Mönchengladbach Abteiberg als Startrampe für den Beruf

Mönchengladbach · Dem 80-jährigen Designer des Museums Abteiberg widmet das Haus eine Sonderausstellung. Mit "Alles ist Architektur" greift die Schau im Titel das künstlerische Credo Hans Holleins auf. Goldene Fahnen werben in der City für das Projekt.

 Aus einer Frankfurter Sammlung inszeniert das Museum Abteiberg eine Serie von Hämmern. Gestern lagen die meisten noch auf dem Boden. Ab Samstag hängen sie an der Wand und erinnern an eine Aktion Holleins 1976 in New York.

Aus einer Frankfurter Sammlung inszeniert das Museum Abteiberg eine Serie von Hämmern. Gestern lagen die meisten noch auf dem Boden. Ab Samstag hängen sie an der Wand und erinnern an eine Aktion Holleins 1976 in New York.

Foto: D. Ilgner

Für einen jungen Wiener Architekten und Künstler wurde der Abteiberg in Mönchengladbach zur Startrampe für seine Karriere. Seit 1972 arbeitete Hans Hollein, damals 38, an dem Auftrag, hier ein neues Museum für zeitgenössische Kunst zu errichten. Zehn Jahre später folgt die festliche Eröffnung. Und es folgten Auszeichnungen, internationales Lob und schließlich der angesehene Pritzker Award für Hollein.

 Kurator Wilfried Kuehn (Berlin) mit einem Architekturmodell, das Hans Hollein für einen Turm in der chinesischen Stadt Shenzhen entwickelt hat. Rechts Kuehns Mitarbeiter Samuel Korn.

Kurator Wilfried Kuehn (Berlin) mit einem Architekturmodell, das Hans Hollein für einen Turm in der chinesischen Stadt Shenzhen entwickelt hat. Rechts Kuehns Mitarbeiter Samuel Korn.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Am 30. März ist Hans Hollein 80 Jahre geworden. Der runde Geburtstag ist Anlass für die Stadt Mönchengladbach als Inhaber des Meisterstücks des Architekten, Designers und Publizisten, Hans Hollein eine Einzelausstellung auszurichten. Morgen, Samstag, 12 Uhr, wird im Museum Abteiberg die Ausstellung "Alles ist Architektur" zu Ehren Hans Holleins eröffnet. Oberbürgermeister Norbert Bude wird den Sohn des Wiener Architekten, Max Hollein, Direktor des Städel-Museums Frankfurt, und Dr. Ursula Sinnreich, Generalsekretärin der Kunststiftung NRW, begrüßen. Hans Hollein selbst wird nicht zur Eröffnung kommen. "Er ist gesundheitlich sehr geschwächt und daher nicht in der Lage zu reisen", erklärt Museumsdirektorin Susanne Titz.

Die Ausstellung ist umfänglich und vielgestaltig. Sie berichtet davon, was Hollein künstlerisch antreibt und inspiriert, nicht in chronologischer Darstellung der Highlights seines Schaffens. So bleiben seine anderen architektonischen Schwergewichte wie das Frankfurter "Tortenstück"-Museum oder das Glas- und Keramik-Zentrum in Teheran bei dieser Schau am Rande. Vielmehr spiegeln Holleins Entwürfe, Zeichnungen, Architekturmodelle und Collagen durch überlegte Kombination einen essayistischen Zugang zum Werk des Künstlers. "Hollein hat Architektur immer als Erweiterung des Körpers, auch als Erfordernis des Alltags begriffen", erläutert Kurator Prof. Wilfried Kuehn. Der 46-jährige Berliner ist selbst Architekt. Für Kuehn ist Hollein "der Vater des modernen Museums als Raum".

Der Titel "Alles ist Architektur" erinnert an Holleins erste Gladbacher Ausstellung im Alten Museum an der Bismarckstaße. Sie trug diesen Titel und widmete sich dem Thema Tod. Große Fototafeln zeigen Besucher, wie sie in einem inszenierten Gräberfeld mit Spaten Sand umgraben. Auf einem Bild halten nebeneinander Holleins Kollege und Vorgänger an der Düsseldorfer Kunstakademie, Joseph Beuys, und Gladbachs damaliger Kulturdezernent Dr. Busso Diekamp (85) Spaten in den Händen.

Erinnerungsspuren sind auch mit Dokumenten aus der Ausstellung "MAN transFORMS" 1976 in New York gelegt, und natürlich Entwürfe für das Museum Abteiberg, bei dem Holleins obsessive Idee des Flugzeugträgers eine Rolle spielte. Witzig der Nachbau des "Mobilen Büros" von 1969 in der Halle. Eine Schreibmaschine mit Telefon unter einer pneumatisch belüfteten Kunststoffhaube. Dahinein darf man sich den Künstler denken.

(RP)
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