Mönchengladbach Als Pflanzen unsere Kleider bunt machten

Mönchengladbach · Der Botanische Garten zeigt bei Führungen in einem neu angelegten Beet, welche Pflanzen einst zum Färben benutzt wurden.

Der Botanische Garten ist um eine Attraktion reicher. Ein großes Beet nahe des Eingangs an der Bettrather Straße versammelt seit diesem Frühjahr Pflanzen, die früher einst zum Färben verwendet wurden. Auf die Idee kam Simone Schüllner, Leiterin des Botanischen und Bunten Gartens, Anfang des Jahres durch den Kontakt zum Museum Schloss Rheydt. Dort wurde die aktuelle Ausstellung "... und die Welt wird bunt! Wie die Farbe in den Alltag kam" vorbereitet. Im Austausch entstand die Idee, die alten und teilweise fast vergessenen Pflanzen zu präsentieren.

Bei einer Führung erklärte Simone Schüllner jetzt rund 40 Besuchern die Besonderheiten der jeweiligen Pflanzen. Eine Lektion, die viele Teilnehmer mitgenommen haben dürften: Das Färben mit Pflanzen ist ein hartes Geschäft. Wer aber experimentierfreudig ist, erhält beeindruckende Ergebnisse. Zu den wohl bekanntesten Färbepflanzen zählt der Indigostrauch. Aus ihm wird der wasserlösliche Stoff Indican gewonnen. Durch Oxidation entsteht das dunkelblaue Indigo. Neben dem Indigostrauch ist auch sein lange in Europa kultivierter Vorgänger im neuen Färbergarten zu finden, der Färberwaid. Da jedoch die später aus Indien eingeführte Indigopflanze ein kräftigeres Blau erzeugte, avancierte sie zu dem Favoriten der Färber. Auffällig an den Pflanzen ist, dass ihr Äußeres nur selten darauf schließen lässt, welche Farben sie erzeugen. So blüht der Mönchspfeffer violett, durch den Einsatz von Beize werden jedoch gelbe Farbtöne aus den Blättern herausgelöst. Auch die unterschiedlichsten Bestandteile der Gewächse werden zum Färben verwendet. So sind es bei der Sumpf-Schwertlilie die Rhizome, die zum Färben verwendet werden. Auch wurden viele der Pflanzen, die im Bunten Garten wachsen, für gesundheitliche Zwecke verwendet. So hilft die Ringelblume, die auf Seide und Wolle hellgelbe Töne hinterlässt, bei offenen Wunden. Mit dem Färbergarten will Simone Schüllner ein Alleinstellungsmerkmal für den Botanischen Garten entwickeln. "Kräutergärten und auch Steingärten sind relativ verbreitet, Färbergärten hingegen eher selten", sagt die Expertin. Wer ohne Führung in dem kleinen Areal unterwegs ist, der bekommt Informationen von kleinen Tafeln, die vor den Pflanzen angebracht sind. Da erst im Frühjahr der erweiterte Garten angelegt worden ist, sind einige Pflanzen noch etwas klein.

Synthetischen Färbemitteln verdrängten im 19. Jahrhundert die Färbepflanzen. Inzwischen gewinnt das Färben mit Pflanzen an Popularität, wie Schüllner festgestellt hat. Allerdings hat sich der Lebensraum für einige Exemplare stark reduziert. Durch die Bewirtschaftung seien viele Mager- und Fettwiesen, auf denen einst typische Färberpflanzen gediehen, verschwunden. Doch nicht immer sei es nötig, Pflanzen in der Natur zu pflücken. Auch in der Apotheke seien pflanzliche Färbestoffe erhältlich.

Eine erneute Führung durch den Färbergarten wird am Sonntag, 17. August, angeboten. Die Ausstellung "... und die Welt wird bunt! Wie die Farbe in den Alltag kam" ist noch bis 7. September im Museum Schloss Rheydt zu sehen.

(RP)
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