Mönchengladbach Aus dem Gefängnis mit Drogen gehandelt

Mönchengladbach · Drogenhandel aus dem Gefängnis als Freundschaftsdienst – mit diesem ungewöhnlichen Fall hat das Landgericht seit gestern zu tun. Wegen bandenmäßiger Drogeneinfuhr und Handels mit 3000 Ecstasy-Pillen und 1000 Gramm Amphetaminen sitzen seit gestern drei Männer auf der Anklagebank des Landgerichts. Die 44, 53 und 64 Jahre alten Angeklagten aus Mönchengladbach und Viersen sollen als Bandenmitglieder gehandelt haben.

Dem 53-jährigen Betriebswirt wirft der Staatsanwalt vor, aus der Justizvollzugsanstalt die Kontakte zum niederländischen Drogenlieferanten und einem mitangeklagten Abnehmer der Ecstasy-Pillen hergestellt zu haben. Der Angeklagte gab sich gestern sofort als Organisator zu erkennen. Nach einer Augenoperation durfte der Mann als Häftling im offenen Vollzug mehrmals das Gefängnis verlassen.

Der Freund aus Holland

Er verteidigte sich gestern mit einem ungewöhnlichen Tatmotiv. „Das habe ich alles nur aus Gefälligkeit für meinen niederländischen Freund getan“, erklärte der grauhaarige Gladbacher den staunenden Zuhörern. Den Freund kannte er seit Jahren und war ihm zur Tatzeit im Gefängnis wieder begegnet. Der Niederländer habe ihm früher geholfen. „Mein Freund hatte 5000 Euro Schulden“, erklärte der Angeklagte. Nur deshalb habe er diese Geschäfte angeleiert. Die überwachten Telefongespräche, die der wegen Drogendelikten vorbestrafte Häftling aus der Zelle führte, bestätigen diese Aussage allerdings nicht. Da ist die Rede von weiteren Geschäften. „Alles nur Gerede“, wehrte der Angeklagte ab.

„Heroin für Eigenbedarf“

Danach gab sich der 44 Jahre alte Mönchengladbacher als Mittäter zu erkennen. „Ich diente als Bunker. Am 10. Dezember vorigen Jahres wurden mir die 3000 Pillen gebracht“, erklärte der frühere Heroin-Konsument. Auch für die Weitergabe des Kaufpreises von 2400 Euro habe er gesorgt. In der Wohnung des Ex-Junkies wurden 262 Gramm Haschisch gefunden. Das sei nur für dem eigenen Gebrauch gedacht gewesen, beteuerte der 44-Jährige. Transporteur der Drogen soll der Viersener gewesen sein. Das bestritt der gelernte Metzger. In seinem Wohnzimmer waren 68 Gramm Haschisch gefunden worden. „Nur für den Eigenbedarf“, gab der ansonsten wortkarge Mann zu.

Der Fall war ins Rollen gekommen, als die Polizei im Gefängnis wegen Geldwäsche ermittelte. Dabei fiel der 53-jährige Häftling auf, als der mit dem niederländischen Freund am Telefon den Drogenhandel organisierte. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort