Mönchengladbach Aktionswoche zur seelischen Gesundheit

Mönchengladbach · Die Selfie-Bühne mit dem "Ich" im demonstrativ dicken Schriftzug wurde auf Anhieb gut angenommen. Das über zwei/ drei Stufen erreichbare Podest stand auf dem Alten Markt und war die witzige wie ebenso ernst gemeinte Einladung zu Selbstbewusstsein und Öffentlichkeit. Denn darum geht es auch in der Aktionswoche zu seelischen Gesundheit. Sie startete mit einem bunten Eröffnungsprogramm am Alten Markt. Bis zum 14. Oktober bietet die Woche an unterschiedlichen Orten zahlreiche kostenfreie Angebote von der Therapie mit Klangschalen, Übungen zu Atem und Achtsamkeit über Kunstausstellung und Lesung bis hin zum Schnuppernachmittag mit Therapiepferden und Infoveranstaltung zur qualifizierten Entzugsbehandlung als ein Projekt der LVR-Klinik.

 v. l.: Claudia Große, Anja Alaoui (Reha-Verein), Sabine Drabben (Sozialpsychiatrischer Dienst) und Schirmherrin Dörte Schall.

v. l.: Claudia Große, Anja Alaoui (Reha-Verein), Sabine Drabben (Sozialpsychiatrischer Dienst) und Schirmherrin Dörte Schall.

Foto: Wilms-Adrians

Organisiert hat die Aktionswoche der Gemeindepsychiatrische Verbund Mönchengladbach (GPV), der damit erstmals an der bundesweiten Woche zur seelischen Gesundheit teilnimmt. Der GPV ist ein Zusammenschluss von 20 Organisatoren, die Hilfen zur Behandlung und Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen anbieten. Stadt und LVR-Klinik sind von Anfang an als treibende Kräfte eingebunden. Mit der Aktion wollen die Veranstalter informieren und ein Zeichen gegen Vorurteile und die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen setzen. Zur Eröffnung am Alten Markt betonte Schirmherrin Dörte Schall: "Psychische Probleme sind kein Tabuthema, sondern eine Krankheit. Die Menschen können über eine solche Aktionswoche sehen, dass es Hilfe gibt, und sie sollen wissen, dass sie sich nicht zu spät kommen sollten. Es gibt etwa Angebote, um Kinder von betroffenen Eltern stark zu machen. Denn Kinder können ohne Hilfe ihre Bedürfnisse und Gefühle oft gar nicht äußern". Claudia Große, Psychiatriekoordinatorin der Stadt, verwies auf Kooperationspartner. So informierte die Polizei über Drogen im Straßenverkehr.

Am Infostand mit Betroffenen stellte sich die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen vor. Beim Stand der GPV vertrat Dieter Schax mit viel Engagement das Anliegen. Schax ist Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer des Reha Vereins und Gründungsmitglied des GPV. "Es ist wichtig, Psychiatrie und seelische Gesundheit mit ihren vielen Facetten öffentlich zu machen. In der Presse taucht das Thema nur nach schlimmen Ereignissen, nach Delikten auf. Das Dramatische gibt es natürlich auch, doch es macht nur einem kleinen Teil aus," erzählte Schax. Er plädiert dafür, eine seelische Behinderung anzuerkennen, und sich bewusst zu machen, dass auch Barrierefreiheit für psychisch erkrankte Menschen nötig ist. "Manche Menschen trauen sich nicht, in einen Bus einzusteigen. Das ist für sie die Barriere. Wir müssen uns fragen, wie kann man diesen Menschen helfen, und wie müsste die Gesellschaft beschaffen sein, um Menschen mit seelischer Behinderung ernst zu nehmen." Er betrachtet die Aktion und die damit verbundene Öffentlichkeit als "einen Meilenstein" auf diesem Weg. Infos und Programm: gpv-mg.de.

(anw)
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