Mönchengladbach Acht Stunden Musik und Tanz aus fünf Ländern im TIG

Mönchengladbach · Es ist ein eifriges Kommen und Gehen an diesem Samstagnachmittag und Abend in den Sälen des TIG, dem Theater im Gründungshaus, in Eicken. Familien sitzen in den Reihen vor der Bühne, kleine Kinder springen umher, der Eingangssaal ist von angeregten Gesprächen bei (internationalen) Speisen und Getränken erfüllt. Viele Nationen sitzen beisammen: Menschen aus Vietnam, der Türkei, Syrien, Portugal und Deutschland.

 Der Chor Quodlibet aus Rheindahlen trat bei "Musik mittendrin" ebenso auf wie türkische, syrische, kurdische und syrische Musiker.

Der Chor Quodlibet aus Rheindahlen trat bei "Musik mittendrin" ebenso auf wie türkische, syrische, kurdische und syrische Musiker.

Foto: Knappe

Mal sind die Reihen vor der Bühne prall gefüllt, mal leeren sie sich vorübergehend. "Musik mittendrin" ist kein klassisches Konzert, in dem man stets am gleichen Platz bleibt, diese Konventionen darf man bei dieser Veranstaltung ruhig über Bord werfen.

Die Volkshochschule mit Frank Füser, dem Fachbereichsleiter für Weiterbildung und Musik, hatte zu "Musik mittendrin" ins TIG eingeladen. Zum dritten Mal bereits fand am vergangenen Samstag das Musikevent statt, zu dem Füser Menschen aus den genannten Ländern, die in Mönchengladbach leben, aufgefordert hatte, sich mit ihrer Musik, ihrem Tanz auf der Bühne vorzustellen.

Fast acht Stunden Musik und Tanz, moderiert von Monika Hintsches: Das hat tatsächlich was von Marathon! Und einem lehrreichen dazu. Denn wo sonst bekommt man Tanz aus Vietnam zu sehen, nachdem man den Rheindahlener Chor Quodlibet gehört hat? Wo sonst kann man türkischer Folklore lauschen und zusehen, mit der der Deutsch-Türkische Freundschaftsverein aufwartete? Oder sich 40 Minuten lang kurdische Musik der Band Javan Al Hussein aus Syrien anhören. Wie fremd diese Musik für deutsche Ohren doch anmutet. Ohne die Möglichkeit, die Worte zu verstehen - es seien "keine politischen Parolen", so die Bandmitglieder in ihrer Anmoderation, sondern eine Erinnerung an die Kurden in Syrien - ist (nicht nur) der deutsche Zuhörer ganz auf die Melodie zurückgeworfen. Mal klingt es wie ein Klagelied, mal wirkt es wie ein Gespräch zwischen den beiden Sängern, mal wird es fröhlicher, bevor es wieder in eine Elegie zurückzukehren scheint. Das Publikum wird immer mehr von der Musik mitgerissen. Zwei Zuhörerinnen hält es nicht mehr auf ihren Sitzen, sie beginnen eine Art von Reigen zu tanzen, zu dem sich weitere Gäste zu gesellen. "Nein", antworten sie später auf die Frage, ob sie den Text verstanden haben, "wir sind türkische Kurden, wir verstehen den Text auch nicht ganz, aber fühlen uns durch die Melodie angesprochen."

Und ist das Textverständnis überhaupt wichtig?

Denn: Als im Anschluss die beiden Sänger von "Vollbard", Roger und David, der auch die Gitarre spielt, mit ihrem "Mittelalterfolk und Akustikpunk" aufwarten und deutsche balladeske Stücke vortragen, da rocken die türkischen, syrischen und alle anderen Zuhörer genauso mit wie vorher zur kurdischen Musik. Der Text ist Nebensache, die Performance zählt, der Rhythmus, der Klang. Musik ist eben eine internationale Sprache - und deshalb bestens zur viel zitierten Völkerverständigung geeignet, wie der Abend im TIG auf lockere und Laune machende Weise bewies.

(b-r)
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