Mönchengladbach Awo-Paten leisten wertvolle Integrationsarbeit

Mönchengladbach · Auch wenn bald die Projektförderung ausläuft, wollen die Ehrenamtler weiter Migranten- und Flüchtlingskindern helfen.

Als Ellwyn Purrio vor drei Jahren Ahmad kennenlernte, kannte dieser nur arabische Schriftzeichen. Der Pensionär brachte dem 21-jährigen Flüchtling das Alphabet bei, er malte mit ihm und ging mit ihm in den Supermarkt, damit er die deutschen Begriffe lernte. "Jetzt gehe ich mit Ahmad in den Baumarkt, da er in Kürze eine Lehre als Fliesenleger beginnt. Es ist wunderbar, zu sehen, wie er sich entwickelt hat. Und ich habe viel Dankbarkeit zurückbekommen. Das ist eine der großartigsten Erfahrungen in meinem Leben", sagte der 67-Jährige. Purrio gehört zu den 120 ehrenamtlichen Paten, die sich seit knapp drei Jahren im Projekt "Willkommen in Mönchengladbach" der Awo engagieren, indem sie Kinder und Jugendliche aus Migranten- und Flüchtlingsfamilien betreuen und ihnen beim An- und Zurechtkommen in Deutschland helfen. Auf Einladung Norbert Budes, Vorsitzender im Awo-Präsidium, erzählten die Paten nun im Internationalen Zentrum von ihren Erlebnissen.

Und zu erzählen gab es genug, helfen die Ehrenamtler den Menschen aus Russland, Syrien, Pakistan, Irak, Marokko, Bulgarien, Armenien oder den Baltischen Staaten in unterschiedlichster Weise. Sei es der private Deutsch-Unterricht, Ausflüge am Wochenende oder das Organisieren von Treffen mit deutschen Schülern - jedes Engagement ist ein großer Beitrag zur Integration der Kinder und ihrer Familien. Brigitte und Dietmar Tiggeler absolvierten für eine syrische Familie in den vergangenen 18 Monaten vor allem viele Behördengänge. "Das ist ein Aufwand, den im Grunde nur Rentner im Ehrenamt leisten können. Aber diese Arbeit ist eine Bereicherung für uns", sagte das Ehepaar, das zuvor schon einen elfjährigen Jungen aus Bulgarien betreute.

Eine große Hilfe ist Brigitte Tiggeler das Frauen-Café der Awo, bei dem viele fachliche und organisatorische Fragen geklärt werden können. Geleitet werden die Treffen von Ika Heyer, wertvolle Unterstützung erhält sie durch Menschen wie Ranya Soudah. Die Syrerin war vor zwei Jahren mit ihrer Familie nach Mönchengladbach gekommen und zunächst zu Gast beim Frauen-Café. Nun arbeitet sie mit ihrem Mann für die Awo, während die Tochter auf das Gymnasium geht.

Es sind diese Geschichten, die das jahrelange Engagement so wertvoll und das Modellprojekt der Awo zu einem großen Erfolg machen. Doch die Projektförderung läuft im September aus, die wichtige Integrationsarbeit einstellen wollen aber weder die Paten noch der Awo-Vorstand. "Noch wissen wir nicht, wie wir die Finanzierung künftig sicherstellen, doch wir werden die Unterstützung fortführen", versicherten Bude und der Vorstandsvorsitzende Uwe Bohlen. Zudem informierte Oliver Schulitz über eine neues, bundesweites Projekt "Menschen stärken Menschen", bei dem Paten bis Ende 2016 jungen Flüchtlingen bis 25 Jahre bei der Erst-Orientierung und -integration helfen sollen. In Mönchengladbach wird es dazu 70 Patenplätze geben.

(RP)
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