Mönchengladbach Alle blickten auf Lira

Mönchengladbach · Der Borussia-Park erwischte das bisher torreichste und beste Spiel der WM. Die Stimmung war grandios – auch wegen Lokalmatadorin Lira Bajramaj. Der blieb trotz besonderer Anfeuerung ein Tor zweimal ganz knapp verwehrt.

So war die WM-Stimmung im Gladbacher Stadion
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Der Borussia-Park erwischte das bisher torreichste und beste Spiel der WM. Die Stimmung war grandios — auch wegen Lokalmatadorin Lira Bajramaj. Der blieb trotz besonderer Anfeuerung ein Tor zweimal ganz knapp verwehrt.

Auch nach dem Abpfiff war Lira Bajramaj nicht zu stoppen. Mit Hilfe eines Ordners bahnte sich die gebürtige Gladbacherin kurz nach dem Ende der Begegnung einen Weg zu ihren Liebsten in Block 9. Dort hatten die 40 Familienmitglieder während der 90 Minuten ihre Lira nach vorn geschrien. Vater Ismet war mit etlichen Angehörigen und Freunden in den Borussia-Park gekommen.

Die Familie war unüberhörbar und unübersehbar: Mit vereinten Kräften feuerten sie die Nummer 19 an. Die Frauen, darunter Mutter und Schwester, trugen T-Shirts mit dem Konterfei der Nummer 19, die Männer Deutschland-Trikots, die mit dem Namen Bajramaj bepflockt waren. Gemeinsam schwenkten sie eine große Fahne mit der Aufschrift "Lira, my guardian angel".

Bei jedem Ballkontakt von Bajramaj gab es Riesenjubel. "Wir sind überglücklich, dass Lira in der Startelf ist." Und das in ihrem 50. Länderspiel. "Das ist für uns, aber vor allem für meine Tochter etwas ganz Besonderes. Hier hat alles angefangen", sagt der stolze Vater. Das würdigten auch die Zuschauer. Ihren ersten Höhepunkt erreicht die Stimmung im Borussia-Park, als die deutsche Mannschaftsaufstellung verlesen wird: Fatmire "Lira" Bajramaj steht in der Startelf. Entsprechend laut wird es, wenn die 23-Jährige in Aktion ist. Ganz nah dran war die Gladbacherin Carolin Corres (15). Dem Ballmädchen, das zwischen den Trainerbanken stand, fiel es bei den Toren schwer, keine Mine zu verziehen.

Die großartige Stimmung war für Oliver Schwabe, der mit seiner Familie und Nachbarn aus Osnabrück gekommen war, eine doppelte Bescherung. Zu Weihnachten hatten sich die Familien Schwabe und Dunkel mit Karten für das WM-Spiel der Frauen zwischen Deutschland und Frankreich im Borussia-Park beschenkt. "Wir kommen auch in der Bundesliga einmal im Jahr nach Gladbach", sagt Schwabe. Zum Stadion zu kommen, war gar nicht so leicht: Denn schon am Nachmittag brach das Verkehrschaos aus. Auf der A 61 und der A 52 bildeten sich kilometerlange Staus.

Die NVV beförderte 14 000 Fans in ihren Shuttlebussen. Kurz vor Spielbeginn waren sämtliche Parkplätze belegt. Nach Auskunft von Stadtsprecher Dirk Rütten öffnete die Polizei für die wartenden Autos Seitenräume im Nordpark. Zu Spielbeginn waren rund 2000 Zuschauer noch nicht im Stadion. Vor den Stadiontoren wartete auch noch der französische Fan Gerrit Lemoine (46) aus Wuppertal mit seinen Kindern Léon (14) und Sarah (16). Nicht auf einen Parkplatz, sondern auf Karten. "Wir sind auf gut Glück gekommen, um unsere französische Mannschaft zu sehen", erklärte der Vater im blauen Trikot.

Als das Spiel begann, hatte er erst ein Ticket ergattert. "Dann muss ich mit Léon eben draußen warten", seufzte er. Wem es in Gladbach ähnlich ging wie Gerrit Lemoine, feierte in der Innenstadt. Knapp 2000 Fans feuerten auf dem Kapuzinerplatz die deutschen Frauen an.

Die Stimmung dort und im Borussia-Park war auch nach dem Abpfiff ausgelassen. Kein Wunder: Sechs Tore hatten die Zuschauer bei dieser Weltmeisterschaft zuvor noch nicht gesehen.

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