Mönchengladbach Angeklagter: "Ich dachte, es sei verjährt"

Mönchengladbach · Dass die Justiz nichts vergisst, erfuhr ein 21-jähriger Mönchengladbacher im Gerichtssaal. Der Angeklagte musste gestern erneut vor dem Jugendrichter erscheinen, weil er eine Geldbuße von 300 Euro nur teilweise gezahlt hatte. Bereits auf dem Gerichtsflur staunte der junge Mann. Er habe geglaubt, der Fall sei verjährt. Er habe doch nichts mehr davon gehört.

Davon war gestern im Gerichtssaal keine Rede. Der Angeklagte war vor gut einem Jahr als Verkehrssünder mit einer Verfahrenseinstellung davon gekommen, sollte aber in Raten 300 Euro Bußgeld an die "Tafel" zahlen. Der künftige Maurer, der seine Lehre nahezu abgeschlossen hat, zahlte aber nur 150 Euro.

"Aber meine Wohnung stand völlig unter Wasser, Kontounterlagen sind weg", entschuldigte sich der Lehrling verlegen. Da habe er den Überblick verloren. Dass das Gericht den nur vorläufig eingestellten Fall erneut verhandelt und diesmal mit einem Urteil beendet, könne er nur mit einer sofortigen Bezahlung der restlichen Bußgeldsumme verhindern, machte der Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe dem Lehrling klar.

Ja, aber so eine Summe habe er zwar auf seinem Konto, aber nicht bei sich, stammelte der 21-Jährige. Dann solle er mal schnell zur Sparkasse laufen, das Geld abheben und bei der Gerichtskasse einzahlen, machten Staatsanwältin und Richter dem künftigen Maurer klar.

Der zu Beginn recht naiv wirkende Gladbacher verstand den Wink und nutzte seine Chance. Er verließ den Gerichtssaal. Tatsächlich tauchte er zum vereinbarten Zeitpunkt im Saal A 128 wieder auf und legte – sichtlich zufrieden – die Quittung über die 150 Euro auf den Richtertisch.

(RP)
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