Mönchengladbach In der Altstadt entsteht „Osser Plätzken“

Mönchengladbach · Auf dem Platz zwischen Heinrich- und Gasthausstraße haben die Arbeiten begonnen. Die Nachbarn schaffen sich einen gemütlichen Treffpunkt. Eine Terrasse entsteht, aus Bruchsteinen wird rundherum eine Trockenmauer gebaut.

Die Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt bringen das Material auf. Die Nachbarn freuen sich, dass es endlich losgeht.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Der Platz ist klein, dreieckig, von ein paar Bäumen bestanden – unspektakulär. Bis jetzt. Umgeben von Gasthaus- und Heinrichstraße, bot die Fläche jahrelang ein trauriges Bild: zugemüllt, voller Wildwuchs und mit Hundekot gesprenkelt. Seit gestern sind fleißige Menschen dabei, aus dem Heinrichplatz „Osser Plätzken“ zu machen – einen Ort, an dem sich die Nachbarschaft treffen kann. Auf der Fläche, die bis vor kurzem von einem Trafohäuschen besetzt war, entsteht eine Art öffentliche Terrasse. Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt karrten am Montag Sand und Kies für den Untergrund an, ab Dienstag sollen – wenn das Wetter mitspielt – die quadratischen Porphyrplatten, die die Anwohner für ihren Platz ausgewählt haben, gelegt werden.

„Wir haben für unser bürgerschaftliches Engagement 10.500 Euro von der Stadt bekommen“, sagt Thomas Hoffmann, der seit zehn Jahren an der Gasthausstraße wohnt und zu den Initiatoren gehört. Damit können das Material und die Arbeitsleistung der Awo-Mitarbeiter bezahlt werden, die für die Umgestaltung benötigt werden. Zu und von der neuen Nachbarschaftsterrasse führen fünf Wege aus Trittsteinen. Der Rand des Platzes wird mit Natursteinen umlegt, die das Terrain nicht nur abgrenzen, sondern auch das Regenwasser davon abhalten soll, auf die Straße zu fließen. „Wir füllen das Areal so auf, dass es begradigt ist, und die Lücken zwischen den Bruchsteinen werden bepflanzt“, sagt Helmut Hormes.

Der ehemalige städtische Bau- und Planungsdezernent lebt mit seiner Frau Helene in unmittelbarer Nähe des Platzes und ist mit Begeisterung bei der Sache. Er hat die Pläne für die Umgestaltung gezeichnet. „Und meine Frau wird sich um die Bepflanzung des Platzes kümmern, sie ist eine begeisterte und erfahrene Gärtnerin“, sagt er.

Diana Heim vom Fachbereich Stadtentwicklung steht den Anwohnern zur Seite. „Das ist ein tolles Projekt“, sagt sie. „Es ist genau das, was wir unter bürgerschaftlichem Engagement verstehen.“ Johannes Jansen von der Altstadtinitiative hat die Nachbarschaft beraten. „Wir haben die Strukturen besprochen, und genau überlegt, wie der Platz aussehen soll“, sagt er. Dazu gehört etwa, dass keine Bänke aufgestellt werden. Damit wollen die Anwohner verhindern, dass ein weiterer wilder Altstadt-Treffpunkt entsteht. „Wenn wir den Platz nutzen, bringen wir unsere Sitzmöbel und Tische selbst mit“, sagt Thomas Hoffmann.

Damit sich nicht nur Menschen, sondern auch Vögel und Insekten auf dem Platz wohlfühlen, sollen Nistkästen in die Bäume gehängt werden und entsprechende Wohlfühloasen für Bienen & Co entstehen. Auch die Bepflanzung wird entsprechend insektenfreundlich gewählt. „Die freien Flächen werden von Paten bepflanzt und gepflegt“, sagt Helmut Hormes. Und damit das Plätzchen auch nachts gut zur Geltung kommt, werden drei Erdstrahler die Bäume von unten beleuchten. „Das wird sehr stimmungsvoll aussehen.“

Schon jetzt hat sich in der Nachbarschaft etwas getan. „Früher lebten wir anonym nebeneinander her“, sagt Thomas Hoffmann. „Jetzt kommen immer mehr Anwohner zu uns, packen mit an, freuen sich, lernen sich kennen.“ Etwa 15 Altstadtbewohner arbeiten inzwischen aktiv mit. „Und immer wieder kommt jemand aus dem Haus und bringt Kaffee und Wasser“, sagt Thomas Hoffmann.

Johannes Jansen ist begeistert von dem Nachbarschaftsprojekt. „Man wirft den Gladbachern ja allgemein ihr ausgeprägtes Kirchturmdenken vor“, sagt er. „In einem solchen Fall wie hier in der Altstadt wirkt sich das allerdings ausgesprochen positiv aus. Hier arbeiten die Nachbarn für die Nachbarn.“

Den Namen „Osser Plätzke“ haben die Anwohner ganz bewusst gewählt. „Das klingt nett und gemütlich, und der Name sagt ganz deutlich, worum es sich hier handelt“, sagt Thomas Hoffmann.