Mönchengladbach Angst um die Altersvorsorge

Mönchengladbach · Ist mein Geld sicher? Sind Fonds noch die richtige Wahl? Wie entwickeln sich die Aktienmärkte? Die Anrufer der RP-Ratgeber-Aktion fürchteten um ihr Geld. Die Telefone der drei Finanzexperten standen keine Sekunde still.

Ein besonders tragischer Fall erreichte gestern die Experten am Telefon der RP. Ein älterer Mann aus Rheydt, der anonym bleiben möchte, hat durch die Finanzkrise 3000 Euro verloren. Das Geld hatte sein Bankberater in Zertifikate der inzwischen insolventen Bank Lehmann Brothers angelegt. Der Notgroschen sollte für seinen Sterbefall sein und eigentlich „absolut sicher“ angelegt werden, sagte der Rentner. Horst Pawlik, Bezirkssprecher des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute und Fachberater für Finanzdienstleistungen riet dem Opfer der Finanzkrise,einen rechtsanwalt einzuschalten. „Es kann sein, dass ein Fall von Falschberatung vorliegt“, sagt Pawlik.

Die Unsicherheit ist groß, der Bedarf an seriöse Beratung riesig: Weit über 50 Leser sprachen gestern bei der einstündigen Ratgeber-Aktion mit den drei Finanzexperten. Kaum hatte ein Berater aufgelegt, klingelte das Telefon schon wieder. „Fast alle Anrufer waren sehr verunsichert und hatten Angst um ihr Erspartes für die Altersvorsorge“, sagte Prof. Bernd Müller, Wirtschaftswissenschaftler der Hochschule Niederrhein.

Vor allem die Älteren erinnerten sich noch an die Auswirkungen des Börsencrashs 1929. „Die Leser wollten wissen, ob ihre Anlagen noch lohnend und vor allem sicher sind“, sagte Alexander Blum von der Stadtsparkasse. Die meisten besorgten Anrufer konnte er beruhigen, da ihr Geld risikoarm angelegt worden war. „Im Zweifel sollten die Kunden immer mit ihrem Bankberater sprechen, sagte Blum. Die häufigsten Fragen:

Ist das Geld auf der Bank sicher? In den meisten Fällen schon, so die Experten. Für alle deutschen Geldinstitute greift der Einlagensicherungsfonds und die Garantie der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wer bei einer ursprünglich ausländischen Bank mit Sitz in Deutschland ist, sollte sich bei der Bank selbst erkundigen, welche Sicherheitsmechanismen gelten.

Soll ich meinen Fonds behalten? Das wollten sehr viele Anrufer wissen. „Die meisten hatten ihr Geld aber bereits konservativ und risikoarm angelegt“, sagte Prof. Müller. Er riet in den meisten Fällen, dass Geld nicht anderweitig anzulegen, sondern abzuwarten. Alexander Blum legte den Anrufern nahe, mit ihren jeweiligen Bankberatern ganz offen das Gespräch zu suchen. „Ob ein Fonds passt, hängt individuell von den Bedürfnissen des Kunden ab.“ Wer zum Beispiel sein Geld in naher Zukunft benötigt, könnte mit einem Wechsel besser beraten sein.

Sind Immobilien- und reine Aktienfonds kritisch? „Generell ja, vor allem, wenn kein Kapitalschutz besteht. Wer bereits Verluste gemacht hat und dringend auf das Geld angewiesen ist, sollte mit seinem berater über eine Änderung der Anlage sprechen“, sagte Müller.

Wie werden sich die Zinsen entwickeln? „Ich glaube, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen 2009 nochmals senken wird“, sagte Prof. Müller.

Soll ich mein Geld zuhause aufheben? „Auf keinen Fall!“, so Müller und Blum. Bargeld, das zuhausedeponiert wird, ist nicht versichert, noch durch das Sicherheitsversprechen der Regierung geschützt. Das Geld sollte auf Konto oder Sparbuch angelegt werden. Für das Geld zuhause und auch für Bargeld, das bei Banken im Schließfach liegt, gibt es zudem keinerlei Zinsen.

„Wie entwickeln sich die Aktienmärkte?“, wollte Leser Knut Aretz wissen. „Ich sehe die Entwicklung bis Mitte 2009 eher pessimistisch“, sagte Müller. Selbst positive Meldungen würden zurzeit vom Finanzmarkt ignoriert. „Es herrscht Misstrauen, so der Wirtschaftswissenschaftler.

(RP)
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