Mönchengladbach Als Kind wollte ich Kellner werden

Mönchengladbach · Mal ehrlich Ben Lambers, Direktor des Mercure Parkhotels, über prominente Hotelgäste, sein Faible für Schuhputzmaschinen, und warum seit dem Antritt von Borussen-Trainer Jupp Heynckes die Präsidenten-Suite in seinem Haus wieder häufiger für Gäste frei ist.

Mal ehrlich Ben Lambers, Direktor des Mercure Parkhotels, über prominente Hotelgäste, sein Faible für Schuhputzmaschinen, und warum seit dem Antritt von Borussen-Trainer Jupp Heynckes die Präsidenten-Suite in seinem Haus wieder häufiger für Gäste frei ist.

Für Sie als Hoteldirektor war 2006 ein Sportjahr. Wollen Sie aus Ihrem Hotel ein Sporthotel machen?

Lambers Oh ja, das war das ultimative Sportjahr mit der Hockey-WM als Höhepunkt. Unser Hotel war schon in der Vorbereitungsphase als deutsches Stammhaus nominiert worden. Während der WM haben wir sechs Mannschaften beherbergt. Das hieß: 18 Tage ein komplett ausgebuchtes Haus. Es war eine sehr schöne internationale Atmosphäre. Aber wir wollen kein reines Sporthotel werden. In 2007 wird unser Schwerpunkt auf Business liegen.

Sie waren auch im Gespräch als Mannschaftshotel während der Fußball-WM.

Lambers Ja, das hat leider nicht geklappt. Wir haben trotzdem von der Fußball-Weltmeisterschaft profitiert. Zum Spiel Deutschland gegen Kolumbien hatte der DFB das komplette Hotel gebucht, 140 von 162 Zimmern und dazu noch alle Tagungsräume. Theo Zwanziger hat seinen Geburtstag bei uns gefeiert, und Franz Beckenbauer war zu Gast. Außerdem hatten wir während der WM viele Fans in unserem Haus, darunter alleine 260 Brasilianer.

Gab es Spieler, die im Hotel über die Stränge geschlagen haben?

Lambers Eigentlich nicht. Ich fand es nur ein bisschen ungewöhnlich, als ich eines Morgens sah, wie australische Hockeyspieler auf unserem Parkplatz Kricket gegen die Neuseeländer spielten. Da standen nun auch Autos, und die Dellengefahr war groß. Andere haben auf den Hotelfluren Hockey gespielt. Aber ansonsten gab es überhaupt keine Schwierigkeiten mit den Spielern. Im Gegenteil. Sie haben sich alle sehr gut verstanden. Mit dem DFB gab es sowieso keine Probleme. Dann schon eher mit dem Fan-Andrang um Franz Beckenbauer. Aber der ist ein echter Gentleman und kann damit sehr gut umgehen. Er hat ein Autogramm nach dem anderen geschrieben.

Es gab doch sicherlich besondere Essgewohnheiten.

Lambers Schon ein Jahr vor der Hockey-Weltmeisterschaft hat ein bekannter Ernährungsberater mit unserem Küchenchef besondere Rezepturen entwickelt. Zum Beispiel Bananenbrot. Das haben die deutschen Hockey-Spieler kiloweise gegessen.

Jupp Heynckes kommt regelmäßig ins Parkhotel.

Lambers Ja, gleich nach unserem Gespräch werde ich ihn sehen. Er kommt mit seiner Mannschaft ins Hotel. Das macht er immer an den Trainingstagen. Die Mannschaft kommt um 13 Uhr zur Besprechung mit Imbiss. Einige Spieler werden massiert, dann gehen sie schlafen, um 16 Uhr ist Wecken. Und anschließend kommt der Bus, um sie zur nächsten Trainingseinheit abzuholen.

Haben Sie auch andere Trainer Borussias kennen gelernt?

