Für Badegäste wäre dann nicht mehr viel Platz.

(RP/rl)
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