Mönchengladbach Ärger um Knöllchen beim Trödelmarkt

Mönchengladbach · Jahrzehnte lang parkten Flohmarktbesucher auf einem Grünstreifen an der Trabrennbahn. Nie ist etwas passiert. Doch dann hagelte es auf einmal Knöllchen. "Abzocke" nennt das Josef Classen. "Wir halten das Gesetz ein", sagt die Stadt Mönchengladbach.

 Auf dem Grünstreifen neben dem Trödelmarktgelände soll das "wilde Parken" unterbunden werden.

Auf dem Grünstreifen neben dem Trödelmarktgelände soll das "wilde Parken" unterbunden werden.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Feilschen, Klönen, Schnäppchenmachen: Der Trödelmarkt an der Trabrennbahn ist für Josef Classen seit 20 Jahren eine feste Institution am Samstagmorgen. Regelmäßig fährt er mit seinem Sohn an die Krefelder Straße, um dort beispielsweise günstig Geräte für seinen Garten zu erstehen — aber auch, um mit den Händlern und Käufern ins Gespräch zu kommen. "Der Trödelmarkt hat für mich auch eine soziale Komponente", sagt der 73-Jährige.

 Den Falschparkern drohen Verwarnzettel oder Knöllchen.

Den Falschparkern drohen Verwarnzettel oder Knöllchen.

Foto: Reichartz,Hans-Peter(hpr)

Anfang Juli erlebte er jedoch eine böse Überraschung. Plötzlich zierte ein Knöllchen über 35 Euro seine Windschutzscheibe, obwohl er "seit zwei Jahrzehnten jeden Samstag an derselben Stelle parkt" — wie Dutzende andere Pkw auch. Besagte Stelle ist ein Grünstreifen an der Krefelder Straße, kurz vor der A 44 und dem Trödelmarktgelände. Schilder, die auf ein Parkverbot hinweisen würden, finden sich hier nicht. Deswegen hat er bei der Stadt auch Einspruch eingelegt. "Das ist doch Abzocke. Die Stadt versucht gerade nur, so viele Einnahmequellen wie möglich zu erschließen. Der Autofahrer ist doch sowieso schon die Milchkuh der Nation." Zahlen werde er nicht, sagt er. "Notfalls geht die Sache eben vor Gericht."

Um den Betrag selbst gehe es ihm nicht, sagt der 73-Jährige, der früher als Außendienstler für die Telekom arbeitete und bei der Arbeiterwohlfahrt ehrenamtlich eine Schachgruppe leitet. Er parke nun eben auf dem offiziellen Parkplatz, der einen Euro koste. Als Paradebeispiel für den "renitenten Rentner", als die Beschwerdeführer oftmals abgestempelt werden, taugt Classen also mitnichten. "Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich mich in dieser Form gegen etwas auflehne" — und zwar aus Prinzip. Ihm sei besonders das "Lächeln" der Politesse übel aufgestoßen, sagt Classen. Auf seinen Hinweis, bei dem Grünstreifen handele es sich keineswegs um eine schützenswerte Grünanlage, habe sie ihm geantwortet: "Das müssen Sie schon mir überlassen, was eine Grünanlage ist und was nicht."

Offiziell ist die Stadt im Recht. "Gem. §16 Abs. 1 Nr. 3 der Straßen- und Anlagenverordnung ist das Abstellen von Fahrzeugen in öffentlichen Grünflächen verboten", heißt es denn auch im Antwortschreiben des Ordnungsamts an den 73-Jährigen. Und auch Stadtsprecher Dirk Rütten sagt: "Wir müssen uns nicht rechtfertigen, dafür, dass wir die Gesetze einhalten."

Durch das häufige Parken seien die Flächen immer weiter beschädigt worden, heißt es im Antwortschreiben an Classen. woraufhin man umfangreichere Kontrollen angewiesen habe. Die fänden jetzt auch an anderen Stellen statt, zum Beispiel am Rheydter Stadtwald. Auf Classens Einwand, man könne am Grünstreifen an der Trabrennbahn doch einfach ein Parkverbotsschild aufstellen, um alle Autofahrer zu warnen, wird in dem Schreiben nicht eingegangen. Man könne jetzt nicht an jedem Grünstreifen Schilder aufbauen, sagt Dirk Rütten. Allerdings beobachtet der 73-Jährige seit drei Wochen, dass die städtischen Mitarbeiter dort mittlerweile, anstatt sofort Knöllchen zu verteilen, Verwarnzettel aushändigen.

(RP)
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