Mönchengladbach Auf dem Weg zur modernen Klinik

Mönchengladbach · Interview Der Geschäftsführer der Städtischen Kliniken Mönchengladbach, Horst Imdahl, spricht über den Neubau der Geriatrie, weitere geplante Baumaßnahmen am Elisabeth-Krankenhaus, die finanzielle Lage der Klinik-Gesellschaft und weitere Vorhaben.

 Einen Quantensprung an Komfort bedeuten die Zweibettzimmer in der neuen Geriatrie am Elisabeth-Krankenhaus.

Einen Quantensprung an Komfort bedeuten die Zweibettzimmer in der neuen Geriatrie am Elisabeth-Krankenhaus.

Foto: Reichartz,Hans-Peter

Wie fanden Sie die Situation vor, als Sie vor viereinhalb Jahren bei den Städtischen Kliniken anfingen?

 Am 16. Juni ist die neue Klinik für Geriatrie am Standort Elisabeth-Krankenhaus eingeweiht worden. Rund elf Millionen hat der Neubau gekostet. Bis dahin wurden alte Patienten in der Hardterwald-Klinik versorgt.

Am 16. Juni ist die neue Klinik für Geriatrie am Standort Elisabeth-Krankenhaus eingeweiht worden. Rund elf Millionen hat der Neubau gekostet. Bis dahin wurden alte Patienten in der Hardterwald-Klinik versorgt.

Foto: Reichartz, Ilgner

Horst Imdahl Die in Teilen der Politik damals geführte Diskussion, ob die Kliniken in eine private Trägerschaft übergehen sollten, war zum Glück schnell wieder vom Tisch. Vor der Geschäftsführung gab es dadurch einige Verunsicherung. Der kommissarische Geschäftsführer Franz-Josef Esser hatte den Boden für mich gut bereitet. Es war wichtig, dass er mit seiner Erfahrung Ruhe in den Betrieb gebracht hat.

Wie stehen die Klinken heute da?

Imdahl Wir sind jetzt sehr gut aufgestellt und genießen eine hohe Akzeptanz bei den Patienten, was durch die jährlich steigenden Patientenzahlen deutlich wird. Und unsere Arbeitsplätze sind sicher. Nun müssen wir schauen, dass wir das Geld für Darlehnszinsen und die Tilgung, mit denen wir die Neubaumaßnahmen finanzieren, verdienen.

Ist die Diskussion um die Kooperation zwischen den Mönchengladbacher Krankenhäusern noch aktuell?

Imdahl Nein. Momentan ist das kein wichtiges Thema mehr, was eigentlich schade ist. Es wäre gut gewesen, sich im Vorfeld der kommenden Krankenhausplanung noch mehr über die Verteilung der Disziplinen und Arbeitsfelder abzustimmen.

Respekt! Sie haben mit dem Neubau der Geriatrie den Zeitplan eingehalten, das ist selten. Wie haben Sie das geschafft?

Imdahl Das war eine in der Tat sportliche Leistung, die hier in erster Linie die Baufirma ALHO vollbracht hat. Wir hatten ambitionierte Vorstellungen wegen des Verkaufs der Hardterwald-Klinik. Weil die Patientenversorgung nicht unterbrochen werden kann, musste sich die Baufirma genau an den vereinbarten Zeitplan halten. Auch die Modulbauweise hat zum schnellen Aufbau beigetragen.

Was hat sich gegenüber der Situation im Hardter Wald verbessert?

Imdahl Der neue Bau ist nun rollstuhlgerecht. Zudem verbessert sich durch neue, elektrisch verstellbare Betten die Arbeitssituation für das Pflegepersonal sehr. Wir haben fast 30 Quadratmeter große Ein- und Zweibettzimmer mit Nasszelle. Auf das Jahr gesehen sparen wir rund eine Million Euro jährlich, weil die Doppelvorhaltungen wie zum Beispiel Patientenaufnahme, Labor, Röntgen, Cafeteria und Logistikkosten wegfallen. Zuvor kostete allein der Essenstransport in den Hardter Wald zirka 50 000 Euro im Jahr.

Bedauern Sie nicht, dass Sie den pittoresken Standort aufgegeben haben?

Imdahl Wir alle sind mit mindestens einem weinenden Auge aus dem Anwesen rausgegangen. Aber es war zu spät für eine Sanierung und der Standort für die Geriatrie einfach nicht mehr zeitgemäß. Gerade in diesem Bereich muss stark interdisziplinär gearbeitet werden, was am neuen Standort nun perfekt gewährleistet ist.

