Mönchengladbach Architektenhilfe spaltet Politik

Mönchengladbach · Ein Gestaltungsbeirat soll Baupolitikern und dem Technischen Beigeordneten Andreas Wurff helfen, wenn sie größere Projekte planen. Das Gremium sei überflüssig, sagt die CDU. SPD, FDP und Grüne verteidigen das Modell.

Die Ampel will ihn und verweist auf das Beispiel von 25 Städten und Gemeinden in NRW, die ihn bereits eingeführt haben. Die CDU hält ihn dagegen für überflüssig und lehnt ihn ab. Gemeint ist der neue Gestaltungsbeirat, den SPD, FDP und die Grünen jüngst mit ihrer Mehrheit im Rat beschlossen haben. Künftig kommen Mönchengladbachs Architekten und Gestalter ins Spiel, die ein wichtiges Wort mitsprechen, wenn es um Bau- und Landschaftsprojekte geht, die für das Stadtbild von Bedeutung sind: Das Gremium soll die Beratung begleiten und den Politikern helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Mit der Architektenschaft und anderen Fachleuten wird derzeit über die Bildung eines Beirats diskutiert. Die CDU vermutet, dass der Technische Beigeordnete Andreas Wurff auf diese Weise um Einfluss gebracht werden soll. "Normalerweise ist Wurff doch der Hüter der Gestaltungsqualität", sagt Hans Wilhelm Reiners, planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.

Eingreifen soll der noch zu bildende Gestaltungsbeirat bei Projekten, die für die Stadt von herausragender Bedeutung sind. Das müssen nicht nur Gebäude sein. Die Expertenrunde soll gefragt werden, wenn zum Beispiel Grünflächen angelegt werden, irgendwann in den Zentren ein neuer Platz entsteht und wenn im Zuge von Veränderungen in einem Stadtteil über den Kauf von Bänken nachgedacht wird. Hätte es den Beirat schon gegeben, wäre er vermutlich eingeschritten, als in der vergangenen Wahlperiode CDU und FDP über den Abriss des Pahlkebades nachdachten. Traut die Ampel Wurff, der über das grüne Ticket ins Amt kam, die Aufgabe des Gestalters nicht zu? Wollen SPD, FDP und die Grünen ihn nur entlasten? Oder sollen Gladbachs Architekten, die in der Vergangenheit oft hinter vorgehaltener Hand manchen Neubau als städtebauliche Sünde bezeichnet hatten, verstärkt in die Verantwortung gezogen werden? "Keiner stellt die Kompetenz des Technischen Beigeordneten in Frage. Im Gegenteil: Er hat sich selbst für einen Gestaltungsbeirat eingesetzt und ihn gefordert", sagt der Vorsitzende des Planungs- und Bauausschusses, Horst-Peter Vennen (SPD). Tatsache ist aber auch: Gladbachs Baupolitiker ärgerten sich in der Vergangenheit oft darüber, dass sie vor Entscheidungen oft den Rat von Experten einholten, dann aber dafür von anderen Fachleuten kritisiert wurden. "In anderen Kommunen läuft die Zusammenarbeit hervorragend. Warum dann nicht auch bei uns?", fragt Vennen. Dieses Argument lässt der CDU-Planungspolitiker Reiners nicht gelten: "Dafür brauchen wir keinen Beirat. Wir müssen nur entsprechende Vorgaben in die Bebauungspläne schreiben oder Wettbewerbe fordern." Er erinnert an die Planungsarbeit für das Einkaufszentrum an der Hindenburgstraße. "Da machen wir zur Fassadengestaltung und zum Platz jeweils eigene Wettbewerbe. Dafür brauchen wir keinen Beirat."

(RP)
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