Mönchengladbach Als Bufdi-Hausmeister im Altenheim

Mönchengladbach · Daniel Rütten hat sich nach seinem Abitur für ein freiwilliges Jahr entschieden. Seit September tut er seinen Dienst – und das sehr gern.

 Daniel Rütten auf seiner Tour durchs Altenheim: Werkzeugkiste und Auftragsmappe sind immer dabei, ebenso der Akkuschrauber. Der Bufdi führt Reparaturen durch und hilft Regina Lambertz beim Dekorieren.

Daniel Rütten auf seiner Tour durchs Altenheim: Werkzeugkiste und Auftragsmappe sind immer dabei, ebenso der Akkuschrauber. Der Bufdi führt Reparaturen durch und hilft Regina Lambertz beim Dekorieren.

Foto: Detlef Ilgner

Daniel Rütten hat sich nach seinem Abitur für ein freiwilliges Jahr entschieden. Seit September tut er seinen Dienst — und das sehr gern.

Mönchengladbach: Als Bufdi-Hausmeister im Altenheim
Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Bei Frau Nelius* müssen ein paar Schrauben aus der Wand gedreht werden. Im Nachttischlämpchen von Herrn Fischer* ist die Glühbirne kaputt. Und Regina Lambertz braucht dringend Hilfe beim Anbringen der Weihnachtsdekoration. Kein Problem. Daniel Rütten ist schon zur Stelle. Sein hölzerner Werkzeugkasten und seine rote Auftragsmappe sind immer dabei. Das ist sozusagen die Ausrüstung des 19-Jährigen, der seinen Bundesfreiwilligendienst im städtischen Altenheim Rheindahlen leistet. Er ist der Bufdi-Hausmeister, zuständig für alles, was sich nicht mehr dreht, nicht mehr leuchtet, für alles, was quietscht oder sonstwie den Geist aufgegeben hat.

Mönchengladbach: Als Bufdi-Hausmeister im Altenheim
Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Das Schraubenproblem ist schnell gelöst, die Glühbirne in Sekundenschnelle gewechselt, das mit dem adventlichen Grünzeug wird zur größeren Herausforderung. "Hau doch da einfach ein paar Nägel rein, ich klopp die dann krumm", sagt Regina Lambertz, die sich selbst als Mädchen für alles bezeichnet. Das Mädchen für alles und der Bufdi-Hausmeister machen sich gemeinsam ans Werk. Die Nägel erweisen sich als zu dünn und zu kurz. Das Grün hält nicht. Haken müssen her. "Der gute Wille war immerhin da!", kommentiert Regina Lambertz. Und beide lachen sich kaputt.

Daniel Rütten hat soeben sein Abitur am Rheindahlener Gymnasium gemacht und sich dann für den Hausmeister-Job im Altenheim entschieden. Seine Freunde fanden das irgendwie komisch, irgendwie aber auch cool. Hausmeister? Altenheim? "Die werden die Idee für ziemlich abgedreht gehalten haben. Aber egal, mir macht es Spaß", sagt Daniel Rütten. "Die Angestellten sind total nett, und die Bewohner mögen mich — und ich sie auch." Die meisten rufen ihn bei seinem Vornamen.

Ein Jahr lang wird Daniel Rütten im Altenheim Rheindahlen nach dem Rechten sehen und täglich Reparaturen ausführen. Er muss am Morgen die Getränke auf den Stationen verteilen, den Müll rausbringen, die Schmutzwäsche aus den Zimmern holen — und immer wieder ans Telefon rennen. Das klingelt pausenlos. "In so einem großen Haus ist immer irgendetwas kaputt", sagt er und schwingt seinen Werkzeugkasten. Ein Blick ins rote Auftragsbuch weist ihm den Weg zur nächsten Einsatzstelle. "Das geht schnell, da ist nur eine Schlüsselverblendung abgerutscht." Anfangs hat er sich in dem Gebäude an der Mühlenwallstraße immer wieder verlaufen, jetzt kennt er sich aus.

An seinem ersten Arbeitstag war ihm mulmig zumute. "Ich hatte die üblichen Vorurteile im Kopf: Im Altenheim leben alte traurige Menschen." Das stimmt nicht, hat er schnell festgestellt. Er erlebt Senioren, die sich freuen, dass sie nicht mehr selbst einkaufen, kochen, putzen und waschen müssen. "Da das Altenheim mitten im Ort liegt, nutzen viele Bewohner die kurzen Wege zum Markt und zu den Geschäften." Wirklich zu schaffen machen ihm die Demenzkranken. "Das ist eine schlimme Krankheit, und es ist schwer, damit umzugehen."

Auch mit anderen Krankheiten und mit dem Tod. Den hat er auch schon hautnah erlebt im Altenheim. "Eine Bewohnerin lag im Sterben", sagt Daniel Rütten. "Da habe ich mich zu ihr gesetzt — und wir haben ganz lange geredet."

*Namen geändert

(RP)
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