Mönchengladbach Aus Überzeugung liberal und sozial

Mönchengladbach · Seit dem Abitur engagiert sich Ute König in der FDP. Mittlerweile ist die 26-Jährige stellvertretende Kreisvorsitzende und macht sich einen Namen im Jugendhilfeausschuss. Ihre späteren politischen Ambitionen sind noch Zukunftsmusik, doch sie sagt: "In der FDP haben wir kein Nachwuchsproblem."

Als im vergangenen November bei einer Bürger-Informationsveranstaltung zur Zukunft des Kriseninterventionszentrums (Kriz) die ohnehin schon explosive Stimmung kippte und das Publikum die Initiatoren unverhohlene Abneigung spüren ließ, da stand für sie plötzlich alles auf der Kippe. "An dem Abend habe ich mich gefragt, ob Politik noch Sinn macht", sagt Ute König. "Ich war extrem schockiert. So etwas konnte ich mir vorher nicht vorstellen." Politik, sagt die 26-Jährige, müsse doch eigentlich ein Dialog sein zwischen den Bürgern, die berechtigte Kritikpunkte anbringen, "die wir Politiker oft gar nicht sehen" – und eben den Politikern, die die Interessenvertretung für die Bürger wahrnehmen. "Aber wenn da nur eine Blockadehaltung ist, wenn Politik nur bekämpft wird – dann ist das schlecht", sagt König.

Politik macht Ute König bei den Freien Demokraten – 2004, direkt nach dem Abitur, trat sie den Jungen Liberalen bei, ein Jahr später der FDP. Der Weg war klar, nachdem sie sich im Rahmen ihrer Facharbeit mit dem Liberalismus beschäftigt hatte. Dass sie derzeit den einen oder anderen Scherz über sich ergehen lassen muss, weil die Partei bisweilen als "demoskopisch nicht mehr wahrnehmbar" verulkt wird, ficht sie nicht weiter an. "Unser Parteiprogramm ist das einzige, das die Hoffnung bietet, dass wir auch in den nächsten Jahrzehnten noch ein lebenswertes Deutschland vorfinden werden", sagt sie. "Unsere Werte sind wichtig: Wir stehen für die Freiheitsrechte, in die der Staat seit dem 11. September 2001 immer mehr eingreift, und für einen schlanken Staat, der den Bürgern Anreize liefert, sich selbst einzubringen."

Das ist auch Königs eigener Impetus. "Viele ärgern sich über die Politik, ohne aber selbst etwas zu verändern" – für sie war früh klar, dass sie einen anderen Weg beschreiten möchte. Als stellvertretende Kreisvorsitzende und im Jugendhilfeausschuss macht sie sich in erster Linie für Jugendhilfepolitik stark. Auch bei einer angespannten Haushaltslage durch gute und flexible Betreuungsmöglichkeiten die bestmöglichen Bedingungen für Kinder und Jugendliche schaffen – das hat sie sich auf die Fahne geschrieben. "Besonders wichtig ist dabei das Einbinden der Trägervielfalt, der Zugang aller Träger zu Leistungen", sagt sie. Und gerade dabei gelte es, frisch und unverbraucht an die Thematik heranzugehen. Wenn das Bildungs- und Teilhabepaket etwa nicht so angenommen wird, wie es wünschenswert wäre, "dann muss man die Leistungen eben spezieller zuschneiden, um sie attraktiv zu gestalten". Bei dem Paket, das im April letzten Jahres in Kraft trat, müssen Berechtigte in Vorleistung gehen und Anträge stellen, um die Leistungen auch zu erhalten. "Man sollte meinen, die Leute kommen dann von selber", sagt Ute König. Die Entwicklung im Sozialbereich gehe aber leider immer mehr hin zu einer Abholmentalität. "Dem muss man dann Rechnung tragen. Und die Menschen vor Ort ansprechen, in den Kitas, in den Vereinen."

Ein Gefühl dafür, wie Politik heute laufen müsse, habe ihr beispielsweise das Innenstadtkonzept Rheydt vermittelt: "Politik muss frühzeitig feststellen, was der Bürgerwille ist, um darauf zu reagieren." Nur ausufern dürfe das eben nicht – "denn prinzipiell will ja jeder eine Tempo-30-Zone vor der Haustür". Auch die vielen Initiativen in der Stadt, die sich zusammengeschlossen haben, um Dingen zum Positiven zu verändern, seien ein Gewinn – "und wir als Ampel gehen gut damit um". Überhaupt habe die Koalition "alle wichtigen Entscheidungen gut getroffen" – auch wenn "unsere Außendarstellung sicher schon einmal besser war". Ein Dämpfer sei für sie das Scheitern der Wanloer Biogasanlage gewesen: "Denn die hatte ich mit vorangetrieben."

Eine Politikverdrossenheit unter Jugendlichen stellt König durchaus fest. "Es wird leider immer exotischer, wenn junge Leute sich engagieren, da das Interesse an Politik generell sinkt." Zumindest in der Gladbacher FDP gebe es aber kein Nachwuchsproblem. "Da sind viele junge Leute zwischen 18 und 30, die sich einbringen und in Gremien sitzen." Und es bringe sie zur "Weißglut", wenn den jungen Leuten vorgehalten werde, sie versprächen sich durch politische Arbeit persönliche Vorteile. "Wir wollen alle positiv etwas für Gladbach bewegen." Und dies müsse man anderen Jugendlichen auch zeigen, damit sie sich selber mehr engagieren.

Wohin sie sich selbst politisch einmal bewegen wird, ist für die 26-Jährige noch völlig offen. Zunächst einmal steht die berufliche Entwicklung für Ute König im Vordergrund, daraus macht sie keinerlei Hehl. Spätestens im Herbst soll ihre Promotion zum Thema Aktien- und Kapitalmarktrecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf fertig sein, dort arbeitet sie auch am Lehrstuhl. Voraussichtlich werde sie anschließend in einer Wirtschaftskanzlei und danach mit einem Wirtschaftsreferendariat beginnen. Da bleibt derzeit nicht viel Freizeit, doch fürs Volleyballspielen und den Kindergottesdienst in der Gemeinde knapst sie trotzdem immer mal ein paar Stündchen ab.

(RP)
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