Wie viel hat der Neubau der Geriatrie nun abschließend gekostet?

Imdahl Die Geriatrie hat elf Millionen Euro gekostet. Die in Angriff genommene Mutter-Kind-Klinik wird weitere 17,5 Millionen Euro kosten und die später folgende Haupthauserweiterung noch einmal 22 Millionen.

Wie wird das Ganze finanziert?

Imdahl 15 Millionen stammen aus Eigenmitteln. Die guten Ergebnisse der vergangenen Jahre haben zu diesem für uns beruhigenden Potenzial geführt. Da wir ein gemeinnütziges Unternehmen sind, müssen wir unsere Gewinne auch wieder satzungsgemäß verwenden. Zudem finanzieren wir die Maßnahmen aus Mitteln der KfW und mit Darlehen der Stadtsparkasse Mönchengladbach.

Wozu brauchen Sie die Mutter-Kind-Klinik, wenn doch ein leistungsfähiges Perinatalzentrum da ist?

Imdahl Der Gemeinsame Bundes-Ausschuss, höchstes Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, stellt Anforderungen. Wenn wir die nicht erfüllen, fällt die Anerkennung als Perinatalzentrum weg. Zudem war die Kinderklinik für die bis über 6000 behandelten Kinder pro Jahr nicht ausgelegt.

Der Baubeginn war bereits im Mai. Wie weit sind die Baumaßnahmen bisher fortgeschritten?

Imdahl Im Augenblick werden die Innenwände gezogen, die Verklinkerung ist fast fertig und Fenster wurden eingesetzt. Der Einzugstermin Mai/Juni 2013 soll eingehalten werden, allerdings werden die Feierlichkeiten erst Anfang Juli stattfinden. Vorher muss sich das Personal am neuen Standort einarbeiten.

Gibt es weitere Zukunftsvisionen?

Imdahl Neben der Sanierung des Haupthauses, in dem wir einen Zweibettzimmer-Standard mit zugehöriger Nasszelle realisieren werden, wollen wir auch ein Parkhaus errichten. Pro Jahr soll eine Etage saniert werden. In 15 bis 20 Jahren sind wir dann aus heutiger Sicht ein rundum modernes Krankenhaus. Aber die Ansprüche ändern sich ständig.

Bedingt der Zuwachs an Bausubstanz automatisch eine Vergrößerung der Belegschaft?

Imdahl In den vergangenen Jahren sind 20 zusätzliche Arztstellen geschaffen worden, ein paar Stellen weniger sind im Pflegebereich dazugekommen. Bisher haben wir im Pflegebereich noch kein Problem mit der Stellenbesetzung, da wir gemeinsam mit dem Bethesda-Krankenhaus eine eigene Pflegeschule betreiben. In Zukunft wird es aber schwierig werden, genügend geeignetes Personal zu bekommen. Das liegt zum einen an der abnehmenden Geburtenstärke der Jahrgänge. Zum anderen mangelt es dem Pflegeberuf leider an Attraktivität. Deshalb denken wir daran, uns in Zukunft insbesondere in südlichen Ländern nach Auszubildenden und Fachkräften umzusehen.

Wie können Sie qualifizierte Pflegekräfte an ihr Haus binden?

Imdahl Wir sind zwar auf die öffentlichen Tarife angewiesen, können jedoch auch höhere Eingruppierungen vornehmen. So sind wir auch für hochqualifizierte Kräfte attraktiv. Wir werden noch in diesem Monat auf unserem Gelände eine LENA-Gruppe mit neun Plätzen, die schon alle vergeben sind, einrichten. Die Erweiterung um neun Plätze ist bereits beauftragt. Auch dadurch steigt die Attraktivität der Arbeitsplätze am Standort Rheydt.

Wie werden die Kliniken in zehn Jahren aussehen?

Imdahl Wir wollen noch stärker mit niedergelassenen Ärzten kooperieren, um mehr Wirtschaftlichkeit zu erreichen. In Kooperationen können unsere medizinischen Geräte und Maschinen, die einen hohen Kostenfaktor darstellen, voll ausgelastet werden. Davon profitieren sowohl die kooperierenden Ärzte als auch wir und die Patienten.

Welchen Stellenwert haben die Klinken als Wirtschaftsstandort?

Imdahl Wir haben 1100 Beschäftigte, für die wir fast 50 Mio. Euro jährlich an Löhnen, Gehältern und Sozialversicherungsbeiträgen ausgeben.

Das Interview führten Dirk Richerdt, Anke Schönlau und Dieter Weber.

(ansc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort