Mönchengladbach Alles im Fluss

Mönchengladbach · Im 19. Jahrhundert floss er noch quer durch die Stadt. Dann verschwand der Gladbach in der Versenkung. Doch viele wünschten sich, das Flüsschen wäre wieder da. Konzepte mit sprudelnden Ideen gibt's viele, allein das Geld fehlt.

Gäbe es nicht die zwölf blauen Hinweisschilder am ehemaligen Bachlauf, wüssten heute wohl die wenigsten, wo sich der Namengeber der Stadt früher durch Mönchengladbach schlängelte. Denn der Bach, der einst die Abtei mit Fischen und Wasser versorgte und acht Mühlen antrieb, wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts kanalisiert und verschwand unter der Erde. Der Grund: Das Wasser des Gladbachs, das früher als Rohstoff zum Brauen von Bier genutzt wurde, das Bleichen von Leinen ermöglichte und die Badeanstalt versorgte, hatte angefangen zu stinken. Die Bevölkerung war damals noch herzlich wenig von ökologischem Gedankengut beflügelt. Die Menschen wuschen im Gladbach ihre Wäsche – und was sonst noch alles so eingeleitet wurde, will man heute lieber nicht wissen. Als der Gladbach zur Kloake wurde, entschlossen sich die damaligen Stadtherren, das Flüsschen zu kanalisieren.

Renaturierung des Bachlaufs

An die Quelle des Gladbachs können sich auch heute noch einige erinnern. Denn die befand sich im Keller der ehemaligen Hensen-Brauerei. Hans-Ludwig Quast, der sich 1999 mit anderen Mönchengladbacher Bürgern "zur Förderung der Öffnung des Gladbachs" zusammentat, hat sie noch sprudeln sehen – in einem mit einer Glasplatte abgedeckten Brunnen. Die "Spurensucher" von damals würden sich auch heute noch über eine Offenlegung des Gladbachs freuen. Ein Konzept hatten sie bereits vorgelegt. Zwei Studenten hatten sich in ihrer Diplomarbeit mit der Aufgabe zur "Renaturierung des Bachlaufs in der Innenstadt" auseinandergesetzt und verschiedene Ansätze aufgezeigt. Dass es grundsätzlich möglich ist, einen verschwundenen Wasserlauf wieder ans Tageslicht zu holen, wurde in der Stadt Bielefeld bewiesen. Dort wurde der Bach Lutter zumindest teilweise wieder an die Erdoberfläche geholt. Auch in der Stadtverwaltung kennt man dieses gelungene Beispiel und hat sich bereist damit befasst. Doch schnell wurde klar, dass im Stadtsäckel für eine solche Aktion kein Geld da vorhanden ist.

Nun kann man dem ehemaligen Lauf des Gladbachs wenigstens im Geiste wieder folgen – dank der zwölf blauen Schilder des Künstlers Johannes Jansen von der Gruppe "Freimeister". Ein Blick in die Stadtgeschichte zeigt, wie sehr der Gladbach mit der Entwicklung der Stadt verzahnt ist. Schließlich siedelten sich im Jahr 974 die Benediktinermönche auf dem Abteiberg an. Nach der Gründungsgeschichte wurde dem Kölner Erzbischof Gero "durch Gott offenbart", er solle auf einem waldigen Hügel in der Nähe eines Bächleins Gott und dem Märtyrer Vitus ein Kloster bauen.

Acht Mühlen

Bei seiner erstmaligen Erwähnung im elften Jahrhundert hieß der Ort nach seinem vorbeifließenden Flüsschen "Gladebach". Anfang des 14. Jahrhunderts bekam die Siedlung des Zusatz "Monich", was auf die dort lebenden Mönche hinwies. Acht Mühlen standen einst am Gladbach, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellten. Straßennamen wie An der Flieschermühle, Broichmühlenweg, An der Rohrmühle und Compesmühlenweg sowie Nonnenmühlenallee erinnern heute noch an frühere Zeiten. Bis 1929 hieß die Erzbergerstraße noch Mühlenstraße.

(RP)
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