Mönchengladbach An die Verstorbenen denken

Mönchengladbach · Viele Gladbacher bringen vor Allerheiligen am 1. November die Gräber ihrer toten Angehörigen oder Freunde auf Vordermann. Der Mönchengladbacher Hauptfriedhof ist für Trauernde auch eine Stätte des Trostes.

 Sie ist regelmäßig auf dem Gladbacher Hauptfriedhof am Grab ihrer Eltern und Großeltern anzutreffen: Gisela Eickstädt und Hund Truman.

Sie ist regelmäßig auf dem Gladbacher Hauptfriedhof am Grab ihrer Eltern und Großeltern anzutreffen: Gisela Eickstädt und Hund Truman.

Foto: ISA Raupold

Ein kalter Wind weht am Samstagvormittag über den städtischen Hauptfriedhof an der Viersener Straße/Ecke Birkenallee. Auch die Sonne möchte sich heute nicht so richtig blicken lassen. Warm gekleidet, in der einen Hand das Blumengesteck, in der anderen Hand die Harke, betreten die Menschen den Friedhof und suchen die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen oder Freunde auf. Denn am kommenden Mittwoch ist wieder Allerheiligen. Für viele Menschen gehört ein Besuch der Grabstätte ihrer Angehörigen an diesem Tag zur jährlichen Tradition. An dem sonst so sehr ruhigen Ort wirkt es dann fast schon lebhaft.

Schaut man sich am Samstag vor dem Feiertag auf dem Hauptfriedhof um, könnte man den Eindruck bekommen, dass viele Menschen die Gräber für den Gedenk- und Trauertag vorbereiten und herrichten, so dass am 1. November in angemessener Umgebung, an die Verstorbenen erinnert werden kann.

Auch Gisela Eickstädt und ihr Hund Truman haben sich an diesem Tag auf den Weg gemacht, um das Familiengrab zu pflegen. Dass sie nun so kurz vor Allerheiligen vor Ort ist, habe aber nicht unbedingt etwas Besonderes zu bedeuten. Denn die Mönchengladbacherin ist regelmäßig am Grab ihrer Großeltern und Eltern anzutreffen. "Ich komme gerne hier hin. Ich liebe diesen Friedhof", sagt Gisela Eickstädt. "Das Grab brauche ich auch für mich und meine Trauer." Dennoch habe sie aufgrund des bevorstehenden Gedenktages ein schönes Wintergesteck mitgebracht. "Das habe ich selbst gemacht", sagt die Ärztin. "Irgendwie muss man die Grabstätte vor diesem Tag ja doch besonders schön machen. Da schwingt so ein gewisser Druck der Gesellschaft mit." Bevor sie den Heimweg antritt, macht sie regelmäßig ein Foto des gepflegten Grabes. "Das schicke ich dann meiner Tochter", sagt sie.

Auch Werner Mai pflegt das elterliche Grab regelmäßig. "Ich komme einmal in der Woche auf den Friedhof", sagt der Gladbacher. Und das sieht man auch: Das Grab ist akkurat und sauber gestaltet. "Ich verbinde viel mit dem Besuch am Grab." Speziell wegen des bevorstehenden Gedenktages sei er aber nicht hier.

Etwas weiter entfernt macht Jacqueline Kerls ein Urnengrab zurecht. Sie hat im vergangenen Jahr ihren geliebten Mann verloren und konnte diesen Verlust noch nicht verarbeiten. Sie besucht ihn jeden Tag. "Ich weiß, dass er das auch für mich getan hätte", sagt Jacqueline Kerls. Auf dem kleinen Grab findet man Heidepflanzen. "Die stehen dort schon etwas länger", sagt sie. "Der bunte Strauß auch." Aufgrund des bevorstehenden Gedenktages habe sie aber noch ein klassisches Allerheiligen-Gesteck aus Tanne mit roten Akzenten mitgebracht. "Das bleibt dann ein paar Wochen liegen, und dann kommt ja auch schon wieder etwas Weihnachtliches auf das Grab."

Doch nicht nur die Angehörigen der Verstorbenen sorgen mit ihren liebevoll ausgesuchten Blumengestecken und Kerzen dafür, dass der Ort der Trauer gepflegt aussieht - auch die Mags, die die städtischen Friedhöfe betreut, ist regelmäßig im Einsatz. Dass der Friedhof allerdings nun besonders für Allerheiligen zurechtgemacht wird, kann Sebastian Käsbach-Peters von Seiten der Mags auf Nachfrage nicht bestätigen: "Der Friedhof wird natürlich das ganze Jahr über gepflegt. Lediglich das viele Laub wurde im Vorlauf zum Feiertag entfernt."

Schaut man sich weiter auf dem Hauptfriedhof um, sieht man viele klassische Gräber, die offenbar das ganze Jahr über hingebungsvoll gepflegt werden. Für viele Menschen ist dieser Ort der Trauer möglicherweise gleichzeitig auch eine Kraftquelle und Aufgabe - der Verstorbene bleibt so weiterhin Teil des Lebens. Aber auch viele Urnengräber findet man beim Rundgang auf dem Hauptfriedhof. Bestattermeister Manfred Lehnen weiß, dass die Tendenz derzeit klar zur Urne geht und weniger Menschen eine "klassische" Sargbestattung wählen. "Der Kosten- und der Pflegefaktor spielen da oftmals gleichermaßen eine Rolle."

Die Besucher des Hauptfriedhofes jedenfalls scheinen vor Allerheiligen nicht in Stress zu geraten, denn hier scheint fast jeder das ganze Jahr über gut vorbereitet zu sein.

(sikr)
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