Mönchengladbach Alle 56 Briten-Häuser sind verkauft

Mönchengladbach · Der Investor hat Abnehmer für die Gebäude im vorderen Bereich der Lilienthalstraße gefunden. Einigen neuen Besitzern gefallen aber die knallig bunten Farben nicht. Deshalb streichen sie die neuen Eigenheime nun dezenter.

 Die Fassaden der ehemaligen Briten-Häuser an der Lilienthalstraße erinnern teilweise an extrem farbstoffhaltige Kaugummis.

Die Fassaden der ehemaligen Briten-Häuser an der Lilienthalstraße erinnern teilweise an extrem farbstoffhaltige Kaugummis.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Das Konzept ist aufgegangen. Alle 56 ehemaligen Briten-Häuser im vorderen Bereich der Lilienthalstraße sind verkauft worden. Das ist dem Stuttgarter Investor M& S Wohnbau innerhalb kurzer Zeit gelungen. Wobei das weniger an der nicht ganz so optimalen Lage zwischen Autobahn und Aachener Straße gelegen haben mag als vielmehr an den relativ niedrigen Verkaufspreisen. Kein Haus kostete mehr als 100 000 Euro.

Nicht aufgegangen ist das Farbkonzept. Um Aufmerksamkeit zu erregen, hatte der Investor die Häuserreihen in Kanariengelb, Schweinchenrosa, Himmelblau und Grasgrün streichen lassen. Dem einen oder anderen neuen Hausbesitzer war das zu bunt. Und so verändern sich die Häuser zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate. Dächer werden neu gedeckt, Fenster ausgewechselt, Kamine vor die Fassaden gesetzt. Und diese haben vielfach auch ihre Farbe gewechselt — in Weiß, Grau und Bordeauxrot. Das lockert die Vielfalt der Farben ungemein auf.

Dem Investor, der die Reihenhäuser Anfang des Jahres von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gekauft hat, ist das egal. "Was die Leute mit den Häusern machen, ist ihre Sache", sagt Geschäftsführer Rainer Murthum. "Wir haben nichts dagegen, wenn die neuen Eigentümer die Häuser nach ihren Vorstellungen gestalten." Die Garagenhöfe, die hinter den Häusern und im Kreuzungsbereich der Aachener- mit der Lilienthalstraße gebaut werden sollten, lassen weiter auf sich warten. "Die Baugenehmigung ist soeben von der Stadt erteilt worden, jetzt geht es bald los", sagt Rainer Murthum.

Die Stadt ist nicht glücklich über die Entwicklung an der Lilienthalstraße. Lange hatte sie selbst Interesse an den insgesamt 150 Briten-Häusern in diesem Areal gehabt, wollte die Häuser abreißen und die Fläche dem geplanten Gewerbegebiet im Nordpark zuschlagen.

Die geforderte Kaufsumme im zweistelligen Millionenbereich für die komplette Siedlung konnte die Stadt nicht zahlen. Horst-Peter Vennen, Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses sowie Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG, empfand den Verkauf der Britenhäuser gar als Skandal. Außerdem bezeichnete er die Häuser als "Pappkartons aus den 50er Jahren".

Mitte des Jahres war die Entwicklungsgesellschaft erneut in Gespräche mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben getreten. Die Absicht: Wenigstens auf der Fläche, auf der derzeit noch 94 ehemalige Briten-Häuser stehen, soll die Gewerbefläche des Nordparks erweitert werden. Über den geforderten Preis für das Areal mit den Immobilien mochte die Stadt keine Aussage machen.

(RP)
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