Mönchengladbach Anmutige Geigerinnen im Farbenrausch

Mönchengladbach · Musikschule zeigt Malerei von Josef Jan Michnia. Zur Eröffnung spielen zwei Schülerinnen in Kostümen aus einem Bild.

 In passender Kostümierung ergänzten Luisa Heinemann (links) und Anne-Sophie Brand mit Duostücken für Violine die Aussage des Bildes "Concerto Grosso" von Josef Jan Michnia.

In passender Kostümierung ergänzten Luisa Heinemann (links) und Anne-Sophie Brand mit Duostücken für Violine die Aussage des Bildes "Concerto Grosso" von Josef Jan Michnia.

Foto: Detlef Ilgner

Josef Jan Michnia hat zwei große Leidenschaften: Malerei und Musik. Nein, drei — seine farbenfreudigen, oft großformatig angelegten Ölbilder werden fast immer von Frauen besetzt. Von aktiven, auch attraktiven Damen, die ihrerseits emphatische Leidenschaft zur Musik offenbaren. Indem sie mit fast sportivem Angang Geigen oder Celli spielen. Und das auf eine überaus anmutige, elegante Art, die zugleich virtuose Meisterschaft in der Beherrschung der Instrumente erkennen lässt. Aus Michnias Bildern tönt Musik!

 Josef Jan Michnia (li.) mit dem Musikschulleiter Christian Malescov.

Josef Jan Michnia (li.) mit dem Musikschulleiter Christian Malescov.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Mit dieser knappen Charakterisierung schließt sich bereits der Themenkreis der neuen Ausstellung, die der 71-jährige Maler aus Oberschlesien, der seit 24 Jahren in Mönchengladbach lebt, bis zur Jahresmitte in der städtischen Musikschule präsentiert. "Concerto Grosso" hat Michnia als Überschrift gewählt, damit rückt er ein riesiges Bild ebendieses Titels in den Mittelpunkt der Schau. Inhaltlich knüpft der Schöpfer "gemalter Lieder" und musizierender Engel an seine fünf Jahre zurückliegende Ausstellung "Farben-Menuett" an, die ebenfalls in der Musikschule zu sehen war.

In seiner Eröffnungsansprache streifte Kulturdezernent Dr. Gert Fischer die Bauprinzipien der im Barock entstandenen Musikgattung "Concerto grosso", wo eine Solistengruppe sich im konzertanten Wettstreit mit dem Orchester misst. Michnia zeigt beides, bis zu neun Musiker/innen auf einem Bild ("Die Straßenmusikanten") als Tutti-Gruppe, und Solo-, Duo- und Triobesetzungen. Mit geschlossenen Augen — Michnia lässt es sich nicht nehmen, bei jeder Musikerin bunten Lidschatten zu zeigen — geben sich die Geschöpfe in ihren figurbetonten, dekolletierten Kleidern in Signalfarben ganz ihrem Spielwerk hin: auf Geigen, deren Zargen nicht naturalistisch bemessen sind. Michnia sucht, wie er selbst sagt, "kraftvolle, expressive Gesten", keinen Fotorealismus. So gehört zu seinem Personalstil, dass die Geigerinnen, mal mit, mal ohne Engelsflügel-Ausstattung, Phantasie-Proportionen verkörpern: Die schlanken Arme und Beine scheinen nicht enden zu wollen, die Füße balancieren auf Spitze in Extrem-Pumps. Und erst die langgliedrigen Finger! Die Spielerinnen halten ihre daumenlosen Hände dermaßen manieriert über die Violin- und Cellobögen, dass man zunächst Spastik assoziiert — um dann verblüfft beredsame Anmut zu erkennen. Michnia erklärt dazu schmunzelnd: "Bei den Bildern passt nichts, aber es stimmt!" Recht hat er, ebenso wie die Kunsthistorikerin Dr. Angela Wilms-Adrians, die in ihrer Einführung bei Michnia die "Fusion von gegenständlichem Motiv und der sich dagegen behauptenden Abstraktion" würdigte. "Der bewegte Rausch der Farben lässt bei dem Künstler immer auch an musikalische Farbklänge denken", sagte sie.

Eine Überraschung bereitete die Musikschule dem Künstler und allen 150 Vernissagegästen: Die beim Wettbewerb sehr erfolgreichen Geigenschülerinnen Luisa Heinemann und Anne-Sophie Brand spielten drei Duos direkt vor dem titelgebenden Bild der Ausstelllung. Dabei waren sie ziemlich genau so kostümiert wie zwei Geigerinnen auf dem Bild — mit üppig aufgetragener Schminke, High Heels und wild toupiertem Haar. Und sie spielten entsprechend — mit Leidenschaft.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort