Mönchengladbach Altstadt: Neues Image in kleinen Schritten

Mönchengladbach · Tiefgarage unter dem Schulhof, kleine Cafés und ein Stadtmauer-Weg: Es gibt viele Ideen, wie sich die teils schmuddelige Altstadt verändern kann. Seit anderthalb Jahren wird an einem Konzept gearbeitet. Erste Erfolge sind da.

Mönchengladbach: Altstadt: Neues Image in kleinen Schritten
Foto: Detlef ilgner

Für Helmut Hormes ist die Altstadt einer der schönsten Orte in der Stadt. Wer den ehemaligen Beigeordneten nach seiner Einschätzung fragt, bekommt diese Antwort immer wieder. Das liegt nicht nur daran, dass der Mittsechziger in der Nähe der Altstadt, der Keimzelle Gladbachs, wohnt.

Hormes mag die Struktur des Viertels: Hier trinkt die U-50-Generation ihr Bier und feiern Teenager, gibt es verruchte Kneipen und moderne Diskotheken und Jugendstil-Fassaden neben Abriss-Häusern, deren Fenster mit Brettern vernagelt sind. Die Altstadt bietet ein Sammelsurium von Lebensweisen und -einstellungen.

Das Quartier hat jedoch ein Schmuddel-Image, ist in die Jahre gekommen. "Ich dachte, ich wäre in Belfast!" — so reagierte Hormes' Nachfolger Andreas Wurff, als er erstmals über die Waldhausener Straße ging. Seither ist einiges passiert. Weil die mit 1,3 Milliarden Euro verschuldete Stadt nicht viel Geld in eine Strukturveränderung stecken kann, wandelt sich die Altstadt in Mini-Schritten.

Die haben einen experimentellen Charakter, weil verschiedene Interessengruppen gemeinsam für ein neues Quartiergefühl sorgen wollen: Altstadtwirte und Altstadt-Initiative, Hochschule Niederrhein und Stadtverwaltung, Künstler und Polizei, Politiker und städtische Töchter, die für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing zuständig sind. Sie arbeiten an Sauberkeit, Sicherheit, Beleuchtung, Wohnen und Leben, Platzgestaltung, Verkehr und Lärm. Damit die Chemie stimmt, wird ausprobiert, werden Gespräche geführt, gibt es Aktionen. Rückschläge inbegriffen: Die Aufhebung der Sperrzeit, von Bewohnern vehement gefordert und zunächst eingeführt, zählt dazu.

Aber es entwickelt sich auch viel zum Positiven. Entwicklungsgesellschaft (EWMG) und Wirtschaftsförderer (WFMG) übernehmen das Projektmanagement für die Altstadt und installieren einen "Kümmerer". Der EWMG gehören inzwischen sechs Häuser, so dass sie den Prozess mitprägen kann. Das frühere Haus Lütterforst, eine leerstehende, heruntergekommene Kneipe, könnte bald einen neuen Besitzer finden. Und der darf damit rechnen, dass die Stadt das Umfeld verändert. Bald wird das Pflaster saniert, werden Bäume zurückgeschnitten, Betonkästen neu bepflanzt, wird die Wendeltreppe zur Aachener Straße repariert, werden Holzbänke aufgestellt. Das Ziel: Der "Platz am Grünewald", so der neue Name, soll Außengastronomie bieten.

Weitere Projekte sind geplant: Hecken am Dicken Turm, Tagesgastronomie auf dem Altstadt-Balkon, ein Treff am Heinrichplatz für Nachbarn, neue Häuser statt Baulücken, ja sogar eine Quartiersgarage unterm Schulhof. Nachteil: Es dauert Jahre, bis das alles verwirklicht ist.

(RP/rl)
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