Lambers Ich habe viele kommen und gehen sehen. Vor den Heimspielen übernachtet die Mannschaft ja immer bei uns im Hotel. Der Unterschied anderer Trainer zu Jupp Heynckes ist: Bei ihm übernachten alle in gleichen Zimmern, egal ob Trainer oder Ersatzspieler. Andere Trainer haben die Präsidenten-Suite genommen. Die kann ich jetzt an andere Hotelgäste vermieten. Zu den Spielen kommen ja Fans aus ganz Deutschland und sogar aus Luxemburg,

Gibt es sonst noch Unterschiede?

Lambers Jeder Trainer hat seine eigenen Vorstellungen. Bei Jupp Heynckes darf das Essen auch schmecken. Bei einem anderen Trainer durften die Spieler nur Vollkornnudeln essen. Außerdem sitzen neuerdings alle an einem Tisch, und aufgestanden werden darf nur, wenn alle fertig sind mit dem Essen. Es wird mehr Wert auf Disziplin gelegt.

Aus Ihrer Sicht ist Jupp Heynckes also der richtige Trainer?

Lambers Er macht auf jeden Fall das Richtige, um aus den Spielern eine Mannschaft zu machen.

Was kostet eigentlich die Präsidenten-Suite in Ihrem Hotel?

Lambers Das kommt darauf an, ob Werktag oder Wochenende ist, ob Ferien sind oder ein besonderes Event ansteht, ob das Hotel gut gebucht ist oder weniger. In der Regel kostet die Suite zwischen 120 und 300 Euro.

Und wer mietet Sie?

Lambers Boris Becker oder Giovane Elber zum Beispiel.

Es gibt Gerüchte, dass aus Mercure Parkhotel wieder Dorint Parkhotel wird. Begrüßen Sie es, wenn wieder der Traditionsname Dorint auf dem Briefkopf stünde?

Lambers Ich könnte damit durchaus leben. Die Marke Mercure ist internationaler, Dorint hat in Mönchengladbach den höheren Bekanntheitsgrad.

Es gibt viele Hotels. Was unterscheidet Ihr Haus von anderen?

Lambers Betten, Fernsehen und Minibar bieten in der Tat alle. Es reicht heute nicht, Gäste nur zufriedenzustellen. Die Leute müssen begeistert sein. Sie können gewinnen, wenn Sie den Gast beim nächsten Besuch wiedererkennen, wenn Sie sich gemerkt haben, welchen Wein er am Vorabend bestellt hat, oder wenn Sie dafür sorgen, dass er das gleiche Zimmer wieder bekommt, in dem er sich beim letzten Mal so wohl gefühlt hat.

Was war bei Ihnen der Auslöser, ins Hotelfach zu gehen?

Lambers Ich bin ein Gastgeber aus Leidenschaft. Schon als Kind wollte ich Kellner werden. Das hat meine Eltern nicht begeistert. Ich war viel in Restaurants und in Hotels und hatte ein großes Faible für die Schuhputzmaschinen. Laut Auskunft meiner Mutter habe ich schon mit 13 Jahren gesagt: Ich möchte später ein Hotel mit einer Schuhputzmaschine haben. Mit 15 habe ich in einer Spülküche gearbeitet, mit 17 mein erstes Bier gezapft. Ich habe mit Erfolg die Hotelfachschule in Holland besucht und die praktische Ausbildung in Brüssel gemacht. Dann wurde ich erst einmal Room-Service-Kellner.

Was muss man als Auszubildender im Hotelfach mitbringen?

Lambers Man muss auf jeden Fall flexibel sein. Denn bei uns arbeitet man auch dann noch, wenn andere frei haben. Sprachkenntnisse sind von Vorteil. Deutsch und Englisch sind bei mir Voraussetzung. Außerdem achten wir darauf, wie der Bewerber auftritt. Es muss ihm Spaß machen, mit Menschen umzugehen.

Das Rezept für das Bananenbrot gibt es im Internet bei www.rp-online.de/moenchengladbach.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort