Theaterkarrieren Als Wagner-Sänger in aller Welt gefragt

Mönchengladbach · Der Tenor Stefan Vinke erinnert sich an sein Engagement im Opernensemble des Theaters Mönchengladbach und Krefeld.

Selbstverständlich erinnert der Sänger sich gut an seine Zeit am Niederrhein: "Das waren goldene Zeiten damals während meines Engagements an den Vereinigten Bühnen", schwärmt der Tenor Stefan Vinke noch heute. Jens Pesel, der damalige Generalintendant, und Generalmusikdirektor Tony Bramall hatten den Absolventen der Kölner Musikhochschule, der vor seinem Gesangsstudium das A-Examen in Kirchenmusik abgelegt hatte, engagiert. Als Tenor, also ohne jede nähere Fachbezeichnung. "So sollte ich ausprobieren, was mir lag und vor allem, was mir nicht lag", berichtet Vinke von dieser für seine Laufbahn wertvollen Zeit zwischen 1996 und 1999.

In Erinnerung geblieben sind vor allem seine erste Hauptrolle, der Hoffmann in "Hoffmanns Erzählungen", sein schneidiger Hauptmann in "Wozzeck" und seine ausgezeichnete Charakterstudie der Titelpartie in "Albert Herring" von Benjamin Britten.

1999 wurde Vinke als Jugendlicher Heldentenor ans Nationaltheater Mannheim verpflichtet — immerhin als Nachfolger des bekannten Wagner-Sängers Robert Dean Smith. Als "Stresstest" ließ man ihn in Anwesenheit der künstlerischen Vorstände 13(!) Arien seines Faches hintereinander vorsingen. Am nächsten Tag wurde er engagiert, und der Sänger nennt dieses wichtige Datum "in einem Atemzug mit unserer Hochzeit und der Geburt unserer Kinder." Die sechs Jahre in Mannheim waren für den im Heldentenorbereich noch unerfahrenen Sänger "eine harte, aber gute Schule" mit Partien wie Erik, Parsifal, Florestan, Siegmund und Lohengrin.

Köln erlebte 2006 Vinkes ersten Siegfried in "Siegfried" aus dem Wagner'schen "Ring", Venedig 2009 den ersten Siegfried in "Götterdämmerung". In Leipzig (Festengagement von 2006 bis 2012) konnte der Sänger sein Wagner-Repertoire komplettieren — bis auf die frühen Opern "Die Feen" und "Das Liebesverbot" hat er alle dramatischen Tenorpartien Wagners gesungen. Auch die Bayreuther Festspiele versicherten sich des weitgereisten Künstlers — als Tristan und als Stolzing war er dort sehr erfolgreich. Inzwischen arbeitet Stefan Vinke, der mit seiner Familie immer noch in Bad Kreuznach wohnt, freiberuflich — zurzeit singt er in Melbourne in einer Ring-Neuproduktion beide Siegfriede. Sein Terminkalender ist auch für die Zukunft bereits mit exklusiven Angeboten gefüllt: In Berlin wird er demnächst in "Parsifal", "Tannhäuser", "Daphne" und in der "Ägyptischen Helena" (beides von Richard Strauss) zu hören sein; in Stuttgart singt er in "Ariadne", in Toronto, Barcelona und in Covent Garden (London) jeweils den Siegfried; in Chicago in "Wozzeck" und in Sevilla in "Götterdämmerung".

Der Tenor Stefan Vinke ist einer, aber beileibe nicht der einzige Sänger, der das Theater Mönchengladbach / Krefeld als Sprungbrett für eine beachtliche Karriere nutzen konnte.

(oeh)
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