Mönchengladbach Ampel vor der Zerreißprobe

Mönchengladbach · Die Grünen wollen 500 000 Euro für eine Würdigung von Hugo Junkers in Rheydt und sind gegen die Ansiedlung von DHL. Beides ist für SPD und FDP nicht verhandelbar. Bewegen sich die Grünen nicht, platzt das Bündnis noch heute.

Unverhofft spannend wird die Ratssitzung, die heute um 15 Uhr beginnt. Denn gleich bei zwei Themen, die auf der Tagesordnung stehen, konnten sich trotz mehrerer Krisenrunden die Grünen auf der einen und SPD und FDP auf der anderen Seite nicht auf eine gemeinsame Position verständigen. Seit Wochen kriselt es zunehmend in dem Bündnis.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Lothar Beine und sein FDP-Kollege Dr. Anno Jansen-Winkeln machten gestern der RP unmissverständlich deutlich, dass sie in beiden Fragen in keinem Falle von ihrer Position abrücken werden. "Das sind wir der Stadt schuldig", sagte Jansen-Winkeln. Und Beine bekannte: "Für das Verhalten der Grünen habe ich überhaupt kein Verständnis. Eine Mehrheit für die Projekte im Rat zeichnet sich ab." Beides lässt nur einen Schluss zu: Sollten die Grünen in beiden Fragen nicht in letzter Minute einlenken, dürfte das Bündnis schon heute Abend Geschichte sein.

Besonders entsetzt sind Sozialdemokraten und Liberale darüber, dass die Grünen im nicht öffentlichen Teil der Sitzung nicht dem Grundstücksdeal mit dem Logistikunternehmen DHL zustimmen wollen. Die Ansiedlung im Regiopark würde mehrere hundert Arbeitsplätze bringen.

Die Grünen haben die Sorge, dass das nötige Grundstück unter Wert verkauft wird. Tatsächlich zahlt DHL nach dem recht komplizierten Konstrukt, das einen Grundstückstausch beinhaltet, mehr pro Quadratmeter, als dies Esprit getan hat. "Wir brauchen die Arbeitsplätze dringend. Wenn wir heute nicht entscheiden, ist DHL weg", sagt Beine. Er kann nicht nachvollziehen, warum die Grünen ihre Bedenken erst einen Tag vor der Ratsentscheidung artikuliert haben. Jansen-Winkeln sieht das ähnlich: "Den Luxus das auszuschlagen können wir uns nicht leisten."

Derweil hat sich der Streit um die geplante Hugo Junkers-Eventhalle im Nordpark verschärft. Die Grünen haben gestern zwei Ergänzungsanträge vorgelegt. Das Projekt solle nur realisiert werden, wenn sich ein Betreiber finde, der die Halle für mindestens fünf Jahre übernehme. Dem können SPD und FDP leichten Herzens zustimmen. Denn es gibt bereits mehrere Interessenten, darunter nach RP-Informationen Uwe Schmitz von Graefen + König und die Mönchengladbacher Event-Agentur "noi!".

Doch die Grünen wollen zudem eine halbe Million Euro ausgeben, um zusätzlich auch in Rheydt Person und Werk Hugo Junkers zu würdigen. "Er hat schließlich mehr geschaffen als Flugzeuge, zum Beispiel die Gastherme, Messgeräte und Möbel", sagt Karl Sasserath, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Jansen-Winkeln sagt dazu: "Einem solchen Vorgriff auf den Haushalt werden wir auf keinen Fall zustimmen." Beine sagt kurz und knapp: "Das lehnt die SPD ab." Auf die Frage, ob es das Ampel-Bündnis heute Abend noch gebe, sagte Beine: "Fragen Sie mich das bitte nach der Sitzung."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort