Mönchengladbach Anlieger protestieren gegen Straßenausbau

Mönchengladbach · Die Straße In der Lockhütte soll erneuert werden. Das wollen aber die Anwohner nicht. Sie sind zufrieden mit ihrer Straße. Für den unerwünschten Ausbau sollen sie jetzt zwischen 4000 und 15 000 Euro Anliegerbeiträge zahlen.

 Andrea Kempen (vorne rechts) und Nachbarn wollen nicht, dass ihre Straße für viel Geld erneuert wird.

Andrea Kempen (vorne rechts) und Nachbarn wollen nicht, dass ihre Straße für viel Geld erneuert wird.

Foto: Reichartz,Hans-Peter

Aus heiterem Himmel ist den Anwohnern der Straße In der Lockhütte in Neuwerk amtliche Post ins Haus geflattert. Anja Götschel, Diplom-Ingenieurin beim Fachbereich Ingenieurbüro und Baubetrieb, teilte den verdutzten Bewohnern der Häuser 1 bis 25 mit, dass ihre Straße ausgebaut werden soll — und zwar im Zuge einer "grundhaften Erneuerung". Martin Heitzer wohnt seit 46 Jahren in der Stichstraße, die als Sackgasse vor der Bahnunterführung in einem Wirtschaftsweg endet. "Unsere Straße war immer so, und wir waren damit immer zufrieden", sagt er. "Wir brauchen keine Parkbuchten, neue Lampen und Grünstreifen, das ist total überflüssig." Von den Kosten, die auf die Anwohner zukämen, ganz zu schweigen. "Warum soll ich etwas bezahlen, das ich nicht haben will?", fragt sich Martin Heitzer.

Andrea Kempen hat bei der Stadt nachgefragt. "Die Beitragshöhe richtet sich nach der Grundstücksgröße und er Geschosshöhe", sagt sie. "Demnach müssten wir, weil unser Grundstück recht klein ist, etwa mit 4000 Euro rechnen." Auf Nachbarn mit größeren Grundstücken käme, so Andrea Kempen, eine Beteiligung bis 15 000 Euro zu. Sie hat gemeinsam mit den Nachbarn schriftlich auf den städtischen Bescheid reagiert und Gesprächsbedarf angemeldet.

Die kleine Straße soll mit grauem Rechteckpflaster belegt werden. "Das erinnert uns an die Hindenburgstraße, deren Pflaster den Belastungen von Anfang an nicht gewachsen war", sagt Andrea Kempen. Die kleine Stichstraße wird — vor allem zur Erntezeit — von schweren Landmaschinen befahren. "Das wird das Pflaster ganz sicher nicht aushalten." Zumal die Straße In der Lockhütte mit den anschließenden Wirtschaftswegen "Bettrather Weg" und "Bettrather Pfad" gern als Abkürzung zur Kaldenkirchener Straße genutzt werden.

Eine weitere Sorge der Anlieger: Da an der Straße einige Firmen ansässig sind, fahren auch Lkw über die Pflasterung. Beziehungsweise während der Straßenbaumaßnahme eben nicht. "Wie sollen in dieser Zeit die An- und Ablieferung funktionieren?", fragt Andrea Kemper. Ihr Mann ist selbstständiger Malermeister.

Zur Auflockerung des Straßenbildes sollen drei Baumbeete angelegt werden. Dazu entstehen 15 Parkbuchten. Außerdem werden neue Straßenlaternen aufgestellt. "Wer pflegt eigentlich die Grünflächen?, fragen die Anwohner. Und: "Fallen demnächst Straßenreinigungskosten an?" Bisher wurden keine Gebühren erhoben. "Per Bekanntmachung ist die Straße In der Lockhütte im Amtsblatt vom 15. Dezember 2011 für den öffentlichen Verkehr als Anliegerstraße gewidmet worden", sagt Stadtsprecher Dirk Rütten.

Damit sei klar gewesen, dass die Straße hergestellt werden müsse. Die Anwohner hatten nicht ins Amtsblatt geschaut. Sie wurden von der Nachricht überrumpelt. Andrea Kempen hat Anja Götschel um ein Gespräch gebeten. "Wir müssen zumindest über den Umfang der Straßenherstellung sprechen", sagt sie. Denn ein großer Teil der Nachbarn sind Rentner, die kaum in der Lage sein dürften, hohe Beitragskosten zu zahlen. Anja Götschel hat ihren Besuch für diese Woche zugesagt.

(RP/EW)
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