Mönchengladbach Architektur in der Kunst und im Fußball

Mönchengladbach · Im Ambiente der aktuellen Ausstellung über Hans Hollein trafen sich die Teilnehmer der jüngsten Ausgabe des Formats "Gladbacher Feuilleton 4:3". Diesmal hatten Susanne Titz und Michael Grosse den Borussia-Sprecher eingeladen.

 Kultur, Sport und Journalismus in herzlicher gegenseitiger Zugeneigtheit: Vor der Talkrunde im Abteibergmuseum schauten sich Michael Grosse, Markus Aretz, Susanne Titz und Ralf Jüngermann (v.l.) die Ausstellung "Hans Hollein" im Museum an. Im Hintergrund die goldenen Turngeräte von Hans Holleins "Turnstunde" im Wechselausstellungssaal.

Kultur, Sport und Journalismus in herzlicher gegenseitiger Zugeneigtheit: Vor der Talkrunde im Abteibergmuseum schauten sich Michael Grosse, Markus Aretz, Susanne Titz und Ralf Jüngermann (v.l.) die Ausstellung "Hans Hollein" im Museum an. Im Hintergrund die goldenen Turngeräte von Hans Holleins "Turnstunde" im Wechselausstellungssaal.

Foto: Isabella Raupold

Der Moderator des siebenten "Gladbacher Feuilletons" mit dem Besetzungsschlüssel 4:3 (vier Personen über drei Themen) hielt für alle, die die erste Halbzeit des Champions-League-Halbfinales verpassten, weil sie lieber bei einer angeregten Kulturdebatte live zugegen sein wollten, Trost bereit: "Bei uns sind die Abende immer sehr torreich", sagte RP-Redaktionsleiter Ralf Jüngermann. Da wusste noch niemand, dass die Real-Elf die Bayern mit 4:0 wegputzen würde.

Dem König Fußball - zwar weniger dem königlichen ("real") aus Madrid - widmete sich das Rednerteam im Schlussteil des Treffens, zu dem gut 40 Interessierte ins Museum Abteiberg gekommen waren. Und da war der Gast, Markus Aretz, der Fachmann. Bezugnehmend auf die voraufgegangenen kulturkritischen Betrachtungen zu moderner Kunst und ihrem Anspruch sowie zum minutiösen Spiel-Timing des Schauspielensembles in der aktuellen Inszenierung "Der Besuch der alten Dame", erklärte der Kommunikationschef des VfL: "Fußball ist wahrlich nicht einfach, da wird Ihnen Trainer Favre recht geben." Auf die Frage von Jüngermann, "schießt mehr Geld auch mehr Tore?", widersprach Aretz und führte als Gewährsmann den früheren Nationaltrainer Sepp Herberger ins Feld. Der habe einmal gesagt: "Die Menschen gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie's ausgeht." Allerdings war sich die Talkrunde weitgehend einig, dass heutzutage die Kapitalausstattung von Bundesligisten eine wichtige Rolle spiele.

Um viel Geld geht es auch in Christoph Roos' Inszenierung des 1956 geschriebenen Schauspiels "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt. Da bietet die einst aus der Kleinstadt Güllen vertriebene Claire Zachanassian den Bewohnern eine Milliarde als Kopfgeld - wenn sie den Kaufmann Alfred Ill töten. "Thema ist das Korrupt-Werden, eine ganze Stadt gerät aus ihren moralischen Fugen", fasste Susanne Titz als Quintessenz zusammen. Markus Aretz hat eine Vorstellung besucht und war angetan: "Die Inszenierung war modern und hat gezeigt, dass das Stück, das in den 50er-Jahren geschrieben wurde, nicht alt geworden ist." Intendant Grosse, der in dem Stück den Pfarrer spielt, hatte daher noch nie Gelegenheit, eine Vorstellung aus dem Parkett zu verfolgen.

Aber die Ausstellung "Alles ist Architektur" anlässlich des 80. Geburtstages von Hans Hollein hat Grosse sich genau angeschaut. "Meine Lieblinge sind die Piktogramme aus dem Jahr 1972", sagte er, "das sind echte Eyecatcher." Es habe ihn sehr beeindruckt zu sehen, auf wie vielen Feldern künstlerischen Denkens der Architekt und Designer Hollein sich getummelt habe.

Nun ist der große Architektur gestorben - und seine Ausstellung hat sich zu einer Gedenkveranstaltung umgewandelt.

(RP)
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