Mönchengladbach Abstellgleis Hauptbahnhof

Mönchengladbach · Angepackt und nie vollendet? Viele Projekte in der Stadt kommen nicht voran. Die Rheinische Post nimmt sie in einer Serie unter die Lupe und sagt, wo es hakt und wie es weitergehen soll. Auftakt: die Hauptbahnhöfe.

Wie eine „Visitenkarte“ für die Stadt sehen die beiden Hauptbahnhöfe wahrlich nicht aus. Wer aus dem Regionalzug in Mönchengladbach aussteigt und Richtung Europaplatz geht, sieht wie der Putz von der Fassade am Empfangsgebäude bröckelt. In Rheydt kommt der Gast abends nur durch einen dunklen, schmuddeligen Tunnel raus.

Seit Jahren dringen die Lokalpolitiker auf eine Erneuerung der Bahnhöfe, vor allem die Sanierung des 1908 erbauten Hauptgebäudes am Europaplatz wird gefordert. Doch passiert ist nichts. Zwar hat die Bahn in einer „Modernisierungsoffensive“ das Innere des City-Bahnhofs gestrichen, neue Aufzüge, Hinweisschilder und Automaten installiert, doch die Außenfassade blieb unberührt. Wann es endlich losgehen soll, weiß keiner. Trotz mehrfacher Anfragen war eine Stellungnahme der Bahn nicht zu bekommen. Wie zu hören ist, stehen „vier bis fünf“ Bahnhöfe in NRW noch vor Gladbach auf der „Sanierungsliste“. Dabei hatten die Bahn-Manager eine Fertigstellung schon zur Hockey-WM versprochen hatten.

„Wir stehen vor rotem Signal“

Dabei hat die klamme Stadt Unterstützung zugesagt. Mit Genehmigung der Bezirksregierung übernimmt sie die Hälfte der Planungskosten (56 000 Euro) für die 2,6 Millionen Euro umfassende Sanierung. Doch wurden die Mittel gar nicht erst abgerufen. „Im Moment empfinde ich es so, dass wir vor einem roten Signal stehen und nicht weiterkommen“, sagte Oberbürgermeister Norbert Bude gegenüber der RP. „Nach unserer Zusage, uns an den Planungskosten zu beteiligen, sind diese jedoch bisher nicht abgerufen worden. Ich habe in einem Gespräch vor drei Wochen mit Bahnvertretern nochmals sehr deutlich angemahnt, dass wir mit unsere Zusage auch die klare Erwartungshaltung eines zügigen Planungsbeginn verbunden haben“, so Bude weiter. Auch der Gladbacher Bundestagsabgeordnete Dr. Günter Krings (CDU) ist mächtig angefressen. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, das die Bahn Mönchengladbach bewusst aufs Abstellgleis schiebt“, sagt er. Das hat Krings unlängst auch dem Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn, Ex-CSU-Wirtschaftsminister Otto Wiesheu, in einem Schreiben mitgeteilt. Eine Antwort ist bisher ausgeblieben.

Mit dem fehlenden Engagement der Bahn können sich die Gladbacher Politiker und Wirtschaftsvertreter wohl auch ihr zweites Lieblingsprojekt auf den Gleisen abschmieren. Die Anbindung der Vitusstadt an das Fernverkehrsnetz. Ein ICE-Zug wird weiterhin nur dann in Gladbach halten, wenn auf der Hauptstrecke zwischen Amsterdam und Köln Gleisarbeiten durchgeführt werden müssen.

(RP)
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