Mönchengladbach Arbeiterkinder werden zum Studium motiviert

Mönchengladbach · Die Gesamtschule Espenstraße kooperiert als erster Partner in der Stadt mit dem Netzwerk ArbeiterKind.de.

Die Fakten diverser Studien sprechen eine deutliche Sprache: Die ökonomische Situation in der Familie hat Auswirkungen auf den schulischen und beruflichen Werdegang. Das bedeutet, wer aus einer Arbeiterfamilie stammt, zieht häufiger eine Ausbildung in Betracht, als ein Studium. "Weil erst einmal das Ökonomische im Vordergrund steht. Die Ernährung der Familie muss gesichert werden", erklärt Schulleiter Peter Blomert. Das würde an die Kinder weitergegeben.

Eine Ausbildung verspricht kurzfristig finanzielle Sicherheit. Ein Studium bedeute, dass der Zeitpunkt, an dem der Eintritt in den Beruf erfolgt, vier bis fünf Jahre nach hinten verschoben werde, sagt der Schulleiter. Daher hat die Gesamtschule Espenstraße nun einen Kooperationsvertrag mit ArbeiterKind.de geschlossen. Ziel der Vereinbarung ist es, Schüler aus Familien, in denen noch keiner ein Studium absolviert hat, zu ermutigen, ein Studium aufzunehmen und über die Möglichkeiten und die Finanzierung zu informieren. Dazu sollen unter anderem Informationsveranstaltungen und Angebote der lokalen Gruppe dienen.

"Wir begleiten die Schüler, wenn gewünscht, bis zum Eintritt in den Beruf. Wir bieten Beratung bei der Studienwahl, der Finanzierung des Studiums in Einzelgesprächen aber auch in Schulen an" erklärt Cara Coenen, Regionalkoordinatorin. Das Besondere: Alle Ehrenamtlichen, die für ArbeiterKind.de aktiv sind, sind selbst die ersten in der Familie, die studiert haben. Sie wissen, wovon sie sprechen, weil sie es selbst erlebt haben. Vier Jahre gibt es die Regionalgruppe in Mönchengladbach. "Es geht darum, die Schüler zu motivieren, dass sie es schaffen können und ihnen die Ängste zu nehmen", sagt Edwin Jakisch, Leiter des 13. Jahrgangs. Auch für David Wieczorek war nicht klar, dass er einmal studieren möchte. Durch die Beratung von ArbeiterKind.de an seiner Schule, ist er jetzt seinem Ziel ein großes Stück näher gekommen.

"Ich habe mir ein Beratungsnetzwerk aufbauen können. ArbeiterKind.de hat mir deutlich gemacht, dass ich für ein Stipendium geeignet bin", erklärt der Schüler. "Es zählen nicht nur Zensuren, sondern auch soziales Engagement", ergänzt Cara Coenen. In wenigen Tagen wird er seine Abiprüfungen beenden. Dann will er entscheiden, ob er Lehrer wird oder Medizin studiert.

(eba)
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