Mönchengladbach Auch mit 85 der Pastor der Herzen

Mönchengladbach · Er ist mehr Don Camillo als Ratzinger, den Schützen seit Jahrzehnten ein treuer Begleiter. Vor allem aber ist Johannes van der Vorst ein Seelsorger - und unverwüstlich. Gott sei Dank! Fanden die Gäste bei seinem Geburtstag.

 Gruppenbild mit Geburtstagskind Johannes van der Vorst (3. von rechts), reichlich Prominenz aus Kirche, Brauchtum und Politik - und einem Herz-Ballon.

Gruppenbild mit Geburtstagskind Johannes van der Vorst (3. von rechts), reichlich Prominenz aus Kirche, Brauchtum und Politik - und einem Herz-Ballon.

Foto: Jörg Knappe

Dass an diesem Nachmittag in der Kapelle des Krankenhauses St. Franziskus Ungewöhnliches vorgeht, ist schon an der Dekoration erkennbar: Hinter dem Altar ist die Fahne der Bruderschaften Mönchengladbachs und Korschenbroichs aufgepflanzt, die ein Schütze standhaft aufrecht hält. Neben dem Altar schwebt ein Luftballon in Form eines großen roten Herzens. Und zu Beginn der Messe singt die Gemeinde: "Wie schön, dass du geboren bist." Ganz klar: Das ist kein Tag wie jeder andere und keine normale Messe - Johannes van der Vorst, Geistenbecker Pfarrer und Bezirkspräses der Schützen, feiert seinen 85. Geburtstag.

Den Auftakt bildet die Brauchtumsmesse, zu der viele Schützen in ihren traditionsreichen grünen, schwarzen und blauen Uniformen gekommen sind. Johannes van der Vorst ist schließlich seit 31 Jahren Präses der Bruderschaften in Mönchengladbach und Korschenbroich. Und das mit Leib und Seele. Auch mit 85 denkt er nicht ans Aufhören. "Ich mache weiter, bis der Chef da oben die Grenze setzt", sagt van der Vorst lächelnd mit einem Blick gen Himmel.

Die Schützen wiederum sind überzeugt, dass das mit den 85 Jahren nicht ganz stimmen kann. "Da muss jemand einen Fehler gemacht haben, so jugendlich, wie Johannes van der Vorst daherkommt", sagt Bezirksbundesmeister Horst Thoren, der auch das Geschenk der Bruderschaften überreicht: eine Kommunionschale, geschaffen von Goldschmied Peter Goeth aus Vallendar, die während der Messe geweiht und verwendet wird.

Was den gefeierten Pfarrer van der Vorst auszeichnet, machen alle Redner mehr als deutlich. Als "Pastor der Herzen" und "Don Camillo vom Niederrhein" bezeichnet der Bezirksbundesmeister den Präses. Der Schelm blitzt auch in feierlichem Rahmen aus den Augen des so Gefeierten, dessen lockere Sprüche Legende sind.

Man solle bloß kein Gedöns machen, habe ihm das Geburtstagskind mit auf den Weg gegeben, sagt Pfarrer Albert Damblon in seiner Ansprache. "Aber ein bisschen Gedöns muss sein", meint er mit Blick auf den festlichen Rahmen von Messe und Sommerfest. Johannes van der Vorst verstehe es, Tradition und Moderne miteinander zu verbinden, unterstreicht Damblon. Van der Vorst sei ein besonders warmherziger Mensch, der immer wieder zeige, was Barmherzigkeit im alltäglichen Leben bedeute.

Pfarrer war immer der Traumberuf des heute 85-Jährigen, aber Krieg und Nachkriegszeit machten Umwege nötig. Der gebürtige Neuwerker hat erst als Gärtner gearbeitet, dann eine kaufmännische Ausbildung gemacht, bevor er auf der Abendschule das Abitur nachholte und schließlich Theologie studierte. 1968 wurde er zum Priester geweiht, seit 1975 war er Pfarrer in Heilig Geist in Geistenbeck. Nicht als intellektuellen Theologen, sondern als den Menschen zugewandter Seelsorger empfinden ihn die Menschen, die ihm begegnen. "Du bist nicht der Josef Ratzinger vom Niederrhein", sagt Pfarrer Albert Damblon zu ihm. "Aber ich habe doch von deiner Theologie gelernt." Gott begegne ihm gnädig, warum solle er dann nicht genauso mit seinen Mitmenschen umgehen, zitiert Damblon dann den Kollegen.

Und van der Vorst, gerade von einer Krankheit genesen und noch in der Reha, denkt überhaupt nicht ans Aufhören. "Es geht mir wieder gut und ich freue mich darauf, wieder die Messen zu lesen", sagt er, nach einem Wunsch für die Zukunft gefragt.

(RP)
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