Mönchengladbach Absprung in eine zauberhafte Welt

Mönchengladbach · Heute Abend ist die Premiere des Circus Roncalli. Wir haben schon vorab einen Blick riskiert und die Artisten bei den Proben besucht.

Wenige Stunden noch, dann öffnet sich der Vorhang, dann feiert der Circus Roncalli seinen Saisonauftakt in Gladbach. Und während sich das Licht im Zelt langsam dimmt, die Musik des Roncalli Royal Orchestras in den Ohren klingt, während der Duft von frisch gemachtem Popcorn in die Nase steigt, dann steigt auch die Vorfreude im Sekundentakt - auf eine Show, die die Fantasie beflügelt und den Atem raubt.

 Die beiden Artisten-Brüder Gabor und Peter Csaszar (v.L.) lassen ihre Partnerin Cornelia Abran mit Hilfe der Wippe ordentlich durch die Luft wirbeln. Als Trio Csaszar begeistern sie die Zuschauer mit menschlichen Pyramiden, Sprüngen und sämtlichen Salti bis hin zum "Dreifachen".

Die beiden Artisten-Brüder Gabor und Peter Csaszar (v.L.) lassen ihre Partnerin Cornelia Abran mit Hilfe der Wippe ordentlich durch die Luft wirbeln. Als Trio Csaszar begeistern sie die Zuschauer mit menschlichen Pyramiden, Sprüngen und sämtlichen Salti bis hin zum "Dreifachen".

Foto: Jörg Knappe

Doch was für die Zuschauer reines Vergnügen ist, ist für die Artisten mit Schwerstarbeit verbunden. Ein Tag bei den Proben des Circus Roncalli offenbart: So leicht und mühelos Salti, Flickflacks und Luftnummern in der Show auch ausehen, im voll ausgeleuchteten Zelt gleichen sie schweißtreibendem Hochleistungssport.

Seit mehr als 20 Jahren trainiert das Trio Csaszar zusammen. Für ihren hochtourigen Schleudergang wurden die Artisten aus Ungarn bereits mit zahlreichen Auszeichnungen überhäuft. Trotzdem kommen Cornelia Abran und die Brüder Gabor und Peter Csaszar ordentlich ins Keuchen, als sie bei den Proben immer und immer wieder die gleiche Übung durchgehen: Cornelia Abran steht rückseitig auf einer Wippe. Die beiden Brüder auf der anderen Seite. Allen dreien ist die Konzentration im Gesicht deutlich anzusehen. Kein Ton wird gesprochen. Der Blick geht starr geradeaus. Dann steigt Peter Csaszar auf ein Metallgerüst neben der Wippe und lässt sich aus einer Höhe von rund zwei Metern auf das Brett fallen. Cornelia Abran fliegt, fliegt mit einem doppelten Salto durch die Luft, ehe sie auf den Schulter von Gabor Csaszar landet.

Ein faszinierendes Schauspiel, doch für die erfahrenen Artisten anscheinend nicht faszinierend genug. Sie sprechen viel miteinander, stimmen sich ab - verstehen kann ich die Worte auf Ungarisch nicht. Doch sofort geht Cornelia Abran wieder auf ihren Platz am Ende der Wippe. Noch mal und noch mal wird diese Nummer geübt.

Zwischendurch lockern die drei Schleuderkünstler ihre Muskeln. Sie lassen die Schultern kreisen, strecken die Arme empor. Offenbar gehört auch ein Rückwärtssalto aus dem Stand zum Entspannen, den Peter Csaszar während seiner Dehnungen macht. Kurze Verschnaufpausen - doch die Anstrengung ist den Artisten nach zehn Durchgängen anzusehen.

Und nicht jedes Mal läuft die Nummer reibungslos ab. Einmal hat Cornelia Abran zu viel Schwung bei ihrem Sprung. Sie fliegt zu weit, landet nicht präzise auf den Schultern des Partners und fällt kopfüber nach vorne. Ein Schreckensmoment, doch auch das haben die Artisten bereits tausendfach geübt. In Sekundenschnelle greift Peter Csaszar beherzt nach der Frau, packt Beine und Taille, um Cornelia Abran kontrolliert zu Boden zu führen.

Offen gesprochen, ringt es mir den größten Respekt ab, dass die ungarische Artisten daraufhin anstandslos wieder auf ihre Position am Ende der Wippe geht.

Nochmals drei Durchgänge später: Cornelia Abran hebt wieder zum Sprung an. Sie fliegt so hoch wie nicht zuvor. Und der Puls steigt abermals an. Diesmal jedoch ist es keine Panne: Die Künstlerin macht eins - zwei - drei Salti und landet genau auf den Schultern des Partners. "Gratulacio!", ruft Peter Csaszar begeistert. Das kann sogar ich verstehen - und nachempfinden. Ein Kuss auf die Wange von Gabor Csaszar folgt. Das Trio hat seine Nummer perfektioniert und ist bereit, sie heute dem Publikum zu zeigen.

Bejubelte Artisten in der Manege können auch Kinder aus Mönchengladbach werden. Der Circus Roncalli ruft gemeinsam mit der Rheinischen Post junge Nachwuchstalente zwischen sechs und zwölf Jahren auf, ihre Darbietung per Video an unsere Redaktion zu schicken. Gleich ob Clownerie, Zauberei oder Akrobatik - aus allen Beiträgen werden die zwei besten ausgewählt. Die siegreichen Kinder dürfen dann beim Tag der offenen Tür am Sonntag, 19. März, in der Manege des Circus Roncalli auftreten und ihr Talent live vor Publikum zeigen.

(beaw)
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