Mönchengladbach Aus und vorbei: Kein Horst-Festival mehr

Mönchengladbach · Die Macher haben entschieden: Die sechste Austragung des Festivals im Juli war die letzte. Aus persönlichen Gründen - aber auch, weil sie ein Zeichen setzen wollen. Sie bemängeln die ausgebliebene Förderung und fehlende Anerkennung.

Jupiter Jones beim Horst-Festival 2014 in Mönchengladbach
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Jupiter Jones beim Horst-Festival 2014 in Mönchengladbach

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Diese Nachricht ist ein Paukenschlag: Das bis weit über die Region hinaus bekannte Horst-Festival hat Mitte Juli zum letzten Mal stattgefunden. "Wir haben uns bereits davor dazu entschieden, nicht mehr weiterzumachen", sagen Oliver Leonards, Silke Müller und Ulla Heinrich vom Vorstand des Horst-Vereins. "Auf dem Höhepunkt sollte man aufhören." Für ihre Entscheidung führen sie zum einen private Gründe an, sparen aber auch nicht mit Kritik - und deswegen ist sie auch als ein Signal in Richtung Politik zu verstehen, während sie Sponsoren aus der Wirtschaft und die Stadtverwaltung davon größtenteils ausklammern. "Der Großteil der innovativen Kulturarbeit in dieser Stadt wird ehrenamtlich geleistet", sagt Ulla Heinrich. "Aber echte Wahrnehmung und Wertschätzung aus der Politik gibt es dafür nicht."

Ein Erfolgsprojekt wie das Horst-Festival in den Kooperationsvertrag von CDU und SPD zu schreiben, sei das eine - habe aber letztlich nicht mehr als den Charakter einer Sonntagsrede. Man habe mit Horst modernes Stadtmarketing in Reinkultur und sozial orientierte Kulturarbeit gemacht, sagt Silke Müller. "Wieso wird das nicht genutzt in dieser Stadt?" Die Kreativität und mittlerweile auch Professionalität der Macher sei nicht entsprechend eingebunden worden, so Heinrich. Stattdessen habe insbesondere die Politik lediglich den Event-Charakter des Festivals goutiert und überhaupt verstanden - anstatt "Butter bei die Fische" zu tun und sich klar dazu zu bekennen, welche Projekte der Kulturarbeit als finanziell förderungswürdig angesehen werden.

"Wir haben all unsere Ziele erreicht, mit denen wir mal angetreten waren", sagt Leonards. "Bis auf eines: Es ist nicht gelungen, durch eine konstante Förderung die Infrastruktur des Horst-Vereins mit Personal und Betriebskosten abzudecken." Geschäftsführer, Pressesprecher, Projektstellen, Räumlichkeiten, Planungssicherheit - das alles blieben fromme Wünsche.

Mönchengladbach: Das mögen Besucher am Horst-Festival
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Mönchengladbach: Das mögen Besucher am Horst-Festival

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25 000 Euro kostete es 2009, die erste Austragung des einstigen "Umsonst & draußen"-Festivals zu stemmen. "Dieses Jahr waren es schon 200 000 Euro", sagt Müller. Und das nur für die eigentliche Durchführung. Das Unterfangen, am Ende wenigstens mit einer schwarzen Null herauszukommen, bereitete Jahr für Jahr dieselben, vielmehr wachsenden Probleme. Man habe jedes Jahr ans Aufhören gedacht, gibt Leonards zu.

Zum Vergleich: Das Düsseldorfer Open-Source-Festival, obwohl vom städtischen Kulturamt massiv unterstützt, schreibt Miese. "Es gibt kein anderes Festival unserer Größenordnung - nicht einmal unter den kommerziellen, mit denen in erster Linie Geld verdient werden soll - die derart wenig, nämlich gar nicht, gefördert werden", so Leonards weiter. Nicht nur die Horst-Kernmannschaft von rund 15 Mitstreitern butterte überdies Freizeit und Herzblut hinzu, verzichtete regelmäßig auf Urlaube, um im "richtigen" Job nicht kürzertreten zu müssen. Doch mittlerweile haben viele ihre eigenen Firmen, planen Familien, fühlen sich ausgebrannt oder "sind einfach keine Studenten mehr, die in zwei, drei Vorlesungen pro Woche gehen und sonst Freizeit haben", wie Silke Müller sagt. "Das Produkt Horst-Festival wäre unter diesen Voraussetzungen künftig nicht mehr in derselben Qualität abzuliefern gewesen."

Und es an die nächste Generation weiterzugeben? Das wurde versucht, letztlich aber verworfen. "Das finanzielle Risiko in Verbindung mit der Erwartungshaltung wäre heute keinem 21-Jährigen mehr zuzumuten", sagt Leonards, der selber gerade 34 geworden ist. Außerdem sei Horst auch irgendwie das "Baby" der drei und der anderen Mitstreiter der ersten Stunde. "Wir sind gemeinsam gekommen, jetzt gehen wir auch gemeinsam, daran gab es eigentlich nie einen Zweifel", sagt Ulla Heinrich. Der Nachwuchs solle lieber etwas Neues auf die Beine stellen, "und das wird sicher etwas grandioses Eigenes".

Unverändert bestehen bleibe der Horst-Verein, dort machen die drei weiter. "Vielleicht wird seine Arbeit ohne das Leuchtturmprojekt sogar sichtbarer", hoffen sie. Auch das Potpourri-Festival für den musikalischen Nachwuchs werde es weiter geben. "Wir wünschen uns, dass aus diesem Abschied von Horst ein Anfang für ganz viele neue Dinge wird", sagt Ulla Heinrich.

(RP)
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