Gladbacherin nimmt 83 Kilo ab Der lange Weg zum Wohlfühlgewicht

Mönchengladbach · Jennifer Tröger wog einmal fast 300 Kilogramm, dann startete sie am Adipositaszentrum im Mönchengladbacher Krankenhaus Neuwerk eine ganzheitliche Therapie. Eine Magen-OP ist dabei nur der „kleinste Baustein“, sagen die Ärzte.

 Patientin Jennifer Tröger im Adipositas-Zentrum.

Patientin Jennifer Tröger im Adipositas-Zentrum.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Vor ihrer Operation brachte Jennifer Tröger fast 300 Kilogramm auf die Waage. Die damals 31-Jährige konnte kaum eine Treppe bewältigen. Auch nur der Gang zur nächsten Bushaltestelle war schwer erträglich, weil die Gelenke unter dem Druck schmerzten. Krämpfe kamen dazu – Jennifer Tröger entschloss sich, mit dem Adipositaszentrum Niederrhein im Krankenhaus Neuwerk Kontakt aufzunehmen. Nach umfassender Beratung wird klar: In ihrem Fall ist eine Magen-OP sinnvoll. Wir haben Jennifer Tröger damals vor der Operation kennengelernt und in regelmäßigen Abständen begleitet, haben erlebt, wie sie ihre Ernährung umstellte und wie sie wieder anfangen konnte, sich auch sportlich zu betätigen. Sogar den Traum einer USA-Reise konnte sie sich seitdem erfüllen. Eindrucksvolle 83 Kilo hat die gebürtige Gladbacherin abgenommen. Jetzt stagniert das Gewicht seit einiger Zeit.

„Das ist ganz normal“, sagt Tanja Siekmann, Fachkoordinatorin und Leiterin des Adipositaszentrums. Phasen des Stillstands kommen immer vor. Dann sollten sich die Patienten aber im Zentrum melden und das Gespräch suchen. „Es gibt viele Gründe dafür, dass das Gewicht nicht weiter sinkt“, sagt Siekmann. Zum Beispiel den paradoxen Effekt, dass Patienten zu wenig essen, um weiter abzunehmen. „Der Körper braucht auch Brennstoff, vor allem genug Eiweiß“, sagt die Fachkoordinatorin. Auch ein Umbauprozess kann der Grund für die Stagnation sein. Wird Muskelmasse aufgebaut, sinkt das Gewicht nicht weiter, trotzdem ist man beweglicher und gesünder. Jennifer Tröger geht jetzt einmal in der Woche zum Rehasport im Schwimmbad und nutzt die Gelegenheit auch noch zum Schwimmen. Die Tatsache, dass sie noch immer zum Teil unverhohlen angestarrt wird, ist ihr inzwischen egal. „Meinen Mann ärgert das mehr“, sagt sie.

Bewegung ist ein wichtiges Element der Behandlung. „Die OP ist nur ein Baustein, und zwar der kleinste“, betont Chefarzt Professor Frank A. Granderath, Spezialist für Viszeralchirurgie im Krankenhaus Neuwerk. Die strukturierte Nachsorge, die durch das Adipositaszentrum gewährleistet wird, sei extrem wichtig für den Erfolg der Therapie. Die Patienten sollten nach dem Eingriff nicht alleingelassen werden. „Die Operation ist eine Notbremse, die den Patienten ermöglichen soll, ins normale Leben zurückzukehren und ihr Gewicht durch entsprechende Ernährung und Bewegung einzupendeln“, erklärt der Chirurg. Es geht bei der Behandlung aber nicht etwa darum, ein Idealgewicht zu erreichen. „Es ist sinnvoll, ein Wohlfühlgewicht anzustreben“, beschreibt Tanja Siekmann das Therapieziel.

 So sah Jennifer Tröger vor der OP aus.

So sah Jennifer Tröger vor der OP aus.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Dass Übergewicht und Adipositas gesellschaftliche Probleme sind, zeigt nicht nur ein Blick auf die Besucher von Schwimmbädern und Fast-Food-Restaurants, auf Menschen auf Parkbänken oder im Auto, auch die Statistik des seit zehn Jahren existierende Adipositaszentrums Niederrhein spricht für sich. „Insgesamt haben wir etwa 300 Magen-OPs durchgeführt, davon allein 200 in den letzten drei Jahren“, sagt Granderath.

Adipositas, die Fettleibigkeit, wurde inzwischen als Krankheit anerkannt. Allerdings ist das noch nicht im Bewusstsein aller angelangt. Oft werde auf Diät und Sport verwiesen, weiß der Chefarzt. „Aber ab einem gewissen Punkt funktioniert das nicht mehr.“ Dann muss eine ganzheitliche Therapie her: Begonnen wird mit Ernährungsberatung, Bewegung und Verhaltenstherapie. Erst wenn diese Phase bewältigt wurde, genehmigen die Krankenkassen im Allgemeinen die Magen-OP. Jennifer Tröger hat all diese Schritte hinter sich. Jetzt macht sie die nächsten Schritte in der Kur.

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