Mönchengladbach Auf keinen Fall ohne die 14 Nothelfer ins Jahr 2014

Mönchengladbach · Tiefe Volksfrömmigkeit ist im Wallfahrtsort Hehn beheimatet. Pilger besuchen regelmäßig die Pfarrkirche, die Marienkapelle und die Grotten mit den 14 Heiligen, die in jeder Notlage trösten. Und das seit mehr als 100 Jahren.

Mönchengladbach: Auf keinen Fall ohne die 14 Nothelfer ins Jahr 2014
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Eustachius ist der Knaller. In allen schwierigen Lebenslagen ist er genau der richtige Ansprechpartner. Dieser Heilige hilft — sicher. Seine 13 Kollegen sind da vergleichsweise bescheiden und meist sehr zielgerichtet auf ein konkretes Leiden spezialisiert. Halsschmerzen? Blasius lindert. Kopfweh? Lässt Dionysos verschwinden. Grummeln im Bauch? Erasmus beruhigt ihn. Georg hat sich auf die Leiden der Haustiere spezialisiert. Gut so, muss ja jemand für zuständig sein. Wenn die Worte nicht so recht aus dem Mund fließen wollen, weil die Zunge schwächelt, hilft Katharina. Trost in der Stunde des Todes spenden gleich vier: Achatius, Barbara, Christophorus und Cyriacus. Ägidius sorgt dafür, dass die Beichte ordnungsgemäß abgelegt wird, Margarete steht den Gebärenden bei, Vitus den Epileptikern. Und wenn trotz all der heiligen Hilfe doch einmal ein Arzt von Nöten sein sollte, passt Pantaleon auf, dass der alles richtig macht.

Mönchengladbach: Auf keinen Fall ohne die 14 Nothelfer ins Jahr 2014
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Der Weg zu den 14 Nothelfern ist nicht weit. Im Wallfahrtsort Hehn stehen sie alle — in der Grottenanlage hinter der Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung. Wer in Not ist, begibt sich einfach dort hin. Bänke stehen bereit, die meditative Einkehr wird dem Suchenden und Hoffenden leicht gemacht — an diesem besonderen Ort. Die Grottenanlage aus Tuffstein, 1894 von Pfarrer Theodor Jöbges in Auftrag gegeben, besteht aus einer Treppe, die auf der einen Seite hoch- und der anderen Seite hinunterführt. Hier stehen die 14 Nothelfer, Figuren aus Terrakotta, die vor wenigen Jahren erst aufwendig restauriert wurden. An der höchsten Stelle der Anlage ist ein Kreuz aufgestellt, an dem Jesus den Opfertod stirbt. Besonders am Abend, wenn die Figuren beleuchtet werden, erscheinen die Grotten in einem fast mystischen Schein. Im Gewölbe unterhalb der Treppen hält eine Marienfigur Jesus in den Armen. Diese Pietà verweist auf die heilige Mutter Gottes, die als 15. Nothelferin gilt.

Mönchengladbach: Auf keinen Fall ohne die 14 Nothelfer ins Jahr 2014
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Für jedes Leiden — ein Heiliger. Das ist praktisch. Und es gibt sie bereits seit dem 9. Jahrhundert. In Pest-Zeiten im 13. und 14. Jahrhundert gewannen die 14 Nothelfer enorm an Bedeutung. Klar, bei der Seuche. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich, ausgehend von Regensburg, ein regelrechter Nothelfer-Kult. Damals kamen die drei Frauengestalten dazu: Barbara, Katharina und Margareta. Der Volksmund erfand — um sich die drei Damen besser merken zu können — einen Vers dazu: "St. Margareta mit dem Wurm, St. Barbara mit dem Turm, St. Katharina mit dem Radl, das sind die heiligen drei Madl." 1772 wurde die von Balthasar Neumann entworfene Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen fertiggestellt. Der Kult verbreitete sich über ganz Deutschland, bis nach Italien, Schweden und Ungarn. Mehr als 800 Kirchen wurden den "Vierzehnheiligen" geweiht.

Mönchengladbach: Auf keinen Fall ohne die 14 Nothelfer ins Jahr 2014
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Zurück zu den 14 Nothelfern in Hehn. Wer kennt sie noch, ihre Herkunft, ihre Bedeutung? Wer versteht die Symbolik ihrer Attribute? Ganz sicher können viele Menschen gar nichts anfangen mit diesem Zeugnis uralter Volksfrömmigkeit. Aber vielen anderen ist der Ort Hehn gerade wegen der 14 Nothelfer heilig. Sie haben ihn zum Wallfahrtsort erkoren, sie kommen mit ihren Sorgen und Nöten nach Hehn, aber manchmal auch einfach nur, um innezuhalten oder "Danke" zu sagen.

Das Ensemble, bestehend aus Pfarrkirche, Marienkapelle, Grotten, Pfarrhaus, Kindergarten und Friedhof, hat ein knalliges Pendant bekommen. Im Oktober haben in der Szene weltbekannte Graffiti-Künstler die Turnhalle in ein Gesamtkunstwerk verwandelt. Tiefste Frömmigkeit und überbordende Freude finden in diesem kleinen Ort ihren Platz. Das ist es wohl auch, was den Reiz der sagenumwobenen Honschaft ausmacht.

(RP)
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