Mönchengladbach Auf Tuchfühlung mit den Zirkus-Idolen

Mönchengladbach · Nebel, Lichteffekte, Schminken und Akrobatik waren die großen Themen beim Tag der offenen Tür im Circus Roncalli.

 Beim Kinderschminken verpassten die Clowns des Circus Roncalli, wie hier Eddy Neumann, den kleinen Besuchern ein lustiges Make-up.

Beim Kinderschminken verpassten die Clowns des Circus Roncalli, wie hier Eddy Neumann, den kleinen Besuchern ein lustiges Make-up.

Foto: Jörg Knappe

Für Patrice Joachims war es der erste Auftritt im Zirkusrund vor so großem Publikum, doch von Nervosität keine Spur. Der Zwölfjährige durchschritt mit Blick auf die Besucher selbstbewusst die Manege, als wolle er einen Taschenspielertrick vorführen, doch dann glänzte er zur Jonglage mit Diabolos. Die ließ er zum Entzücken seiner Zuschauer so sicher tanzen und springen, dass ihm am Ende ein Wahnsinnsapplaus gewiss war. Derweil wärmte sich Denise Fischer hinter den Kulissen für ihre Bodenakrobatik auf. "Ich habe aus Spaß mitgemacht, doch dann wurde es Ernst", sagte die Zwölfjährige, die mit geschmeidigen Bewegungen beeindruckte und damit ihren Gewinn einlöste. Denn wie Patrice war sie Preisträgerin der Talentsuche, zu der Circus Roncalli und RP aufgerufen hatten.

Einen Sonntagvormittag lang erlaubten die Zirkusleute Einblicke in die oft verborgenen und geheimnisvollen Dinge, die doch entscheidenden Anteil am Glanz der Vorführungen haben. Im L´atelier de Sophie, der kleinen Schneiderei auf vier Rädern, war Namensgeberin Sophie - wie immer - als Retterin in der Not im Einsatz. Zehn Knöpfe näht sie mindestens am Tag an. Da manches Teil im beinahe letzten Moment vor dem Auftritt reißt, muss sie oft improvisieren. Wenn auf die Schnelle gar nichts mehr geht, ist ein Griff in den Kostümwagen nötig. Der stand natürlich an diesem Tag auch offen und gab den Blick frei auf Glanz und Glitter, die zur Traumwelt gehören.

Beim Pony- und Pferde-Zelt war kein Durchkommen, da fast alle Kinder die niedlichen Stars streicheln wollten. Zuvor hatten Führungspferd Sharidan, der kleine braune Patrick und der niedliche, tiefschwarze Maxim mit den anderen ihre Tricks gezeigt. Dompteur Karl Trunk erzählte, dass jedes Tier einzeln trainiert wird, ehe es nach anderthalb bis zwei Jahren in der Gruppe für die Auftritte vorbereitet wird. Die Besucher erfuhren, dass die Peitschen als verlängerte Arme des Pferdelehrers dienen und den Pferden helfen, die Gesten des Trainers besser zu erkennen. Das Peitschen-Knallen ist hingegen reiner Showeffekt.

Immer wieder waren Kinder und zuweilen auch deren Eltern aufgefordert, mitzumachen. So schwang sich Peter mutig mit einem Akrobaten vom Zirkustheater aus Kiew an den Strapaten hoch in die Zirkuskuppel. Sogar eine Mutter wagte spontan eine Einlage an den Bändern. Lion meisterte den Freistand auf den starken Schultern der Artisten vom ungarischen Trio Csàszàr.

Der Elfjährige ist nicht nur sportlich, sondern stellte auch neugierig Patrick Philadelphia zahlreiche Fragen. Der ist normalerweise für die Regie der Show und deren Abläufe verantwortlich, animierte nun aber als Moderator die Besucher, ihre Fragen zu stellen. "Beim Tag der offenen Tür beziehen wir gerne das Publikum mit ein. Wann kann man sonst schon in einer Manege auftreten?", sagte der Tagesregisseur. "Und bei solchen Aktionen haben wir sogar schon hin und wieder akrobatische Talente gefunden." Philadelphia verhalf den Gästen auch, die Technik zu verstehen, wie die Lichtstrahler, die Farben und bewegliche Muster auf den Boden zaubern, oder die Follow Spots, die die Artisten mit ihrem Lichtschein verfolgen. Die Einblicke machten bewusst, wie viel Arbeit auf dem Weg ins Reich der Fantasie geleistet wird. Der Zauber der Traumwelt blieb dabei ungebrochen.

(RP)
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